The Ides of March

Bewertung durch r2pi  80% 
Durchschnittliche Bewertung 82%
Anzahl der Bewertungen 9

Forumseintrag zu „The Ides of March“ von r2pi

r2pi_f4e09adb6c.jpg
r2pi (20.12.2011 13:37) Bewertung
"... denn brutus ist ein ehrenwerter mann"
"Integrität. Werte. Gewissen. Wer all das für wertvoll hält, sollte besser nicht in die Politik gehen - eine Lektion, die der Consulter Stephen (Ryan Gosling) auf die harte Tour lernt, als er sich im Wahlkampf für einen Präsidentschaftskandidaten (George Clooney) engagiert..."

genau das schreiben zwar alle, genau das ist es aber eben _nicht_: dass die politik "kein mädchenpensionat" ist ist ja hinlänglich bekannt, und clooney bringt diesbezüglich auch keine neuen einsichten – so gesehen wäre der film eher ein – wenn auch elegant inszenierter – flop. was die "iden" dennoch spannend macht ist, dass der angeblich ja so idealistische, aber leider "desillusionierte" und "deshalb" auf rache sinnende politberater bereits von anfang an (!) nicht an diese hehren werte geglaubt, und seinen job vielmehr als egoboost missbraucht hat; im gegensatz zum fehlbaren, aber grundsätzlich aufrechten morris/clooney und zum alten pr-haudegen mit prinzipien philip seymour hoffman. eine latente, auch darstellerisch spürbare spannung zwischen rhetorik und ethik, von der ersten einstellung (goslings sprechprobe) bis zum letzten sardonischen grinsen.
 
 
  r2pi_f4e09adb6c.jpg
r2pi (20.12.2011 13:41) Bewertung
oder: die laus im pelz?
wo “farragut north“ (metro-station im washingtoner lobbyisten- und think-tank-viertel, und titel des zugrunde liegenden theaterstücks), inspiriert vom demokratischen vorwahlkampf howard deans 2004 – während dessen deans campaign advisor öffentlich seine dienste dem nächst besten angetragen hat, sollte dean nicht das rennen machen – ein schlaglicht speziell auf die US-innenpolitik richtet, erweitert clooney die “iden“ zu einer allgemeiner gültigen studie über rückgrat und verrat, über vertrauen und loyalität, und über den – gewaltigen – unterschied zwischen “mistake“ und “choice“.
im gegensatz zu "der kandidat" – “the best man“ (1964), der mit der ansicht schließt dass die fähigkeit, und die bereitschaft zu unethischem verhalten ein unerlässliches instrument des machterhalts ist – ein wohl bedauerndes statement über verlorene oder nie gelernte integrität neuer (?) politikergenerationen, die zwar das handwerk des manipulierens und des schönen scheins aus dem effeff beherrschen, aber moralisch zutiefst verrottet sind.

nicht zu vergessen der cast: großartig gosling und das gesamte, hochkarätige ensemble – der regisseur weiß was schauspieler leisten können, und gibt ihnen genug zeit und gelegenheit das beste aus sich rauszuholen.

zum gesamten Filmforum von „The Ides of March“
zurück zur Userseite von r2pi