Forum zu Foxcatcher

6 Einträge
12 Bewertungen
74.2% Bewertung
  • Bewertung

    Überraschender Steve Carell

    Foxcatcher ist sehr schwer für mich zu kritisieren, da der Film auf der einen Seite durch die tolle Leistung der einzelnen Schauspieler brilliert. Hier sticht besonders Steve Carell heraus, der den philantropischen und psychopathischen John Du Pont spielt. Da ich Carell bis dato nur in lustigen Rollen kannte, in denen er immer einen quirligen oder schusseligen Helden spielte, war ich sehr positiv von seiner Leistung überrascht. Channing Tatum und Mark Ruffalo spielen auch sehr gut, aber kommen nicht an die Leistung von Carell heran.
    Negativ habe ich den Patriotismus empfunden, der sich durch den ganzen Film zieht. Für mich war dieser doch zu dick aufgetragen.
    Auch wirft der Film mehr Fragen bzgl. der Geschichte rund um Du Pont und die Schulz Brüder auf, als er beantwortet. Neben dem Patriotismus sieht man im Film immer wieder lange Landschaftsaufnahmen, wodurch ich mir eine andere Intention des Filmes erwartet habe.
    Das Ende kommt doch ein wenig überraschend und lässt den Zuseher fast komplett alleine damit stehen.
    Alles in allem, überzeugt der Film durch die Schauspieler bzw. die Maskenbildner jedoch nicht durch die Story.
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    20.02.2015
    22:07 Uhr
  • Bewertung

    American Dream

    Steve Carell als psychisch labiler Ringer-Enthusiast.

    John E. du Pont will gründet auf der Foxcatcher Farm, am Gelände seines Familienanwesens ein Trainingszentrum für Nachwuchsringer mit dem ehemaligen olympischen Gold-Medaillisten Mark Schwartz. Er steigert sich immer mehr in dieses Vorhaben hinein, einerseits um Amerika als guter Patriot etwas zurückzugeben, andererseits um sich vor seiner Mutter zu beweisen.

    Steve Carell verkörpert Du Pont großartig - perfekte Maske, perfektes Gehabe! Ich kann aber keinen Funken Sympathie für diesen Menschen aufbringen. Ein Mann, der in seinem Leben nie etwas erreicht hat, zumindest in den Augen seiner Mutter, wendet sich seiner Pflicht als guter Amerikaner zu und engagiert sich für den Nachwuchsport.
    Channing Tatum stakst stehts in Bodybuildermanier durch die Gegend, sieht gut aus, wenn er sein Hemd auszieht und portraitiert einen jungen Mann, der sich von Geld blenden lässt. Seine Naivität ist oft fragwürdig, wird aber von seinem Bruder, gespielt von Mark Ruffalo, etwas ausgeglichen. Dieser ist anscheinend der vernünftigste Mensch in der ganzen Partie, er lebt glücklich mit Frau und Kinder - zumindest für eine gewisse Zeit.

    Ich kann mich leider nicht ganz mit diesem Film anfreunden, zu viel Pathos, zu uninteressante Geschichte und zu viel Umerica (was natürlich dazu gehört). Steve Carell ist überzeugend, unsympathisch bleibt er mir trotzdem.
    Ich würde Foxcatcher wahrscheinlich nicht empfehlen - irgendwie *läuft* der Film nicht, die Story stockt immer etwas.
    ohhoney_0ded0e006c.jpg
    20.02.2015
    21:44 Uhr
  • Bewertung

    the reel story

    die kinoversion von john du pont und dem "team foxcatcher": dave und mark schulz sind brüder, beide olympiasieger im wrestling – und doch steht der kleine mark immer im schatten des älteren, seine erfolge werden eher dem genetischen familienerbe oder daves effizienten trainingsmethoden zugeschrieben als eigenen anstrengungen und eigenem talent. da kommt die einladung des exzentrischen multimillionärs, mit ihm auf seinem foxcatcher-anwesen zu trainieren, gerade recht. fernab vom älteren bruder – "dave lässt sich nicht kaufen", dave bleibt daheim – scheint sich bald eine patronistisch-freundschaftliche beziehung zu entwickeln. doch die scheinbare idylle währt nicht lange...

    bennett miller verdichtet diese mordsgeschichte zu einem eifersuchtsdreieck: mark, der seinen status als liebling an den doch noch hinzugekommenen dave verliert, der familienmensch dave, dessen interessen vorrangig marks leistungen gilt und john dupont, immer schon unberechenbarer kontrollfreak, possessiv, übergriffig und voller narzisstischer kränkungen... allerdings gibt einem das sehr zurückhaltende drehbuch wenig hinweise auf handlungsmotive. instinktiv zucken wir mit mark vor den ausbrüchen johns zurück, ziehen uns zurück – ahnen schreckliches, werden aber um nichts klüger aus dem kinosaal entlassen.

    die "real story", zuhause nachgelesen, mag ein paar antworten mehr bereit halten. was mir bleibt, ist jedenfalls die verwunderung über manche drehbuchentscheidungen; die frage, was ich mir von diesem film eigentlich (besser) erwartet hätte – und die erinnerung an lange landschaftseinstellungen, einen ruhigen, fast trägen duktus und die darstellung eines psychopathen, dessen charakter am ende mehr im dunkel liegt als je.
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    12.02.2015
    17:34 Uhr
  • Bewertung

    Runde Sache!

    Nominiert für 5 Oscars, vom Regisseur von "Capote" und dem im Kino eher untergegangenen "Money Ball", erzählt "Foxcatcher" die wahre Geschichte der Ringer Mark und Dave Schultz und ihres Sponsors John Du Pont.

    "Foxcatcher" ist ein düsteres, trostloses, dennoch intensives Stück Film, das vor allem von den tollen Darstellern lebt. Gleichzeitig ist das Drehbuch präzise, kein Wort zuviel oder zuwenig, und der rar eingesetzte Score sehr atmosphärisch.
    Es ist ein ausgesprochen ruhiger, und auch schweigsamer Film, die wenigen Sportszenen brechen das nur bedingt auf, sind aber ebenso intensiv. Großer Respekt vor Ruffalo und Tatum, die als Wrestler eine sehr gute Figur machen und sich sehr intensiv vorbereitet haben müssen!

    Steve Carell ist zu Recht als bester Hauptdarsteller nominiert, er ist fast nicht erkennbar und mit minimalem Einsatz von Sprache, Gestik und Mimik äußerst gruselig und schwer zu erfassen. Mark Ruffalos Nominierung kann ich nicht so 100% unterstützen, aber auch er spielt gut und glaubwürdig. Allerdings finde ich es hoch ungerecht, dass leading man Channing Tatum nicht nominiert wurde, der in so gut wie jeder Szene ist und eine hervorragende Leistung bringt, extrem glaubwürdig und sehr berührend gerade in den limitierten Ausdrucksmöglichkeiten seines Mark Schultz.

    Worum es in "Foxcatcher" geht, muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. Es ist in jedem Fall eine starke Charakterstudie, in der sich die Machtverhältnisse immer wieder verändern und in der sich das meiste zwischen den Zeilen abspielt.

    Für mich ist der Film eine absolut runde Angelegenheit. Ich kann einfach nichts daran bemängeln. Ganz ganz toll.
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    10.02.2015
    11:25 Uhr
    • Bewertung

      channing tatum

      vorstellbar gewesen wäre nur eine nominierung als bester nebendarsteller - allerdings hat die männlich dominierte academy mit einem durchschnittsalter von 63 jahren nicht gerade viel übrig für fesche junge "hengste".

      (was andererseits auch ihr faible für junge, fesche schauspielerinnen erklärt...)
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      12.02.2015
      17:45 Uhr
  • Bewertung

    Träger Film mit tollen Schauspielern

    1987. Der geltungssüchtige John du Pont (Steve Carell) gehört zur reichsten Familie der USA. Auf dem Familienanwesen in Pennsylvania richtet er ein Trainingszentrum für Ringer ein, um sich im Glanz ihrer Goldmedaillen sonnen zu können. Besonderes Interesse hat er an den Brüdern Dave (Mark Ruffalo) und Mark Schultz (Channing Tatum), die beide schon 1984 Olympiasieger wurden.

    „Foxcatcher“ ist ein Hybrid. Teils Sportfilm, aber dafür ist er nicht genug am Wettkampf selbst interessiert. Teils Psychodrama, aber dafür schafft er es zu selten, unter die Oberfläche einzutauchen. Teils Tragikomödie, aber dafür ist er nicht spitz genug. Wenn dann der Regisseur verlauten lässt, kaum eine Szene sei ohne Improvisationen entstanden, kommt der Eindruck der Konzeptlosigkeit auf. Wie schon bei Bennett Millers Erstling „Capote“ verlässt man den Kinosaal mit Fragezeichen im Kopf. Was wollte uns der Film jetzt eigentlich sagen? Ist das gutes, intelligentes Kino ohne formelhafte Kausalketten oder doch ziellos dahinmäandrierendes Atmosphärenkino? Man wähnt sich ständig im Build-up zur Eskalation, aber die kommt dann so lapidar daher, dass man sich um sein emotionales Investment betrogen fühlt. Und ohne Katastrophe ist es nun einmal bloß ein Film über die Trainingsbedingungen von Weltklasseringern.

    Eines hat der Film mit „Capote“ gemein: Er gibt seinen Hauptdarstellern Platz zu glänzen. Steve Carell erinnert in der Maske des unansehnlichen „Ornithologen, Philatelisten und Philanthropen“ ein wenig an Dr. Evil. Sein John du Pont bleibt rätselhaft - es wäre eigentlich der Job des Films, hinter seine Fassade blicken zu lassen, aber darin scheitert er. Leicht kränkbare Eitelkeit, Cäsarenwahn und tragische Einsamkeit sind ihm an der hoch getragenen Prothesennasenspitze anzusehen, das Verhältnis zur alten Mutter (Vanessa Redgrave, er nennt sie „Mutter“, das verheißt seit Norman Bates nichts Gutes) ist ein äußerst heikles.
    Channing Tatum gibt den jüngeren Ringer Mark, dessen mangelnde sprachliche Ausdrucksfähigkeit ihn als tumbe, aber ehrliche Persönlichkeit erscheinen lässt. Ganz groß ist Mark Ruffalo als sein älterer Bruder, Mentor und Ersatzvater Dave – ein nachdenklicher, bodenständiger Mensch, der brüderliche Fürsorge ausstrahlt. Die Oscarnominierung hat sich Ruffalo mit diesem Glanzstück seiner Wandlungsfähigkeit redlich verdient. Aber was nützen alle schauspielerischen Leistungen, wenn der Film selbst hinterherhinkt?

    Erwähnenswert am FM4-Screening im Wiener Filmcasino war das Gespräch mit dem FM4-Nachrichtenredakteur Steve Chaid, dessen ringender Bruder Dan als Teil des „Team Foxcatcher“ einige Monate auf der Foxcatcher Farm lebte. So lernte Steve auch die Schultz-Brüder kennen und konnte mit Anekdoten aus erster Hand aufwarten. Nach einigen Drinks im Wiener Bermudadreieck kam Dave Schultz etwa einmal auf die Idee, den Stephansdom zu besteigen, ließ es dann aber zum Wohle beider doch bleiben.
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    04.02.2015
    17:43 Uhr