Carlos - Der Schakal

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Forumseintrag zu „Carlos - Der Schakal“ von sky_76

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sky_76 (09.11.2010 10:28) Bewertung
Faktengetreuer als alle Biografien und dennoch ein guter Film
Carlos (R: Olivier Assayas, F/D 2010)

Positiv überrascht hat mich dieser fünfeinhalb(!) Stunden dauernde Film.

Beachtlich ist die gute schauspielerische Leistung der Darsteller. Edgar Ramirez verkörpert Carlos von den Anfängen als junger, urbaner Marxist über seine Phase in der PFLP in welcher er sich selbst beinahe als Pop-Ikone inszeniert bis dorthin wo er beginnt, sein eigenes Netzwerk aufzubauen. Dabei erfährt man förmlich als Zuschauer wie leicht der schmale Grat von Befreiung über Revolution bis Terror überschritten werden kann. Carlos wird am Ende Teil eines Systems oder noch eher eines Werteverständnisses, welches er ursprünglich wohl abgelehnt hätte (Waffenschiebereien und internationale "Beziehungen").

Auch wenn einiges aus den 70er Jahren aus heutiger Sicht unrealistisch wäre (z.B. dass 5 verdächtige Typen mit Ledermäntel und Taschen einfach so in die OPEC Konferenz reinplatzen können oder man auf dem Flughafenklo eine Bazooka zusammenbauen kann) behält der Inhalt von "Carlos" auch heute seine Gültigkeit. Damals Kalter Krieg & Geheimdienst - heute Diplomatie & gezielte Tötung.

Assayas hätte sich meiner Meinung nach nicht so genau den Fakten unterwerfen müssen. Die verschiedenen Momente im Leben von Carlos wirken dadurch aber noch viel stärker weil sie nicht Instrumentarium einer einzuhaltenden Dramaturgie sind. Wir sehen Carlos auch als Privatmensch, im Urlaub mit Frau und Kind am Strand.
 
 

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