Foxcatcher

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Anzahl der Bewertungen 12

Forumseintrag zu „Foxcatcher“ von r2pi


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r2pi (12.02.2015 17:34) Bewertung
the reel story
die kinoversion von john du pont und dem "team foxcatcher": dave und mark schulz sind brüder, beide olympiasieger im wrestling – und doch steht der kleine mark immer im schatten des älteren, seine erfolge werden eher dem genetischen familienerbe oder daves effizienten trainingsmethoden zugeschrieben als eigenen anstrengungen und eigenem talent. da kommt die einladung des exzentrischen multimillionärs, mit ihm auf seinem foxcatcher-anwesen zu trainieren, gerade recht. fernab vom älteren bruder – "dave lässt sich nicht kaufen", dave bleibt daheim – scheint sich bald eine patronistisch-freundschaftliche beziehung zu entwickeln. doch die scheinbare idylle währt nicht lange...

bennett miller verdichtet diese mordsgeschichte zu einem eifersuchtsdreieck: mark, der seinen status als liebling an den doch noch hinzugekommenen dave verliert, der familienmensch dave, dessen interessen vorrangig marks leistungen gilt und john dupont, immer schon unberechenbarer kontrollfreak, possessiv, übergriffig und voller narzisstischer kränkungen... allerdings gibt einem das sehr zurückhaltende drehbuch wenig hinweise auf handlungsmotive. instinktiv zucken wir mit mark vor den ausbrüchen johns zurück, ziehen uns zurück – ahnen schreckliches, werden aber um nichts klüger aus dem kinosaal entlassen.

die "real story", zuhause nachgelesen, mag ein paar antworten mehr bereit halten. was mir bleibt, ist jedenfalls die verwunderung über manche drehbuchentscheidungen; die frage, was ich mir von diesem film eigentlich (besser) erwartet hätte – und die erinnerung an lange landschaftseinstellungen, einen ruhigen, fast trägen duktus und die darstellung eines psychopathen, dessen charakter am ende mehr im dunkel liegt als je.
 
 
Lex217 (10.02.2015 11:25)
Runde Sache!
Nominiert für 5 Oscars, vom Regisseur von "Capote" und dem im Kino eher untergegangenen "Money Ball", erzählt "Foxcatcher" die wahre Geschichte der Ringer Mark und Dave Schultz und ihres Sponsors John Du Pont.

"Foxcatcher" ist ein düsteres, trostloses, dennoch intensives Stück Film, das vor allem von den tollen Darstellern lebt. Gleichzeitig ist das Drehbuch präzise, kein Wort zuviel oder zuwenig, und der rar eingesetzte Score sehr atmosphärisch.
Es ist ein ausgesprochen ruhiger, und auch schweigsamer Film, die wenigen Sportszenen brechen das nur bedingt auf, sind aber ebenso intensiv. Großer Respekt vor Ruffalo und Tatum, die als Wrestler eine sehr gute Figur machen und sich sehr intensiv vorbereitet haben müssen!

Steve Carell ist zu Recht als bester Hauptdarsteller nominiert, er ist fast nicht erkennbar und mit minimalem Einsatz von Sprache, Gestik und Mimik äußerst gruselig und schwer zu erfassen. Mark Ruffalos Nominierung kann ich nicht so 100% unterstützen, aber auch er spielt gut und glaubwürdig. Allerdings finde ich es hoch ungerecht, dass leading man Channing Tatum nicht nominiert wurde, der in so gut wie jeder Szene ist und eine hervorragende Leistung bringt, extrem glaubwürdig und sehr berührend gerade in den limitierten Ausdrucksmöglichkeiten seines Mark Schultz.

Worum es in "Foxcatcher" geht, muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. Es ist in jedem Fall eine starke Charakterstudie, in der sich die Machtverhältnisse immer wieder verändern und in der sich das meiste zwischen den Zeilen abspielt.

Für mich ist der Film eine absolut runde Angelegenheit. Ich kann einfach nichts daran bemängeln. Ganz ganz toll.
 
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r2pi (12.02.2015 17:45) Bewertung
channing tatum
vorstellbar gewesen wäre nur eine nominierung als bester nebendarsteller - allerdings hat die männlich dominierte academy mit einem durchschnittsalter von 63 jahren nicht gerade viel übrig für fesche junge "hengste".

(was andererseits auch ihr faible für junge, fesche schauspielerinnen erklärt...)

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