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9 Bewertungen
81.7% Bewertung
  • Bewertung

    Ermordung der Menschlichkeit

    Das ist wieder mal einer der besseren Filme von und mit George Clooney. Was den Titel betrifft so ist das nur für die Zielgruppe der gebildeten Zuschauer interessant oder für die, die Herrn Google fragen.
    Clooney spielt den Gouverneur Morris, der sich um das Amt des amerikanischen Präsidenten bewirbt. Wir werfen einen Blick hinter die Wahlkampfkulissen. Da wird mit harten Bandagen gekämpft: es gibt Lagerwechsel, Erpressung und Mord. Stephen Meyers (Ryan Gosling) arbeitet für Morris und schläft mit der jungen Praktikantin Molly (Evan Rachel Wood). Die hat es auch mit dem Gouverneur getrieben und ist von ihm schwanger.
    Nach einer Abtreibung, die Stephen für sie bezahlt, wird Molly tot aufgefunden. Wer’s war ist klar. Meyers kann nun Morris erpressen.
    Nach langer Anlaufzeit kommt endlich Spannung in den Plot. Zuvor hatten sich die gegnerischen Wahlkampfleiter bekriegt: Philip Seymour Hoffman für die Morris-Truppe und Paul Giamatti für den Gegenkandidaten Pullman. Journalistin Ida (Marisa Tomei) versucht ihr eigenes Süppchen zu kochen, wird benutzt, wenn’s einem in den Kram passt und fallen gelassen wie die besagte Heiße Kartoffel, wenn nicht.
    Skrupellosigkeit feiert fröhliche Urständ. Hier ist der Mensch dem Menschen ein Wolf. Trotz dieser schmutzigen Geschäfte im Hintergrund dreschen die Politiker weiterhin in der Öffentlichkeit leere Phrasen von Anstand, Respekt und Loyalität. Höhepunkt ist der geschliffene Dialog zwischen Moor und Meyers, bei dem klar wird, dass dem Wahlkampfleiter handfeste Beweise fehlen und der Gouverneur volles Risiko geht, weil er ahnt, dass Meyers nichts gegen ihn in der Hand hat. Er kann ihn nur zu seinem leitenden Mitarbeiter befördern. Trotz aller eiskalten Gerissenheit lässt das Drehbuch, an dem Clooney mitgearbeitet hat noch jede Menge Emotionen zu.
    Nette Verbeugung vor Alfred Hitchcock: am Ende holt eine neue, junge Praktikantin Kaffee.
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    09.09.2019
    19:00 Uhr
  • Bewertung

    "... denn brutus ist ein ehrenwerter mann"

    "Integrität. Werte. Gewissen. Wer all das für wertvoll hält, sollte besser nicht in die Politik gehen - eine Lektion, die der Consulter Stephen (Ryan Gosling) auf die harte Tour lernt, als er sich im Wahlkampf für einen Präsidentschaftskandidaten (George Clooney) engagiert..."

    genau das schreiben zwar alle, genau das ist es aber eben _nicht_: dass die politik "kein mädchenpensionat" ist ist ja hinlänglich bekannt, und clooney bringt diesbezüglich auch keine neuen einsichten – so gesehen wäre der film eher ein – wenn auch elegant inszenierter – flop. was die "iden" dennoch spannend macht ist, dass der angeblich ja so idealistische, aber leider "desillusionierte" und "deshalb" auf rache sinnende politberater bereits von anfang an (!) nicht an diese hehren werte geglaubt, und seinen job vielmehr als egoboost missbraucht hat; im gegensatz zum fehlbaren, aber grundsätzlich aufrechten morris/clooney und zum alten pr-haudegen mit prinzipien philip seymour hoffman. eine latente, auch darstellerisch spürbare spannung zwischen rhetorik und ethik, von der ersten einstellung (goslings sprechprobe) bis zum letzten sardonischen grinsen.
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    20.12.2011
    13:37 Uhr
    • Bewertung

      oder: die laus im pelz?

      wo “farragut north“ (metro-station im washingtoner lobbyisten- und think-tank-viertel, und titel des zugrunde liegenden theaterstücks), inspiriert vom demokratischen vorwahlkampf howard deans 2004 – während dessen deans campaign advisor öffentlich seine dienste dem nächst besten angetragen hat, sollte dean nicht das rennen machen – ein schlaglicht speziell auf die US-innenpolitik richtet, erweitert clooney die “iden“ zu einer allgemeiner gültigen studie über rückgrat und verrat, über vertrauen und loyalität, und über den – gewaltigen – unterschied zwischen “mistake“ und “choice“.
      im gegensatz zu "der kandidat" – “the best man“ (1964), der mit der ansicht schließt dass die fähigkeit, und die bereitschaft zu unethischem verhalten ein unerlässliches instrument des machterhalts ist – ein wohl bedauerndes statement über verlorene oder nie gelernte integrität neuer (?) politikergenerationen, die zwar das handwerk des manipulierens und des schönen scheins aus dem effeff beherrschen, aber moralisch zutiefst verrottet sind.

      nicht zu vergessen der cast: großartig gosling und das gesamte, hochkarätige ensemble – der regisseur weiß was schauspieler leisten können, und gibt ihnen genug zeit und gelegenheit das beste aus sich rauszuholen.
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      20.12.2011
      13:41 Uhr
  • Bewertung

    Spannender Politthriller, prominent besetzt

    Zwischendurch gibt es immer wieder Filme, die sich schonungslos direkt mit dem wahren Gesicht der US-amerikanischen Politik auseinandersetzen und die Falschheit und Doppelmoral anprangern. Diesmal haben sich George Clooney und Leonardo DiCaprio als Produzenten eines Vorwahlkampfes der Demokraten im US-Bundesstaat Ohio angenommen, Clooney hat auch Regie geführt und spielt eine Hauptrolle neben dem höchst talentierten (und seit kurzem Globe-Nominierten) Ryan Gosling als Politstrategen unter Druck. Wer "The West Wing" mit Begeisterung verschlungen hat wie ich, wird hier genauso auf seine Rechnung kommen, allerdings mit einigen Fragen nachhause geschickt. Die Patina des Präsidentenamtes und der Pathos des Wahlkampfes bekommen einen ordentlichen Kratzer ab. Eine kurze Lektion in Politik mit (leider) vielen Wahrheiten, da bin ich mir sicher, noch dazu großartig gespielt, spannend inszeniert nach einem intelligenten Drehbuch. Ein wirklich toller Film für Freunde des Genres und für Kenner der US-Innenpolitik und des Wahlsystems. Für die Globes durchaus ein realistischer Kandidat, vor allem, weil die Auslandspresse, die den Preis vergibt, tendenziell politisch kritisch eingestellt ist. Das könnte dem Film zu gute kommen - er hätte es aber eigentlich nicht nötig, weil er auch so überzeugt.
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    17.12.2011
    21:53 Uhr