The Walker

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Forumseintrag zu „The Walker“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (13.02.2007 23:58) Bewertung
Keep walking, you won’t miss much

Paul Schrader ist bei der heurigen Berlinale in der Internationalen Jury, präsentiert aber trotzdem auch seinen neusten Film “The Walker”. Ein mit Lauren Bacall und Woody Harrelson prominent besetztes Gesellschaftsdrama, in dem auch der Gewinner des Silbernen Bären vom vergangenen Jahr, Moritz Bleibtreu, eine Nebenrolle spielt. Schrader interessierte sich für dieses Thema, wie er bei der Pressekonferenz erzählt, unabhängig von “American Gigolo” mit Richard Gere, den er schon vor einigen Jahren drehte. Es ging ihm auch nicht darum, einen politischen Film zu drehen, der mit dem amerikanischen Kabinett oder der Verlogenheit von Politikern abrechnet, sondern um eine Charakterstudie. Und für Lauren Bacall, die stilecht als Filmstar der alten Schule mit ihrer Schosshündin Sophie zur Pressekonferenz auftaucht, war es die Zusammenarbeit mit Paul Schrader, mit dem sie noch keinen Film in ihrer 60jährigen Karriere gedreht hatte, wegen der sie den Film drehen wollte.

Die große, aber leider auch einzige Stärke des Filmes ist Woody Harrelson als schwuler Frauenversteher mit gut trainierten und Dinnerparty-tauglichen Manieren. Er spielt seinen Part mit erstaunlich wenigen Stereotypen oder schon zur Genüge abgenutzten Klischees oder unnötig überzeichnetem Tuntengetue durchaus überzeugend. Das Übrige des Filmes ist aber die tausend-und-einte Variante eines Filmes über das stinklangweilige Leben der Frauen von Politikern, angesiedelt zwischen Pokertreffen zum Tee, der geheuchelten Charity-Dinnerparty und der nächsten oder übernächsten Affäre. Der Aspekt, dass Carl homosexuell ist und in einer Stadt lebt, in der Menschen wie er nach wie vor (zumindest auf dem Papier) vom Gesetz als Straftäter verfolgt werden, bleibt völlig ausgeklammert. Die Aufklärung des Mordes an Carls Geschäftspartner ist, um ihm politischen Jargon der USA zu bleiben, dramaturgisch eine einzige “Lame Duck” (eine lahme Ente) und die Verwicklungen der einzelnen Wichtigtuer vom Staatsanwalt abwärts hatten wir schon bis zum Abwinken im Kino.

Ein Film, wie eine Schlaftablette, die nur langsam wirkt, mit dem Charme eines kalt gewordenen Hot Dogs vom Würstelstand vor dem Weißen Haus, die man im Handgepäck geschmuggelt hat. Ein Film, an dem man guten Gewissens vorbei “walken” kann ohne etwas zu verpassen.
 
 

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