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    The Walker

    Der Mann ist wirklich ein Gentleman! Warum ich das weiß? Na, wie würden Sie jemanden nennen, der eine Lady vor den zudringlichen Fragen feister Gesetzeshüter schützt, in dem er beispielsweise vorgibt die Leiche eines Mannes - ein Miet-Lover - gefunden zu haben, obwohl eigentlich die Lady das tat? … Sehen Sie! … Aber der Mann ist auch wirklich ein Trottel, den obwohl Senatorensohn, Milliardärsenkel und allseits beliebter Homosexueller in Kreisen der Washingtoner High Society, ist Carter Page III in PAUL SCHRADERs bitterer Gesellschaftsstudie unfreiwilliges Opfer eines perfiden Mordplans, der, wenn er aufgeht, unseren trotteligen Gentleman für sehr, sehr lange hinter Gitter bringen könnte. Also, was haben wir daraus gelernt? Wenn Sie nächstes Mal eine Lady für einen fingierten Leichenfund einspannen will, nehmen Sie schleunigst die Beine in die Hand und stehlen Sie sich davon. Denn: Homosexualität und Reichtum schützen nicht zwingend vor dem Knast!
    Exklusiv für Uncut von MacGuffin Mehr zur DVD
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    30.05.2009
    22:44 Uhr
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    Keep walking, you won’t miss much


    Paul Schrader ist bei der heurigen Berlinale in der Internationalen Jury, präsentiert aber trotzdem auch seinen neusten Film “The Walker”. Ein mit Lauren Bacall und Woody Harrelson prominent besetztes Gesellschaftsdrama, in dem auch der Gewinner des Silbernen Bären vom vergangenen Jahr, Moritz Bleibtreu, eine Nebenrolle spielt. Schrader interessierte sich für dieses Thema, wie er bei der Pressekonferenz erzählt, unabhängig von “American Gigolo” mit Richard Gere, den er schon vor einigen Jahren drehte. Es ging ihm auch nicht darum, einen politischen Film zu drehen, der mit dem amerikanischen Kabinett oder der Verlogenheit von Politikern abrechnet, sondern um eine Charakterstudie. Und für Lauren Bacall, die stilecht als Filmstar der alten Schule mit ihrer Schosshündin Sophie zur Pressekonferenz auftaucht, war es die Zusammenarbeit mit Paul Schrader, mit dem sie noch keinen Film in ihrer 60jährigen Karriere gedreht hatte, wegen der sie den Film drehen wollte.

    Die große, aber leider auch einzige Stärke des Filmes ist Woody Harrelson als schwuler Frauenversteher mit gut trainierten und Dinnerparty-tauglichen Manieren. Er spielt seinen Part mit erstaunlich wenigen Stereotypen oder schon zur Genüge abgenutzten Klischees oder unnötig überzeichnetem Tuntengetue durchaus überzeugend. Das Übrige des Filmes ist aber die tausend-und-einte Variante eines Filmes über das stinklangweilige Leben der Frauen von Politikern, angesiedelt zwischen Pokertreffen zum Tee, der geheuchelten Charity-Dinnerparty und der nächsten oder übernächsten Affäre. Der Aspekt, dass Carl homosexuell ist und in einer Stadt lebt, in der Menschen wie er nach wie vor (zumindest auf dem Papier) vom Gesetz als Straftäter verfolgt werden, bleibt völlig ausgeklammert. Die Aufklärung des Mordes an Carls Geschäftspartner ist, um ihm politischen Jargon der USA zu bleiben, dramaturgisch eine einzige “Lame Duck” (eine lahme Ente) und die Verwicklungen der einzelnen Wichtigtuer vom Staatsanwalt abwärts hatten wir schon bis zum Abwinken im Kino.

    Ein Film, wie eine Schlaftablette, die nur langsam wirkt, mit dem Charme eines kalt gewordenen Hot Dogs vom Würstelstand vor dem Weißen Haus, die man im Handgepäck geschmuggelt hat. Ein Film, an dem man guten Gewissens vorbei “walken” kann ohne etwas zu verpassen.
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    13.02.2007
    23:58 Uhr