French Exit

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Forumseintrag zu „French Exit“ von MrsBlonde

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MrsBlonde (16.11.2021 08:07) Bewertung
Mehr als merkwürdig
Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
Bereits im Jahr 2011 arbeitete der Regisseur Azazel Jacobs erstmals mit Schriftsteller Patrick deWitt zusammen, als dieser das Drehbuch zu seiner Tragikomödie „Terri“ schrieb. Patrick deWitt, unter anderem Autor von „The Sisters Brothers“ (2018 von Jacques Audiard mit John C. Reilly und Joaquin Phoenix verfilmt), schrieb nun erneut das Drehbuch zu einem von Jacobs Filmen, dieses Mal basierend auf einem weiteren seiner Bestseller, „French Exit“.

Was macht man, wenn man plötzlich insolvent ist?
Das fragt sich auch die (ehemals) vermögende Frances Price (Michelle Pfeiffer), ihres Zeichens Witwe und Mitglied der New Yorker High Society. Gemeinsam mit Sohn Malcolm (Lucas Hedges) bricht sie deshalb nach Paris auf, wo die beiden – gemeinsam mit Katze Small Frank - in der Wohnung von Frances bester Freundin unterkommen. Während Malcolms heimliche Verlobte (Imogen Poots) in New York zurückbleibt, macht das Mutter-Sohn-Gespann auf ihrer Reise schon bald Bekanntschaft mit allerhand obskuren Charakteren. Und findet sich letztendlich gemeinsam mit der Wahrsagerin Madeleine (Danielle Macdonald), der einsamen Madame Reynard (Valerie Mahaffey) und dem Privatdetektiv Julius (Isaach De Bankolé) unter einem Dach wieder.

Azazel Jacobs „French Exit“ ist eine schwarze Komödie, wie sie im Buche steht. Und infolgedessen auch wahnsinnig unterhaltsam! Zu verdanken ist dies, neben deWitts klug eingesetzten Dialogen, der unglaublich stimmigen visuellen Komik des Films. Zu verdanken ist dies aber vor allem auch Michelle Pfeiffer.

Denn „French Exit“ lebt von seinem subtil eingesetzten Humor, der vor allem seiner Hauptdarstellerin zugutekommt. Die Rolle der Frances Price scheint Pfeiffer auf den Leib geschnitten zu sein, was sogar dazu führt, dass sie den Rest des Ensembles etwas überschattet. Lediglich Valerie Mahaffy gelingt es, ihren Charakter aufgrund ihres hervorragenden komödiantischen Timings ebenso in Szene zu setzen, und infolgedessen nicht unterzugehen. Und auch Lucas Hedges sorgt für so einige Lacher. Die Charaktere von Danielle Macdonald und Imogen Poots erscheinen dagegen ziemlich unausgereift und eindimensional zu sein. Dass alle gemeinsam unter einem Dach leben müssen, ist aber trotzdem äußerst spannend zu betrachten!

Darüber hinaus ist „French Exit“ sehr stimmig inszeniert. Paris als Kulisse funktioniert aufgrund der Grundstimmung des Films sehr gut und auch die Kostüme überzeugen durch ihre Detailverliebtheit. Kameramann Tobias Datums Spiel mit Kameraeinstellungen setzt den eigenwilligen Humor dann auch nochmals in besonderer Weise in Szene. Etwas, was aber wahrscheinlich in der Romanvorlage besser funktioniert, ist die Einbringung übernatürlicher Elemente. Der Subplot rund um Wahrsagerin und Reinkarnation wirkt leider etwas unausgereift und nur halbherzig umgesetzt. Im Endeffekt bräuchte es diesen auch gar nicht, erscheint die Konzentration auf die Figur der Frances weitaus interessanter zu sein. Ihre Dynamiken mit dem Rest des Casts, ihre Schlagfertigkeit und die Tatsache, dass sie nicht mit Geld umgehen kann, führen nämlich ohnehin zu den amüsantesten Momenten des Films.

Eigenwillig ist die Satire aber auf alle Fälle. Wer jedoch schwarzen Humor (mit Tendenzen zur Screwball-Comedy) mag, wird hier auf alle Fälle auf seine Kosten kommen. Gleichzeitig weist der Film auch einige emotionale Facetten auf und gerade das Ende, wenn auch viel offener gehalten als das Buch, sorgt für einen melancholischen Abschluss. Pfeiffer stiehlt jedenfalls jedem die Show!
 
 

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