The Lucky One

Bewertung durch patzwey  60% 
Durchschnittliche Bewertung 54%
Anzahl der Bewertungen 5

Forumseintrag zu „The Lucky One“ von patzwey


patzwey_83fc2ada0d.jpg
patzwey (27.04.2012 00:24) Bewertung
Kitschiges Liebesdrama

„The Lucky One“ – Das ist Zac Efron in seiner Rolle als Logan, der während des Irak-Krieges ein Foto einer schönen, unbekannten Frau auf dem Schlachtfeld findet. Wie ein Schutzengel beschützt ihn die mysteriöse Schönheit in weiterer Folge und geleitet ihn durch Explosionen, Gewalt und Terror des Krieges. Der Kriegsheld schwört sich, nach seiner Rückkehr in die gelobte Heimat diesen Schutzengel zu suchen, um sich zu bedanken. Doch als er der gesuchten Beth nach langer Reise gegenübersteht, fehlen ihm die Worte und anstatt ihr die Geschichte zu erzählen, nimmt er eine freie Stelle auf Beths Hundehof an, um den sie sich gemeinsam mit ihrer Großmutter kümmert – die Geschichte einer großen Liebe ist somit vorprogrammiert.

Mit Kitsch wird dabei vom Anfang bis zum Ende nicht gespart. Trotz seines Kriegstraumas ist Logan der perfekte Mann: Er sieht gut aus, ist kräftig, hilfsbereit und fleißig. Er kann alles reparieren, ist der perfekte Ersatzvater für Beths Sohn, ist ein grandioser Hundetrainer, spielt virtuos Klavier und beschäftigt sich leidenschaftlich mit Philosophie. Dabei ist sein Charakter schon wieder so superheldenhaft überzeichnet, dass man diesen Heldenperfektionismus gar nicht ernst nehmen kann. Wie den gesamten Film, muss man somit auch diese Hauptfigur mit einem kleinen Augenzwinkern betrachten. Ein Augenzwinkern, das es auch braucht, um dieser seichten, streng nach Formel geschriebenen und extrem verkitschten Geschichte - mit all ihren stereotypen Charakteren - etwas abgewinnen zu können.

Die Geschichte beginnt als oberflächliches Sozialdrama über einen heimkehrenden Kriegshelden. Wie seinerzeit bereits John Rambo, hat auch Logan große Probleme mit der Reintegration in die Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die seine Taten würdigt, ihn als Kriegsheld feiert, aber ihn irgendwie nicht in ihrer Nähe haben will. Auch wenn in weiterer Folge sowohl Logan, als auch Beth immer wieder mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert werden, sind diese trivialen Pseudoansätze sehr billig - was im Film wirklich zählt ist die Zelebrierung des Romantischen. Eine Romantik, die in der Figurenzeichnung beginnt und sich über Handlung und Bildsprache in die Herzen des Publikums frisst. Dabei hat der Film alles, was es für eine 0815-Traumwelt braucht und strotzt nur so vor stereotyper Charakterzeichnung: Ein perfektes Liebespaar, ein süßes Kind, eine fürsorgliche Mutter und ein mit dutzenden schlechten Eigenschaften belasteter böser Nebenbuhler, bilden das bereits sehr oft gesehene klischeehafte Leinwandensemble.

Was zählt sind auch die kleinen romantischen Momente, wie beispielsweise der erste Kuss, oder das erste Mal. Im Strudel dieser überzeichneten Lovestory, läuft man sogar Gefahr zu übersehen, dass der Film über weite Strecken einfach still steht - es passiert rein gar nichts, die Handlung kommt nicht voran und erstickt in (teilweise gut kaschierter) Trivialität. Die Geschichte könnte genauso der Feder von Rosamunde Pilcher entsprungen sein und „The Lucky One“ würde mit Christine Neubauer, Christiane Hörbiger und Albert Fortell besetzt, perfekt in die ORF2 Prime Time passen.

Letztendlich ist „The Lucky One“ ein durchschnittliches Liebesdrama, das es versteht Trivialität und Kitsch durch extreme Überzeichnung gut zu verkaufen. Es handelt sich um einen Film, der mit altbewährten Tricks und einem charismatischen Hauptdarsteller auf die Gefühle des Publikums abzielt und durchaus auch zum Träumen einlädt. Aufs Träumen sollte man sich auch besser einlassen und die Geschichte mit dem nötigen Augenzwinkern betrachten. Tut man das nämlich nicht, sorgt das ebenso formelhafte, wie vorhersehbare und langweilige Drehbuch für einen recht bitteren Beigeschmack.
 
 

zum gesamten Filmforum von „The Lucky One“
zurück zur Userseite von patzwey