Ali

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Forumseintrag zu „Ali“ von Schifferl

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Schifferl (16.07.2015 11:10) Bewertung
I am the greatest!
Immer wieder quälen sich Hollywood-Stars und nehmen harte Trainingseinheiten auf sich, um einen Film im Box-Umfeld auf die Leinwand zu bringen. Und vielfach lohnt sich die Schufterei auch und der Film wird mit Auszeichnungen geadelt. Robert De Niro gewann mit seiner Darstellung von Jake LaMotta in „Wie ein wilder Stier“ seinen zweiten Oscar, Denzel Washington wurde als Rubin Carter in „Hurricane“ für einen nominiert, Mark Wahlberg verhalf mit „The Fighter“ seinem Co-Star Christian Bale zu einer Goldstatue und auch Hilary Swank erwies sich als „Million Dollar Baby“ oscarwürdig. Wie auch der bekannteste und erfolgreichste Boxerfilm „Rocky“, für den es drei Oscars und u.a. zwei Nominierungen für Sylvester Stallone (Bester männlicher Hauptdarsteller und bestes Drehbuch) gab.

Viele der verfilmten Geschichten beruhen auf Biografien von amerikanischen Boxern, deren aktive Zeit teilweise schon sehr lange vorbei ist und mit deren Namen nur mehr Box-Experten noch etwas anfangen können: Jake LaMotta, Jim Braddock, Rubin Carter, Micky Ward. Sie waren zwar alle irgendwann einmal Weltmeister in ihrer Gewichtsklasse, doch das ist schon lange vorbei. Allerdings gibt es einen Boxer, dessen Zeit zwar auch schon vorbei ist, doch dessen Name immer noch mit einem der größten Boxer aller Zeiten assoziiert wird: Muhammad Ali.

Alis Biografie bietet noch dazu viel Zündstoff für eine tolle Geschichte. Sein Karrierebeginn als Cassius Clay mit dem schnellen Aufstieg zur Weltspitze und den Provokationen seiner Gegner. Dann, nach der Krönung mit dem ersten Weltmeistertitel, seine Konvertierung zum Islam und der damit zusammenhängenden Namensänderung in Muhammad Ali. Und schließlich seine Weigerung den Wehrdienst anzutreten und im Vietnamkrieg zu kämpfen, was ihm auch seine Boxlizenz kostete. Fast wie in einem Hollywood-Drehbuch gibt es auch bei Ali nach dem Fall des Helden das große Comeback: der Kampf um die Weltmeisterkrone gegen den bis dahin ungeschlagenen Weltmeister George Foreman – der große Showdown, der „Rumble in the Jungle“.

Die Besetzung mit Will Smith als Muhammad Ali war mutig, war doch Smith bis dahin eher nur im Action/Comedy-Umfeld bekannt. Doch er macht seine Sache ausgesprochen gut. Er sieht aus wie Ali, der redet wie Ali, er bewegt sich wie Ali und er boxt wie Ali. Will Smith zeigt hier sicherlich seine bisher beste schauspielerische Leistung und hat damit viele seiner Kritiker überrascht. Neben Smith kann auch Jon Voight in einer Nebenrolle als Sportreporter überzeugen. Die gute Leistung der beiden wurde auch entsprechend mit einer Oscar-Nominierung gewürdigt.

Leider konnten das Potential der abenteuerlichen Biografie Alis und die gute schauspielerische Leistung nicht zu einem herausragenden Film zusammengefügt werden. Denn leider passt die Erzählweise hier nicht ganz. Der Film präsentiert sich als eine Art Mischung zwischen Box-Drama und Ali-Biografie und so geht leider viel an Spannung und Dramatik verloren. Auch trägt die lange Laufzeit von über 150 Minuten dazu bei, dass manche Handlungsstränge zu ausführlich aufbereitet wurden.
Somit ist „Ali“ zwar ein interessanter Film über den Jahrhundert-Boxer Muhammad Ali geworden, der mit einem wirklich sehenswerten Will Smith punkten kann, sich aber leider zu oft in Details verliert. Damit kann er leider auch nicht die Spannung erzeugen, wie sie beispielsweise bei „Das Comeback“ oder „The Fighter“ zu spüren ist. Vielleicht könnte man „Ali“ somit am besten mit dem Begriff „Sportler-Portrait“ beschreiben.
 
 

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