Komatöse Damen und ihre liebenden Männer, Putzfrauen mit eklatanten Eheproblemen, Kitschautorinnen mit Selbstzweifeln, schwangere Nonnen und schwule Priester, Mütter und Töchter im Dauerclinch und nachtragende Rollstuhlfahrer, aber stop, dies führt zu nichts. Denn allein schon das Personal des spanischen Regie-Zauberers PEDRO ALMODÓVAR überfordert jeden redlichen Inhaltisten gehörig. Zu exotisch, zu bizarr mutet es an. Von den labyrinthischen, geradezu hysterischen Plots ganz zu schweigen. Und doch liegt hier der Kern dieses schrillbunten Oeuvres. Versteht es doch kein Zweiter, wie ALMODÓVAR noch das Überdrehteste durch Sensibilität, das vermeintlich Abseitige durch Schönheit zu veredeln, Außenseiter der Gesellschaft in exemplarische Personae gratae zu verwandeln.
Nun hat Ufa fast alles, was der Maestro, von der Aufbruchsstimmung der Post-Franco-Ära bis heute, gedreht hat, in einer schönen Box versammelt. Und auch wenn Perlen wie die dunkle Eros-und-Thanatos-Studie „Matador“ fehlen, kann sich der Aficionado doch aufs Leidenschaftlichste seiner Obsession ergeben und der ALMODÓVAR-„Anfänger“ oder -Unkundige so richtig schön up to date bringen: Von frühen Kleinoden wie „Labyrinth der Leidenschaft“ und „Das Kloster zum heiligen Wahnsinn“ über ALMODÓVAR-Klassiker wie „Átame - Fessle mich!“ und „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ bis zu reifen Spätwerken wie „Alles über meine Mutter“ und „Sprich mit ihr“! Wer da nicht zugreift, ist selbst vom Wahnsinn befallen … und zwar von einem durch und durch unheiligen! (MacGuffin)
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