Wall Street - Geld schläft nicht

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Forumseintrag zu „Wall Street - Geld schläft nicht“ von r2pi


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r2pi (27.10.2010 22:16) Bewertung
the mother of all evil
nein, die “mother of all evil” ist nicht “speculation”, sondern “ignorance” – nicht zu wissen, und sich nicht drum zu scheren, welche kollateralschäden exzessiv-selbstsüchtiges handeln verursacht. leider weiß stone nicht nur keine antworten zu geben (in einem interview gab er sich selbst “rat- und sprachlos“), er stellt auch nicht die richtigen fragen.

er stellt eigentlich gar keine fragen: “einen gordon gekko wird es immer geben“ (der fehler im system “kapitalismus“ sei der korrupte mensch), und “jedes platzen einer blase birgt in sich die chance auf einen neuanfang“ – fatalistisches, bitteres appeasement.

ich weiß nicht was mich zorniger macht: die krise, so wie sie abgelaufen ist – oder dieser film, und dieser regisseur. eine filmemacher, der sich überrascht (!!!) gezeigt hat, wie sehr die in WS1 “als ausgeburt des bösen angelegte“ figur des gekko zur identifikations-ikone für die angehenden juppie-makler mutiert ist: ist das eine schamlose lüge, oder versteht stone wirklich so wenig von filmemachen, und von rezeption (ich weiß nicht was schlimmer ist…)? WS2 hat nicht einmal ein moralisches gegengewicht mehr: gekko darf sich, unwidersprochen und weinerlich, über seine gefängnisstrafe beklagen – und im happy (??) ending sogar den ehemals verspielten familienanschluss wieder erkaufen.
 
 
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r2pi (27.10.2010 22:19) Bewertung
verspielt
und: schon der zeitrahmen 2008 ist unglücklich gewählt – mittlerweile geht es ja nicht mehr um finanzielle krisen und marode banken, sondern um den kollaps ganzer staaten und staatssysteme. aber ein „politischer“ filmemacher, der so wenig zutrauen in die intelligenz eines (am thema) interessierten und vielfach persönlich betroffenen publikums hat, dass er, anstatt eine knallharte analyse der gesellschaftlichen und politischen rahmenbedingungen zu bieten (die “gier“ erst hoffähig gemacht haben), dieses mit plattitüden zur tulpenblase abspeist – und dafür mit einer halbgaren liebesgeschichte (konzession an den mainstream?) und einem vater-verliert-sohn-familiendrama abschmalzt – nun, der hat jeden kredit verspielt…

“verspielt“ auch die illustration der laufenden ereignisse mittels retro-montagen, die zuweilen (die anruferin während der autofahrt) ins lächerliche abdriften; dazu die musik, marke alte feel-good-hadern, die befremdlich-unpassend mehr das gehirn beschäftigt als die szenerie. aber auch: schön fotografierte (lange!) dialogsequenzen ohne störende musikuntermalung. schauspielerisch steckt douglas, trotz seiner abgespeckten rolle, den unbedarft-bubihaften labeouf in die tasche – mit einer hochgezogenen augenbraue, und ohne eine dialogzeile kommentiert er eine ganze szene, gibt er ein (abschätziges) statement zum charakter seines gegenübers.

trotzdem: alles in allem eine brave nacherzählung des finanzcrashs, harmlos, apolitisch, und in jeder hinsicht zu vergessen.
 
r2pi (27.10.2010 22:19)
verspielt
und: schon der zeitrahmen 2008 ist unglücklich gewählt – mittlerweile geht es ja nicht mehr um finanzielle krisen und marode banken, sondern um den kollaps ganzer staaten und staatssysteme. aber ein „politischer“ filmemacher, der so wenig zutrauen in die intelligenz eines (am thema) interessierten und vielfach persönlich betroffenen publikums hat, dass er, anstatt eine knallharte analyse der gesellschaftlichen und politischen rahmenbedingungen zu bieten (die “gier“ erst hoffähig gemacht haben), dieses mit plattitüden zur tulpenblase abspeist – und dafür mit einer halbgaren liebesgeschichte (konzession an den mainstream?) und einem vater-verliert-sohn-familiendrama abschmalzt – nun, der hat jeden kredit verspielt…

“verspielt“ auch die illustration der laufenden ereignisse mittels retro-montagen, die zuweilen (die anruferin während der autofahrt) ins lächerliche abdriften; dazu die musik, marke alte feel-good-hadern, die befremdlich-unpassend mehr das gehirn beschäftigt als die szenerie. aber auch: schön fotografierte (lange!) dialogsequenzen ohne störende musikuntermalung. schauspielerisch steckt douglas, trotz seiner abgespeckten rolle, den unbedarft-bubihaften labeouf in die tasche – mit einer hochgezogenen augenbraue, und ohne eine dialogzeile kommentiert er eine ganze szene, gibt er ein (abschätziges) statement zum charakter seines gegenübers.

trotzdem: alles in allem eine brave nacherzählung des finanzcrashs, harmlos, apolitisch, und in jeder hinsicht zu vergessen.
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r2pi (27.10.2010 22:31) Bewertung
inside job
wer sich für die hintergründe des crashs/finanzsystems interessiert, der sei an die doku INSIDE JOB verwiesen; ebenfalls in cannes aufgeführt – und hoffentlich bald einmal anzusehen:

http://www.time.com/time/specials/packages/article/0,2 8804,1988868_1988866_1990114,00.html

http://www.salon.com/entertainment/movies/film_salon/2 010/05/19/cannes_ferguson

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