Alles steht Kopf

Bewertung durch Harry.Potter  70% 
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Forumseintrag zu „Alles steht Kopf“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (02.11.2015 21:20) Bewertung
Die "Ich, das Monster"-AG
Vor einer ganzen Weile schon bezauberte der Regisseur Pete Docter sein Publikum mit der spritzigen und bis ins kleinste Detail liebenswert-verspielten Geschichte von den Monstern und ihrem aberwitzigen Energiesammelprogramm und durfte sogar die edlen Filmfestspiele von Cannes eröffnen. Er ist gewiss einer, der sich mit Animationsfilmen auskennt und nichts dem Zufall überlässt . Und ganz offenbar liegt ihm nicht nur sehr viel an seiner Heimat Minnesota, sondern auch daran, Kinder glücklich zu machen und den Erwachsenen eine Lehre zu erteilen, was sie dabei alles falsch machen. Ganz eindeutig gibt es für mich daher eine Verbindung zwischen "Monsters Inc." und "Inside out", denn auch diesmal geht es darum, dass es das Beste ist, wenn sich Kinder glücklich und geborgen fühlen. Eindeutig gereift ist die Docter-sche Lehrstunde diesmal ausgefallen, räumt er doch schließlich ein (soviel kann gefahrlos verraten werden), dass es zum Menschsein gehört, in die eigene Persönlichkeit auch das Gefühl des Traurigseins zu integrieren, an dem man ungleich mehr zu reifen vermag als dem reinen Dauerfeuer von "Happy Peppi". Die Leere, die sich hinter dem bedingungslosen Lachen-Müssen verbirgt zu entlarven und dabei, so nebenbei-lässig, auch noch wirklich gut zu unterhalten, ist das große Verdienst dieses Filmes, der, genauso nebenbei bemerkt, von Kindern sicher erst ab einem gewissen Alter wirklich verstanden werden wird.Denn für die Kleinen sind die bunten Kügelchen samt der vielen Gags in hoher Frequenz sicherlich lustig und kurzweilig. Für die Größeren jedoch erscheint der Film von Minute zu Minute nervöser und konnte mich nicht gänzlich davon überzeugen, dass er nicht von etwas ablenken möchte. Vielleicht ist es das Wissen, sich mit diesem psychologischen Thema wirklich gut auszukennen und es sich auf eine bestimmte Weise zum Animationsthema gemacht zu haben, hinter die es scheinbar kein Zurück mehr gibt und dabei gleichzeitig zu wissen, dass man ganz schön viel mitbringen muss, um alle Anspielungen, die es da gibt, zu erkennen und richtig zu deuten. Quasi zur Sicherheit müssen sich die Charaktere im Rileys Kopf daher mit der Daueranimation des Filmpublikums beschäftigen anstatt einfach ihre Geschichte zu erzählen. Das ist eine Zeit lang lustig anzusehen, aber beginnt zu nerven, sobald man es erkannt hat. Im übrigen verspricht der Trailer zum Film einen weitgehend anders aufgebauten Film, wenn es um die Auseinandersetzung beim Abendessen geht, in der die Hauptquartiere im Kopf aller Figuren ins Spiel gebracht werden. Im Film selbst geht es mit Ausnahme genau jener Szene (eine der besten im ganzen Film) nur um Rileys Psyche. Wer in die Köpfe der anderen blicken will, muss bis zum Abspann warten, den man als Erwachsener mit Kindern im Kino wohl kaum mehr sehen wird - Stichwort: Klo, Sitzfleisch etc. So bleibt nach diesem Film also ein prinzipiell gewiss positiver, aber dennoch enttäuschter Eindruck zurück - allen großen Momenten der Emotion und der Unterhaltung zum Trotz.
 
 

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