127 Hours

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Forumseintrag zu „127 Hours“ von Heidi@Home


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Heidi@Home (16.02.2011 11:55) Bewertung
127 Hours
„127 Hours“ erzählt die wahre Geschichte des Bergsteigers Aron Ralston, der 2003 bei einer seiner Wanderungen einen folgenschweren Unfall erleidet: beim Klettern im Gebiet des Blue John Canyons stürzt er ab und ein großer Felsbrocken klemmt seinen rechten Arm ein. Ralston bleibt fünf Tage im Canyon gefangen; fünf lange Tage in denen er darum kämpft, sich aus dieser Lage zu befreien, fünf Tage, die seinen ganzen Überlebenswillen und seinen Mut fordern.

Das Abenteuer von Ralston – im Film von James Franco verkörpert– ist zweifelsohne unheimlich faszinierend und inspirierend. Für einen Filmemacher ist es aber eine große Herausforderung, diesen Plot in 90 Minuten auf die Leinwand zu transferieren, denn die tatsächliche Geschichte spielt sich vornehmlich im Kopf des Verschütteten ab. Regisseur Danny Boyle, dessen letzter Film der große Oscarabräumer „Slumdog Millionaire“ war, hat eigentlich zwei Möglichkeiten: Ralstons Aufenthalt im Canyon minutiös und detailliert nachzuzeichnen oder die Zeit im Canyon nur als Rahmenhandlung zu konzipieren und dazwischen, in Rückblenden, den Charakter von Ralston näher zu beleuchten und von seiner Vergangenheit zu erzählen. Das würde Boyle die Gelegenheit geben, Interaktion mit anderen Personen in den Film einzubauen. Für zweiteren Weg hat sich beispielsweise Sean Penn in seinem brillianten Film „Into The Wild“ entschieden, ebenfalls eine wahre Geschichte über einen Abenteurer, der, wie Ralston, in der Wildnis gefangen ist.

Boyle schwankt: eigentlich, so hat man das Gefühl, will er sich auf den Mann im Felsen konzentrieren, aber dazu ist er zu quirlig. Boyle ist kein Regisseur, dem Langsamkeit und Kontemplation in die Wiege gelegt worden sind, ob er sich nun mit indischen Lebenskünstlern („Slumdog Millionaire“) oder schottischen Drogenabhängigen („Trainspotting“) beschäftigt. Also haben wir auf der einen Seite den Mann im Canyon, andererseits Splitscreens wie in „Dallas“, wandernde Wolken im Zeitraffer und Action Shots wann auch immer die Gelegenheit dafür günstig ist. Boyle will zwar zeigen, dass Ralston von der schnelllebigen Welt draußen in die stille Natur flüchtet, erzeugt aber in seinen Bildern permanent neue Dynamik. Für weitere Abwechslung sollen Ralstons Visionen sorgen: wenn er sich an seine Eltern, seine Schwester, seine Freunde oder seine Ex-Freundin zurückerinnert. Doch auch diese Einschübe bleiben flach und nichtssagend, außer, dass seine Mutter Angst um ihren waghalsigen Sohn hat, erfährt man nicht viel über Aron, was man nicht schon vorher gewusst hat.

James Franco bringt als Extremkletterer in einer Zwangslage eine sehr gute Leistung und ihm ist es zu verdanken, dass „127 Hours“ in manchen Momenten doch funktioniert. Im Großen und Ganzen enttäuscht der Film aber; zumindest mich – generell ist das Kritikerecho sehr positiv und der Film verzeichnet sechs Oscarnominierungen, unter anderem für den besten Hauptdarsteller und den besten Film.
 
 

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