Promising Young Woman

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Forumseintrag zu „Promising Young Woman“ von Zwischen den Zeilen

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Zwischen den Zeilen (09.02.2023 09:02) Bewertung

Im Zuge meiner Recherche zu Emerald Lilly Fennell und ihrem oscarprämierten Thriller „Promising Young Woman“ (Ausgezeichnet für das „Beste Originaldrehbuch“), bin ich auf ein kurzes Statement gestoßen, über das ich irgendwie schmunzeln musste: „Promising Young Woman ist ein Bonbon gefüllt mit Gift.“ (Stern.de)

Soll heißen: Der Streifen sieht zum Anbeißen aus, schmeckt echt lecker, zerfetzt dir aber blöderweise die Eingeweide. Obwohl das zwar eine etwas plumpe, plakative Aussage ist, so steckt doch viel mehr Wahrheitsgehalt darin, als man zunächst glauben möchte. Denn so ähnlich habe ich das auch empfunden: Dieser Film ist eine zynische Kampfansage an die ganze verkorkste Männerwelt, an alle Unterdrücker da draußen, die den kleinsten Funken einer Chance (aus)nutzen, um Frauen für ihre Zwecke gefügig zu machen. Frei nach dem Motto: „Take her home and take your chances.“ Und seien wir mal ehrlich: Diese Bastarde habe den Jochbein-küssenden Ansatz eines Baseballschlägers doch mehr als verdient. DAS greift „Promising Young Woman“ auf. Nicht mehr und nicht weniger. Hier wird nicht tiefgreifend philosophiert oder auf hochtrabendes Kino gesetzt, hier darf man sich keine umwerfende Handlung erwarten, denn die sucht man definitiv vergeblich, stattdessen wird alles staubtrocken - ohne großes Tamtam - verbal weggeballert, das auch nur in die Nähe einer Unterjochung kommt. Dieser Titel ist aber auch eine Hommage an das Frauen-Dasein, an die weibliche Durchschlagskraft, ihrem Sinn für Gerechtigkeit und zeigt deutlich, wer hier der eigentliche Boss im Ring ist. Doch dann kam die Schlusssequenz, mit der sich Emerald Fennell endgültig selbst ins Knie geschossen hat. Sie zerhackt mit einem einzigen Rundumschlag, jenes moralische, pro-feministische Gebilde, das sie sich über eine Stunde lang mühevoll aufgebaut hat. Einfach nur schade.

Abschließend möchte ich aber noch sagen, dass Carey Mulligan ihre Rolle als Cassie wirklich gut verkörpert und das Ganze schauspielerisch sehr sauber umgesetzt hat. Die Oscar- und Golden Globe-Nominierungen für die „Beste Hauptdarstellerin“ gehen daher schon in Ordnung.

Fazit: „Promising Young Woman“ möchte irgendwie alles sein: Gesellschaftsstudie, Familiendrama, #Mee-Too-Bewegung, Rachethriller und Lovestory. Der Titel verliert sich aber bei der eigenen Sinnessuche, durch den ständigen Genrewechsel, vollkommen selbst, sodass - für mich persönlich - nur ein ernüchterndes Fazit übrigbleibt. Mit dem 20-minütigen-Finalakt hat sich die Regisseurin dann endgültig ins Nirvana katapultiert, ohne darüber nachzudenken, dass diese satirische Herangehensweise die vorher zurechtgelegten Moralvorstellungen demolieren könnte.
 
 

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