Zurück im Sommer

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Forumseintrag zu „Zurück im Sommer“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (10.02.2008 23:56) Bewertung
Gruppentherapie mit Starbesetzung für Schlaflose

Wer eines schönen Abends Schwierigkeiten hat, einzuschlafen und bereits alle Hausmittel ausprobiert hat, dem sei dieser Film wärmstens ans Herz gelegt, denn er wird in einem solchen Falle gewiss für Wunder sorgen. Denn er verspricht gleich auf zweifache Weise Erfolg: entweder gleitet man ins sanfte Land der Träume, weil einen die Langeweile packt und die Ruhe der Inszenierung erdrückt oder man entscheidet sich, lieber die eigenen Sorgen anzupacken als noch zusätzlich welche aus dem Film zu übernehmen. Wie auch immer: trotz zahlreicher Stars wie Julia Roberts, Willem Dafoe, Carrie-Ann Moss oder Emily Watson kommt der Film einfach nicht vom Fleck. Kaum ist der tragische Autounfall passiert, dreht sich die Handlung im (Familien-)Kreis herum oder schwenkt wie ein langsam tickendes Metronom zwischen der schwierigen Vergangenheit von Michael (Ryan Reynolds), der ständig unter der Kritik und dem Druck seines Vaters (Willem Dafoe) zu leiden hatte und seiner Gegenwart mitsamt einer auf der Kippe stehenden Ehe (seine Frau: Carrie-Ann Moss). Der Mechanismus, mit dem sich Vater und Sohn ständig gegenseitig fertig machen, ist schnell herausgefunden: angesichts dessen, dass sie keine Nähe zu einander aufbauen können, ist die einzige Form, sich gegenseitig ihre Liebe zu zeigen, auf den anderen los zu gehen und ihn zu kritisieren. Sind sie gezwungen, für einander da zu sein, kracht es, mitunter im wörtlichen Sinne.

Ryan Reynolds und auch die anderen Ensemblemitglieder geben sich redliche Mühe, die Geschichte voran zu treiben, was ihnen aber leider nicht gelingt. Reynolds verdient sich in der Rolle des erwachsenen Michael zumindest neue Erfahrungspunkte im dramatischen Fach und wirkt durchaus glaubwürdig, wenn auch äußerlich emotionslos. Julia Roberts und die anderen polieren den Abspann mit ihren Namen auf, ihr Ehemann Danny Moder für die Kameraführung verantwortlich, gibt sich ebenfalls keine Blöße.

Trotzdem fühlt sich das Gesamtwerk an wie eine Gruppentherapie, bei der alle kaputten Beziehungen der einzelnen Personen (und möglicherweise auch die eine oder andere im Publikum) ausgegraben werden, egal, ob es die Betreffenden eigentlich wollen oder nicht und alle miteinander am Ende erleichtert nachhause gehen können. Ein Film mit einer gewiss gut gemeinten Botschaft und einigen durchaus guten Zutaten, bei denen am Ende des Kochvorgangs leider aber trotzdem kein Tafelspitz heraus kommt.
 
 

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