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70.6% Bewertung
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    Großartig, aber....

    Visuell wieder einmal ein großartiger Wes Anderson. Aber viel davor kennt man schon aus seinen älteren Filmen. Inhaltlich hat mich der Film daher nicht wirklich restlos überzeugt. French Dispatch fand ich da besser.
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    25.06.2023
    23:01 Uhr
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    Komm runter, Wes!

    Wes Anderson muss nichts mehr beweisen, aber irgendwie fühlt sich Asteroid City wie eine kleine Prahlerei an, wen er alles für seinen Film rekrutiert hat. Leider bekommen die einzelnen Geschichten, der witzigen (und gut gespielten) Charaktere durch die schiere Masse an Darstellern keine besondere Tiefe, obwohl die Themen viel Potenzial hätten.
    Er sieht jedoch wunderschön aus, Jeff Goldblum ist überragend und der Film macht trotzdem Spaß.
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    25.06.2023
    11:27 Uhr
  • Bewertung

    Im Wes(ten) nichts Neues

    Wes Andersons neuester Film spielt in einer kleinen US-amerikanischen Stadt mitten in der Wüste, offenbar unweit des Monument Valley, das mit seinen markanten und majestätischen Gesteinsformationen schon in vielen Filmen als Kulisse diente, zuletzt zum Beispiel in Disney's "Cars". Dort also, wo sich den ganzen Tag nicht viel tut, außer dass die Armee wieder einmal einen Atomwaffentest durchführt oder die Polizei einem Verdächtigen mit Blaulicht hinterher rast und schießt, entfaltet sich ein Drama um Verlust und Trauer, Liebe und Orientierungslosigkeit, Einsamkeit und Fernweh. Auch diesmal ist wieder eine ganze Reihe bekannter Schauspieler mit an Bord - auch wenn ihre Rolle schon so klein ist, dass man sie auch übersehen könnte. Wes Anderson gestaltet seinen Film als eine gekonnte Symbiose aus Theater-Dramaturgie und Film, aus knallbunten 50er-Jahre Sets, die an jene in "Edward mit den Scherenhänden" von Tim Burton erinnern und einigen Film Noir Versatzstücken. Also wieder eine Liebeserklärung an die Zeit der Technicolor-Filme und gleichermaßen an das Theater als die einzige wahre Bühne schlechthin. All das würde ich auf jeden Fall als Pluspunkte verbuchen und deswegen ist der Film auch sicher - speziell für Anderson-Fans - sehenswert.

    Auf der anderen Seite der Bilanz lässt sich beobachten, dass man inzwischen eigentlich alle stilistischen Besonderheiten wie z.B. den Szenenaufbau, die Kameraführung, das leicht Absurde und aus dem Halb-Off Hinterfragte aus seinen letzten Filmen, spätestens seit "The Grand Budapest Hotel" hinreichend kennt. Dort war es eine echte Innovation und es sorgte für reichlich Humor. Dazu gehören auch die überall aufgestellten Schilder, Wegweiser und Beschriftungen, über die man sich in der Lobby des Hotels im o.a. Film köstlich amüsieren und darin auch eine gekonnte Satire erkennen konnte. In diesem neuen Film sind sie wieder im Einsatz, aber diesmal ist es nichts Neues mehr. Zugleich hat sich Anderson mit seinem neuen Film stilistisch nicht großartig weiterentwickelt, zumindest so wenig, dass man schon ein*e echte/r Feinspitz sein muss, um das noch zu erkennen. Auch diesmal besteht ein großer Teil des Filmes darin, die Gesichter bekannter Stars in ihren Rollen wieder zu erkennen. Stichwort: Tilda Swinton in "The Grand Budapest Hotel", hier als deutlich handzahmere Wissenschaftlerin. Oder Tom Hanks als reicher Großvater, diesmal ohne plastischem Körperfett.

    Wes Anderson ist sich auch diesmal treu geblieben, aber zugleich muss man sagen: im Wes(ten) (diesmal) nichts Neues.
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    22.06.2023
    10:27 Uhr
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    Unheimliche Begegnung der Anderson-Art

    Trost und Hoffnung liegen in den Sternen. Und auch die Erkenntnis, als Mensch nicht der Mittelpunkt des Universums zu sein. Mit diesen sozialphilosophischen Überlegungen im Retro-Hartschalenkoffer hat sich Regie-Exzentriker Wes Anderson, der langsam schon zu seinem eigenen Manieristen wird, in die Wüste aufgemacht, genauer gesagt in den fiktiven Ort namens Asteroid City. Als Städtchen lässt sich diese Ansammlung an wenigen Häuschens kaum bezeichnen, als kleiner Touristenmagnet für Hobby-Astronomen allerdings schon. Zum Glück liegt das Kaff auch an einer Durchzugsstraße, an welcher immer mal wieder vor der Exekutive flüchtende Gauner verfolgt werden, mit lautem Tatü-Tata. Doch sonst hängt eine pastellfarbene Idylle über einem Mikrokosmos, der sich fast schon anfühlt wie Barbie-World, nur mit weniger Pink und einem weiteren Farbspektrum, dieses allerdings stark verdünnt.

    Doch immerhin: So waren sie, und so sieht man sie auch, die 50er Jahre. Wer sich noch an die alten Werbetafeln erinnern kann, wird darin Andersons Stil wiedererkennen. Dazu zählen schmucke Automobile, die Diner-Restaurantkultur und kuriose Artefakte aus dem Club der jungen Erfinder und Geistesriesen, die zur alljährlichen Meteoriten-Gedenkfeier ihre bahnbrechenden Erfindungen präsentieren. So gut wie alles trifft sich an diesen Tagen an diesem Ort. Manche tun das freiwillig, manche weniger. Witwer Augie Steenbeck (Jason Schwartzman) und seine Kinder zum Beispiel – die haben eine Autopanne und müssen bleiben, bis Opa (Tom Hanks) sie abholt. Dann ist da die Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson), die Wissenschaftlerin Dr. Hickenlooper (Tilda Swinton) und der Country-Musiker Hank (Rupert Friend) – um nur einige zu nennen. Und dann passiert das: Die unheimliche Begegnung der dritten Art. Oder eben: wie Wes Anderson sie interpretieren würde. Als kurios-liebevolles Puppenspiel kombiniert mit Real-Acting. Mit einem Alien, dass seltsamerweise an Max Schreck erinnert. Und der nostalgischen Rückbesinnung an Zeiten, in denen die USA zufrieden waren mit ihrer Allmacht und noch nicht ganz zufrieden mit dem Wettrüsten zum Mond. In welchen die USA den Zwischenfall von Roswell schon acht Jahre lang erfolgreich unter den Teppich gekehrt haben und der technologische Fortschritt zumindest in Science-Fiction Filmen gerade Fahrt aufnahm. Eine Zeit, gleichzeitig so unschuldig und schuldbeladen. Festgefahren in diesem Hin und Her steckt dann auch die ganze skurrile Gesellschaft, verharrend in einem von der Regierung verordneten Lockdown, um den extraterrestrischen Besuch geheim zu halten. Natürlich funktioniert das nicht, das Alien kam wie gerufen und wird zur Leitfigur gedichteter Kinderlieder und zum Schnappschuss eines Kriegsfotografen.

    Das ist wieder ganz schön viel auf einmal, wie bei Anderson üblich. Und dennoch geht ihm ein Stoff wie dieser leichter von der Hand als in seinen letzten Filmen, die aus meiner Sicht viel zu gekünstelt und überfrachtet waren und unter ihren Ambitionen, das Setzkastenprinzip voller Anekdoten einfach vor dem Publikum auszuleeren, fast schon erstickten. Asteroid City atmet die Wüstenluft ohne diesen Druck auf der Brust. Mit Schwartzman und Familie als Dreh- und Angelpunkt des Films bewegt sich Anderson nicht ganz so weit von seiner eigenen Geschichte weg, findet aber andererseits auch nicht wirklich zu einer sich weiterentwickelten Story, die auch eine gewisse Wandlung an ihren Protagonisten vornehmen würde. Beides geschieht nicht, für beides ist auch keine Zeit, denn aus welchen Gründen auch immer muss der geschmeidige Lauf einer Science-Fiction-Dramödie aufgrund einer Metaebene unterbrochen werden, die hinter die Kulissen blickt und all die Stars, die wiederum Schauspielerinnen und Schauspieler darstellen, in 4:3 und Schwarzweiß nochmal vorführen, inklusive des Schreiberlings hinter dem Stoff, welches eigentlich ein Theaterstück sein soll, wir aber als Film sehen.

    Und das ist das Problem an Andersons Filmen: Er hält sich nicht nur mit Szenen auf, die für das große Ganze eigentlich keinerlei Nutzen haben und auch nicht interessant genug sind, um für sich selbst zu stehen. Er legt seinem Ensemble auch noch Textkaskaden in den Mund, die als reißender Wortschwall über die Szene hereinbrechen und eine eigene schräge Note lukrieren sollen, die aber lediglich als stilistisches Symptom ganz schön viel kreative Makulatur in alle Himmelsrichtungen schleudert. Das Zuviel und zu Irrelevant macht Andersons Filme manchmal anstrengend. Klammert man diese überhöhte Künstlichkeit aber aus, lässt sich unter all dem Klimpim eine augenzwinkernde, leise und liebevoll parodierende Zeitkolorit-Komödie entdecken, die Leute einander über den Weg laufen lässt, die sonst nichts, aber eines verbindet: die tröstende Erkenntnis, im Universum nicht allein sein zu müssen.


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    17.06.2023
    14:02 Uhr
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    Im Wes-Anderson-Metaversum

    Exklusiv für Uncut
    In Noah Baumbachs kleiner Hipster-Perle „Frances Ha“ mit Greta Gerwig in der Hauptrolle wird eine Wohnung einmal folgendermaßen beschrieben: „This apartment is very aware of itself“. Daran muss ich immer denken, wenn es um die Filme von Wes Anderson geht.

    Jedesmal, wenn ein neuer Anderson-Film Premiere hat, dann steht dieser Film nicht alleine für sich, sondern transportiert immer das gesamte Anderson-Mindset und seine filmische Historie, kaum ein Regisseur ist so unverwechselbar und selbstreferentiell wie er, was die visuelle und auch die narrative Komponente betrifft, dargebracht von einem eingespielten Ensemble. Auch „Asteroid City“ ticks all the boxes, wenn man so will. Und diesmal stellt Anderson sein Werk gleich auch ganz offiziell in einen artifiziellen Zusammenhang. In einer schwarz/weiß gehaltenen Rahmenhandlung erklärt der Erzähler (Bryan Cranston), dass das, was die Zuseher gleich sehen werden ein Theaterstück ist, von Schauspieler*innen dargestellt. Also noch mehr Meta im Anderson-Metaversum.

    Der Plot: „Asteroid City“ spielt im Jahre 1955 am gleichnamigen faden Ort mitten in der Wüste, der seinen Namen durch einen Asteroiden-Einschlag bekommen hat. Sonst ist dort nichts los, wenn nicht gerade der Jahrestag dieses Ereignisses gefeiert wird, und eine Menge nerdiger Jugendliche zu einer Art Wissenschaftsconvention zusammenfinden. Auch Augie Steenbeck (Jason Schwartzman), gerade verwitwet, ist mit seinen drei Töchtern Andromeda, Pandora und Cassiopeia (sic!) und seinem Sohn dort, ebenso wie die Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson) samt Nachwuchs. Und dann landet ein Raumschiff…

    Der Plot ist im Grunde genommen nebensächlich, wie auch - und das ist bedauerlicher - die Charaktere, die relativ eindimensional bleiben, ja bleiben müssen, weil es einfach so viele sind. Und da sind wir auch schon beim üblichen Pro und Kontra der Anderson Werke. Ja, Anderson spielt auch hier mühelos auf seiner Attitüden-Klaviatur, „Asteroid City“ ist liebenswert-schrullig und weist seinen Schöpfer als Philosophen mit Hang zur Naturwissenschaft aus, von seiner Detailverliebtheit ganz zu schweigen. Die Darsteller*innen haben Spaß und liefern routiniert-gute Leistungen. Auch Neuzugang Tom Hanks wirkt, als wäre er immer schon mit von der Partie gewesen.

    Trotzdem bleiben die Protagonist*innen unterkühlt und distanziert, obwohl es diesmal um durchaus große Themen wie Abschied, Tod und Schmerz geht und die Frage nach dem Sinn des Lebens. Es gibt einige sehr berührende Dialoge und wenn Augie seinen Töchtern beibringt, dass die Zeit keine Wunden heilt, sondern bestenfalls ein Pflaster ist, das die Verletzungen dämpft, dann muss man schon mal schlucken. Dennoch ist es Anderson meines Erachtens nur ein einziges Mal wirklich gelungen, seine Charaktere über deren Spleens zu stellen, und das war in „The Royal Tenenbaums“ aus dem Jahr 2001. Was womöglich auch ein Verdienst von Gene Hackman in einer seiner äußerst seltenen (tragik-)komischen Rollen war, im Zusammenwirken mit einem aufmüpfigen, aber schwer traumatisierten Ben Stiller und einer komplett (gut) gegen ihren Typ besetzten Gwyneth Paltrow.

    „Asteroid City“ wird die, die Anderson eh schon immer mochten erfreuen, wenn auch nicht sonderlich überraschen. Alle anderen werden auch mit „Asteroid City“ nichts anfangen können und das Kino eher ratlos verlassen.
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    13.06.2023
    14:10 Uhr