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17 Bewertungen
75.6% Bewertung
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    Im Zuge meiner Recherche zu Emerald Lilly Fennell und ihrem oscarprämierten Thriller „Promising Young Woman“ (Ausgezeichnet für das „Beste Originaldrehbuch“), bin ich auf ein kurzes Statement gestoßen, über das ich irgendwie schmunzeln musste: „Promising Young Woman ist ein Bonbon gefüllt mit Gift.“ (Stern.de)

    Soll heißen: Der Streifen sieht zum Anbeißen aus, schmeckt echt lecker, zerfetzt dir aber blöderweise die Eingeweide. Obwohl das zwar eine etwas plumpe, plakative Aussage ist, so steckt doch viel mehr Wahrheitsgehalt darin, als man zunächst glauben möchte. Denn so ähnlich habe ich das auch empfunden: Dieser Film ist eine zynische Kampfansage an die ganze verkorkste Männerwelt, an alle Unterdrücker da draußen, die den kleinsten Funken einer Chance (aus)nutzen, um Frauen für ihre Zwecke gefügig zu machen. Frei nach dem Motto: „Take her home and take your chances.“ Und seien wir mal ehrlich: Diese Bastarde habe den Jochbein-küssenden Ansatz eines Baseballschlägers doch mehr als verdient. DAS greift „Promising Young Woman“ auf. Nicht mehr und nicht weniger. Hier wird nicht tiefgreifend philosophiert oder auf hochtrabendes Kino gesetzt, hier darf man sich keine umwerfende Handlung erwarten, denn die sucht man definitiv vergeblich, stattdessen wird alles staubtrocken - ohne großes Tamtam - verbal weggeballert, das auch nur in die Nähe einer Unterjochung kommt. Dieser Titel ist aber auch eine Hommage an das Frauen-Dasein, an die weibliche Durchschlagskraft, ihrem Sinn für Gerechtigkeit und zeigt deutlich, wer hier der eigentliche Boss im Ring ist. Doch dann kam die Schlusssequenz, mit der sich Emerald Fennell endgültig selbst ins Knie geschossen hat. Sie zerhackt mit einem einzigen Rundumschlag, jenes moralische, pro-feministische Gebilde, das sie sich über eine Stunde lang mühevoll aufgebaut hat. Einfach nur schade.

    Abschließend möchte ich aber noch sagen, dass Carey Mulligan ihre Rolle als Cassie wirklich gut verkörpert und das Ganze schauspielerisch sehr sauber umgesetzt hat. Die Oscar- und Golden Globe-Nominierungen für die „Beste Hauptdarstellerin“ gehen daher schon in Ordnung.

    Fazit: „Promising Young Woman“ möchte irgendwie alles sein: Gesellschaftsstudie, Familiendrama, #Mee-Too-Bewegung, Rachethriller und Lovestory. Der Titel verliert sich aber bei der eigenen Sinnessuche, durch den ständigen Genrewechsel, vollkommen selbst, sodass - für mich persönlich - nur ein ernüchterndes Fazit übrigbleibt. Mit dem 20-minütigen-Finalakt hat sich die Regisseurin dann endgültig ins Nirvana katapultiert, ohne darüber nachzudenken, dass diese satirische Herangehensweise die vorher zurechtgelegten Moralvorstellungen demolieren könnte.
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    09.02.2023
    09:02 Uhr
  • Bewertung

    Was für ein guter Film!

    Mein persönliches Kino-Highlight im Jahr 2021.
    29.12.2021
    22:15 Uhr
  • Bewertung

    Bittersüßes Rachedrama

    Unglaublich stark gespielt von Carey Mulligan. So wie der Film optisch ein knallbunt überzogener Augenschmaus ist, sind zwar auch ein paar Details der Handlung überzogen und nur noch schwer nachzuvollziehen. Aber es ist eben kein Dokumentarfilm sondern Kino, großes Kino sogar. Und viel wichtiger ist ja Message des Films. Dabei finde ich …
    *** SPOILER ***

    … dass diese noch besser rauskommen würde, bzw. es ein noch größerer Tritt in die Magengrube wäre, wenn man die letzte Wendung des Films weggelassen hätte und wenn der Bräutigam (wie es im realen Leben traurigerweise wohl viel wahrscheinlicher ist) dank seiner „guten Freunde“ erste wieder mit allem davon kommt. Im Vergleich dazu, ist der Filmschluss ja schon fast ein „Happy End“.

    *** *** *** ***
    Alles in allem aber ein überwältigender Film mit einer wunderbar eingesetzten Musik! Toxic!
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    21.08.2021
    13:43 Uhr
    • Bewertung

      a neverending story

      nun, den tritt in die magengrube gibt es eigentlich schon: was könnte denn schlimmer sein als dieses ende? da ist diese letzte lektion mit den polizeisirenen nur ein einziger, wohltuender lichtblick.

      dass ein halbes herz nun in der asche begraben ist, aber cassies hälfte den weg zur nächsten freundin gefunden hat, mag eine warnung (an alle!) sein: solange sich nichts an diesem gut eingespielten system von missbrauch, wegschauen, decken und vertuschen ändert, wird es immer wieder einen racheengel geben. und zerstörte leben auf beiden seiten.
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      12.09.2021
      23:39 Uhr
  • Bewertung

    Retro-Bunt und tiefschwarz, beeindruckend und überraschend

    Das sind die Eigenschaftswörter, die mir am "Morgen danach" in den Sinn kommen, wenn ich mein Erlebnis dieses Filmes gestern Abend Revue passieren lasse. Ich war mit einer gewissen Erwartungshaltung in den Saal gegangen: so etwas wie Margot Robbie in "Birds Of Prey", aber mit weniger Action und Blut bzw. ein "MeeToo"-Film mit einem Racheengel in der Hauptrolle. Den Racheengel habe ich bekommen, der Rest war dann doch (zu meiner Freude) ganz anders. Angesichts dessen, was sich Cassie (C. Mulligan: fantastisch!) mit Männern eines bestimmten Typs vorgenommen hat, kommt der Film überraschend ruhig daher - verdächtig ruhig, wie man schnell merkt, denn hier ist kein Zufall am Werk sondern kalte Berechnung. Rache für ein schlimmes Verbrechen an einer jungen Studentin, das durch die Behörden unbestraft und ungesühnt blieb. Selbstjustiz, in einer subtilen und sehr wirksamen Form, die keine spektakulären Massacker braucht, um ihr Ziel zu erreichen: Schock, Konfrontation mit dem eigenen Verhalten und dann - vielleicht - Läuterung und - noch stärker vielleicht - Umdenken. Es hat richtig gut getan, wie das Drehbuch die Erzählung entfaltet, in welchen Momenten man zentrale Infos bekommt über das Vergangene, das der Schlüssel zu dem ist, was passiert. Wie gekonnt es damit spielt, wo die Guten und die Bösen zu finden sind, beide ganz plötzlich demontieren und die Rollen tauschen lassen kann. Ein Film über Selbstjustiz, die (fast) keine Opfer, aber viele Verstörte und Irritierte hinterlässt und damit sogar umso wirksamer erscheint. Man kann sich des angenehmen Gefühls der Genugtuung nicht erwehren, das entsteht, wenn die präzise ausgelegte Falle zuschnappt. In einer Zeit, in der sich viele Menschen als hilflos und ausgeliefert empfinden, funktioniert ein Film, in dem Schuldige, die von einem gesellschaftlichen System der Vertuschung und Abwertung von Frauen geschützt wurden, für ihre verwerflichen Taten bestraft werden, wahrscheinlich besonders gut. Aber zugleich schummelt sich der Film auch nicht drum herum, dass es auch hier eines Tages einen Preis zu zahlen gilt. Über den Schluss kann man - muss man wahrscheinlich sogar - sehr geteilter Meinung sein, überraschend kam er aber allemal. Mit knallbunter Ausstattung voller Retro-Details schafft die Regisseurin Emerald Fennel eine subversiv-abgründige Szenerie des Alltäglichen, in dem sich das ganz und gar nicht Alltägliche abspielt.
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    21.08.2021
    08:54 Uhr
  • Bewertung

    Promising Young Movie

    Wie wir alle wissen, wird Rache gerne kalt serviert! Hier jedoch aus weiblicher Sicht mit einer überragenden Hauptdarstellerin Carey Mulligan, die als angeblich leichte Beute für Männer den Spieß umdreht …
    Bunte Bilder, toller Soundtrack, kreative Schnitte und eine überraschend intelligente Gesellschaftskritik mit insgesamt sehr überzeugender Story laden zu einem unvergesslichen und bewegenden Film ein.
    Zu Recht den Oscar für das beste Drehbuch gewonnen.
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    21.08.2021
    06:32 Uhr