Roma

Bewertung durch 8martin  95% 
Durchschnittliche Bewertung 86%
Anzahl der Bewertungen 7

Forumseintrag zu „Roma“ von 8martin

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8martin (14.02.2019 11:39) Bewertung
Sofia und Cleo
Es ist mehr als nur ein reiner Mädels Film in s/w, auch wenn 95% davon so bezeichnet werden könnten. Wir sehen die Lebensentwürfe von zwei unterschiedlichen Frauen, die an der Liebe scheitern. Das Ganze findet im Stadtteil Roma von Mexiko City statt. Señora Sophia (Marina de Tavira), Mutter von fünf Kindern, wird von ihrem Mann verlassen und ihr Kindermädchen Cleo (Yalitza Aparicio ), eine einheimische Mixtekin wird von Fermin einem kraftstrotzenden Kampfsportler schwanger.
Ganz subtil werden Handlungsstränge von außen in das Hauptgeschehen eingebunden. Das kann eine Feuersbrunst sein, die ebenso wenig Bedeutung hat wie das Eidenchsenjagen der Kinder auf dem Acker. Fermin hatte vor dem Geschlechtsverkehr Cleo durch Übungen im Adamskostüm mit einem Kampfstock beindruckt. Als sie ihn mit der Vaterschaft konfrontiert, meint er nur lakonisch ‘Was geht mich das an?! Das ist dein Problem!‘ Ein weiterer Bezug von außen ist das historisch verbürgte Fronleichnamsmassaker von 1971. Hier wurden linke Studenten von regierungstreuen paramilitärischen Verbänden gejagt. Cleo will gerade ein Kinderbett kaufen, als die Paras wild um sich schießend im Kaufhaus die Studenten verfolgen. Plötzlich steht Cleo vor Fermins Pistolenlauf… Geburt nach geplatzter Fruchtblase betont wieder den Aspekt Frauenfilm. Es wird eine Totgeburt geben.
Auch im finalen Familienausflug ans Meer spielt Regisseur Cuarón (auch Kamera und Schnitt) mit den Erwartungen der Zuschauer. Cleo kann nicht schwimmen und versucht dennoch den Jüngsten aus den Wellen zu retten. Sie wird bei der Familie als Kindermädchen bleiben müssen, während die Señora Sophia dank ihrer Ausbildung in eine finanziell abgesicherte Zukunft steuern kann.
Nach langer Anlaufphase steckt der Zuschauer so tief im Familienverband drin, dass er die Ein - und Auswirkungen der Gesellschaft nachvollziehen kann. Dabei erhält er Einblicke in mexikanische Slums sowie den Bezug des hier lebenden Fermin als Ausbildungspotential für paramilitärische Verbände. Die kraftbringende Darbietung von Professor Zovek vor den Kampfverbänden wirkt eher erheiternd.
Oscarnominiert!
 
 

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