Asteroid City

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Forumseintrag zu „Asteroid City“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (22.06.2023 10:27) Bewertung
Im Wes(ten) nichts Neues
Wes Andersons neuester Film spielt in einer kleinen US-amerikanischen Stadt mitten in der Wüste, offenbar unweit des Monument Valley, das mit seinen markanten und majestätischen Gesteinsformationen schon in vielen Filmen als Kulisse diente, zuletzt zum Beispiel in Disney's "Cars". Dort also, wo sich den ganzen Tag nicht viel tut, außer dass die Armee wieder einmal einen Atomwaffentest durchführt oder die Polizei einem Verdächtigen mit Blaulicht hinterher rast und schießt, entfaltet sich ein Drama um Verlust und Trauer, Liebe und Orientierungslosigkeit, Einsamkeit und Fernweh. Auch diesmal ist wieder eine ganze Reihe bekannter Schauspieler mit an Bord - auch wenn ihre Rolle schon so klein ist, dass man sie auch übersehen könnte. Wes Anderson gestaltet seinen Film als eine gekonnte Symbiose aus Theater-Dramaturgie und Film, aus knallbunten 50er-Jahre Sets, die an jene in "Edward mit den Scherenhänden" von Tim Burton erinnern und einigen Film Noir Versatzstücken. Also wieder eine Liebeserklärung an die Zeit der Technicolor-Filme und gleichermaßen an das Theater als die einzige wahre Bühne schlechthin. All das würde ich auf jeden Fall als Pluspunkte verbuchen und deswegen ist der Film auch sicher - speziell für Anderson-Fans - sehenswert.

Auf der anderen Seite der Bilanz lässt sich beobachten, dass man inzwischen eigentlich alle stilistischen Besonderheiten wie z.B. den Szenenaufbau, die Kameraführung, das leicht Absurde und aus dem Halb-Off Hinterfragte aus seinen letzten Filmen, spätestens seit "The Grand Budapest Hotel" hinreichend kennt. Dort war es eine echte Innovation und es sorgte für reichlich Humor. Dazu gehören auch die überall aufgestellten Schilder, Wegweiser und Beschriftungen, über die man sich in der Lobby des Hotels im o.a. Film köstlich amüsieren und darin auch eine gekonnte Satire erkennen konnte. In diesem neuen Film sind sie wieder im Einsatz, aber diesmal ist es nichts Neues mehr. Zugleich hat sich Anderson mit seinem neuen Film stilistisch nicht großartig weiterentwickelt, zumindest so wenig, dass man schon ein*e echte/r Feinspitz sein muss, um das noch zu erkennen. Auch diesmal besteht ein großer Teil des Filmes darin, die Gesichter bekannter Stars in ihren Rollen wieder zu erkennen. Stichwort: Tilda Swinton in "The Grand Budapest Hotel", hier als deutlich handzahmere Wissenschaftlerin. Oder Tom Hanks als reicher Großvater, diesmal ohne plastischem Körperfett.

Wes Anderson ist sich auch diesmal treu geblieben, aber zugleich muss man sagen: im Wes(ten) (diesmal) nichts Neues.
 
 

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