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12 Bewertungen
81.3% Bewertung
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    Ein großer Brite

    Ein historisches Biopic vom Amtsantritt von Churchill und dem Beginn des 2. Weltkrieges. Der britische Premier (Gary Oldman) kämpft an drei Fronten: gegen Widerstände in der eigenen konservativen Partei, für die militärische Unterstützung durch die USA und für einen Befreiungsschlag gegen die vorrückende deutsche Armee, die bei Dünkirchen einen Großteil der Briten eingeschlossen hat. Das ist das zentrale Thema, ohne dass es breitgewalzt wird. Zu diesem Thema gibt es genug eigene Filme. Hier sind es die politischen und diplomatischen Probleme, auf die sich Regisseur Joe-Abbitte-Wright konzentriert. Und dabei spielt Gary Oldman eine Glanzrolle. Er zeigt überzeugend, dass der große Brite aufbrausend cholerisch war, aber auch einfühlsame Seiten besaß. Da kommt seine Ehefrau Clementine (Kristin Scott Thomas) ins Spiel. Sie wäscht ihm gelegentlich auch schon mal gründlich den Kopf, wenn es sein muss. Ganz anders seine junge Sekretärin Miss Layton (Lily James), die dicht am Wasser gebaut ist. Mit ihr liefert sich Oldman menschlich bewegende Szenen. Sie erklärt dem Premierminister die landläufige Bedeutung des Siegeszeichens mit Zeige- und Mittelfinger (V).
    Von Churchills Redetalent bleibt nur die im Unterhaus im Gedächtnis, in der er den Insulanern ‘ Blut, Schweiß und Tränen‘ (Blood, Sweat and Tears) verspricht. Aber auch ihren Patriotismus anstachelt. (‘Soll die Hakenkreuzfahne etwa über dem Buckingham Palast wehen?‘) Eine rhetorische Frage, die aber ihren Zweck erfüllt. Ob Churchill wirklich in der U-Bahn gefahren ist und sich nach der Volksmeinung erkundigt hat, ist ein gelungener dramaturgischer Kniff des Drehbuches. Fakt ist, dass die Briten ihren größten Staatsmann bei Kriegsende trotz seines Erfolges abgewählt haben.
    Ein historischer Stoff ist unterhaltsam verpackt und gewährt diplomatische und menschliche Einblicke.
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    06.06.2020
    13:39 Uhr
  • Bewertung

    Der Film ...

    ... wird getragen von der übermächtigen Präsenz Gary Oldman's in der Darstellung des Winston Churchill. (sämtliche Auszeichnung zu Recht verdient)
    Besondere Highlights sind Lily James in ihrer Darstellung seiner Sekretärin/Schreiberin und die Szene in der U-Bahn mit den - über den Krieg und den Kampf für die 300.000 Soldaten in Dünkirchen - ahnungslosen britischen Bürger.
    Die Interaktion mit diesen "einfachen" Menschen ließ Churchill nachdenken über sein Handeln... und seine innere Zerrissenheit irgendwie überwinden

    Erwähnenswert ist hier auch die grandiose Leistung der Maskenbildner (Oscar!) ... Gary Oldman war im Großteil des Films nicht zu erkennen.
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    25.07.2018
    08:03 Uhr
  • Bewertung

    Gary Oldman lässt alles Andere alt aussehen

    Interessant, dass innerhalb nur eines Jahres gleich zwei Filme eine Geschichte rund um die beinahe gescheiterte Evakuierung der britischen Soldaten in Dünkirchen erzählen - doch sie könnten unterschiedlicher nicht sein. In Christopher Nolans unterkühlt-distanzierten Bilderepos tickt die Uhr unaufhörlich und in diesem Biopic rund um den wohl berühmtesten Premierminister Großbritanniens scheint die Zeit ständig stehen zu bleiben - immer, wenn er auf der Leinwand erscheint, geht es nur noch um ihn. Das gibt der beeindruckenden Leistung von Gary Oldman in der Hauptrolle die Bühne frei um sich unbehelligt von sonstigen Ablenkungen zu entfalten. Der Rest des Filmes war für mich aber überraschend zäh, langatmig und dramaturgisch spröde. Die Tragik dieser wahrlich dunkelsten Stunde in der Geschichte blieb für mich völlig in der Distanz, emotional sehr weit weg. Ironisch, irgendwie, dass man in Kombination mit "Dunkirk" einen umso besseren Eindruck bekommt. Man sollte sich die beiden Filme möglichst zeitnah aufeinander anschauen, das tut beiden einen großen Dienst.
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    03.03.2018
    20:46 Uhr
  • Bewertung

    must-see

    Gary Oldman at his best. Sämtliche Nominierungen sowie Auszeichnungen sind definitiv verdient.
    10.02.2018
    19:12 Uhr
  • Bewertung

    Dunkirk, Pt. 3

    Nachdem es im letzten Jahr mit "Ihre beste Stunde" und "Dunkirk" schon zwei heraussragende Filme über die Geschehnisse rund um Dünnkirchen gegeben hat, kommt nun schon der dritte: Diesmal aus der Perspektive des britischen Premierministers - und es ist m.E. der beste!
    Offensichtlich sehnen sich die Briten (und wir alle?) nach Geschichten und Zeiten zurück, wo Poiltiker noch mutige (und rückblickend) richtige Entscheidungen getroffen haben.
    Die Dramaturgie des Churchill-Films ist (sagen wir einmal:) konventionell, aber sie verfehlt ihre Wirkung nicht. Und Gary Oldman ist schlicht ungalublich.
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    20.01.2018
    09:20 Uhr
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    Ein Königreich für eine Bulldoge

    Exklusiv für Uncut
    Das Jahr 2017 ist vorbei und lässt uns mit einigen fantastischen Filmen zurück. Eines der Highlights des letzten Kinojahres war ohne Zweifel „Dunkirk“, der Film über die Rettung von rund 300.000 britischen Soldaten mit Hilfe einer Flotte von Zivilschiffen. Nun begrüßt uns das Kinojahr 2018 im Jänner gleich mit einem anderen großartigen Film, der sich ebenfalls mit Dunkirk beschäftigt, nur diesmal von der anderen Seite.

    Das britische Parlament und das Volk sind mit ihrem Premierminister Neville Chamberlain mehr als unzufrieden und erwarten seinen Rücktritt. Zu schwach und zu tatenlos reagierte er auf die Bedrohungen des Dritten Reiches. Als Chamberlain sich gedemütigt und geschlagen zurückziehen muss, eröffnet sich die Frage nach einem Nachfolger. Für Chamberlain, die anderen Mitglieder der Partei und König George VI wäre Außenminister Viscount Halifax die erste Wahl. Jedoch wird die Oppositionspartei kaum mit ihm in Verhandlungen treten, da er offensichtlich die Politik von Chamberlain gleich fortführen würde. Einzig und allein Winston Churchill, ein Politiker der sowohl bei König als auch der eigenen Partei in Verruf steht, ist möglich. Churchill sieht sich konfrontiert mit der unaufhaltsamen Armee Hitlers, der Kapitulation der Franzosen und dem Einkesseln der eigenen Truppen bei Dunkirk. Voller Zweifel und Sorgen versucht er sein Land durch die dunkelsten Stunden zu führen.

    Joe Wright ist ein Regisseur, der seinen eigenen Stil im Theater gefunden hat. Damit ist nicht gemeint das er als Theaterregisseur sein Handwerk gelernt hat (wobei er durchaus früh Kontakt zu Theater hatte), sondern dass seine Filme wie Theater konstruiert sind und dies ist im besten Sinne des Wortes gemeint. Wright schafft die beachtliche Leistung, Filme zu kreieren, die eindeutig vom Theater inspiriert sind, ohne jemals zu vergessen was sie sind, nämlich Filme. Wrights Filme wie „Anna Karenina“ borgen sich Ideen, Zugänge und Inszenierungsansätze aus dem Theater und würde dennoch in der Art niemals als solches funktionieren. „Die dunkelste Stunde“ ist hierbei keine Ausnahme. In atmosphärischen und klar komponierten Bildern führen uns Wright und sein Kameramann Brunno Delbonnel durch diese dramatischen Wochen. Bereits die erste Szene führt uns per Vogelperspektive in das Parlament, fast wirkt das Bild schwarz-weiß durch die überwältigende Anzahl an Männern in Anzügen der selben Farbe. Langsam bewegt sich die Kamera runter, begibt sich unter die Politiker und lauscht gespannt einer Rede. Wright und Delbonnel gelingt es in dieser ersten Kamerafahrt die Energie und die Wichtigkeit dieser Diskussionen einzufangen. Später schaffen es die Bilder gekonnt und klar, Churchill in all seiner Macht und all seine Verzweiflung zu porträtieren. Wenn in Dunkirk die Kampfhandlungen nah, eng, chaotisch und panisch sind, erlebt man in „Die dunkelste Stunde“, eine aus der Vogelperspektive, geordnete, unnahbare Zerstörung. Nicht mehr als Nadeln, die auf einer Karte bewegt werden.

    Winston Churchill war einer der wichtigsten Politiker des 20ten Jahrhunderts, da brauchte es einen angemessenen Schauspieler, der die britische Bulldogge, wie ihn in die Russen nannten, zu porträtieren. Es hätte wohl kaum jemand besseres werden können als Garry Oldman. Bereits als die ersten Bilder mit Make-Up und Kostüm veröffentlich wurden, war die Zuversicht groß, dass Oldman der richtige Mann ist. Die Auszeichung mit dem Golden Globe ist absolut nachvollziehbar und gerecht. Oldman spielt diese Persönlichkeit nuanciert und gefühlvoll, aber genauso voller Energie, Wut und Verzweiflung. Der Film scheut sich auch nicht, Churchill in seinen widerwärtigsten Momenten zu zeigen, wenn er ohne Zögern 4000 Mann opfert. Jedoch liegt in diesen Momenten keine Bösartigkeit, keine Verachtung von Leben, ja nicht einmal der eiserne Wille zu gewinnen, sondern die ständige Frage was das Richtige ist. Man erlebt einen Mann der geplagt ist von Zweifeln und der einfach nur das Beste für sein Land will. Umgeben von einem fantastischen Cast, hervorzuheben wären noch Lily James als seine Schreiberin und Ben Mendelssohn als König George VI, entfaltet sich dieses Drama. Beide haben fantastisch inszenierte und hochemotionale Szenen mit Oldman, die noch nachhallen werden. Besonders eine Szene mit Lily James, in welcher, Churchill, zum ersten Mal wirklich emotional erkennt was seine Befehle zu Folge haben, ist ein Highlight des Filmes.

    An vielen Stellen wirft der Filme spannende und ungemein aktuelle Fragen auf. Wenn Churchill in einer Ansprache das Volk über den Stand des Krieges belügt, um Hoffnung zu schüren oder wenn eben 4000 Männer geopfert werden um 300.000 zu retten, erkennt man mit welchen Entscheidungen jene Menschen leben müssen. Die zentrale Frage, nämlich jene, ob sich England mit Friedensgesprächen zu einer Puppe des Dritten Reiches machen würde, oder ob es lieber kämpfend untergehen würde, beschäftigt alle möglichen Charaktere und wirft einen spannenden Blick auf die Frage ob Gewalt tatsächlich niemals die Lösung ist und was Patriotismus ist und ausmacht; für sein Land zu sterben oder für sein Land zu leben?

    Es ist beeindruckend, wie gekonnt Wright es schafft, Churchills berühmteste Waffe zu verfilmen, nämlich seine Worte. Worte spielen eine ungeheuer große Rolle in diesem Werk und beurteilen damit absolut richtig, wie essentiell sie für Churchills Erfolg waren. Man sieht, wie die Reden geschrieben werden, wie an ihnen gearbeitet wird, wie er an ihnen verzweifelt und wie er und alle anderen Hoffnung an ihnen Schöpfen können. Die Worte werden gebrüllt und in die Welt geschrien. Sie haben Energie, Macht und Wirkung. Dies wird weiter verstärkt durch das exzellente Sounddesign, das kleinen Bewegungen und Geräuschen eine unheimliche Präsenz verleiht, die weiter zu der Atmosphäre des Filmes beitragen.

    „Die dunkelste Stunde“ ist ein mehr als gelungener Film, der ab und zu seine Längen hat, die jedoch mehr als verzeihbar sind in Anbetracht dessen, was der Film alles richtig macht. Wenn die letzten Worte in diesem Film fallen, werden sie noch einige Zeit später in den Köpfen der Zuschauer wieder auftauchen.
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    10.01.2018
    09:33 Uhr