Maudie

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Forumseintrag zu „Maudie“ von 8martin

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8martin (19.12.2017 17:37) Bewertung
Ev & Maud
Ein leises Biopic einer kleinen, großen Künstlerin aus Nova Scotia, das Regisseurin Walsh mit einem Touch Wehmut versehen hat. Ein gewagtes Stimmungsbild, das nie in theatralischer Melodramatik ertrinkt, sondern mit zutiefst bewegendem menschlichem Leid beeindruckt. Das Trostpflaster ist der sanfte Score von Michael Timmins und den Cowboy Junkies die den Plot noch tiefer unter die Haut schieben.
Es ist eine raue Welt im Nordosten Kanadas. Zwei Außenseiter raufen sich zusammen. Everett (Ethan Hawke), ein mürrischer Trödler, lebt am Rande der Gesellschaft in einer Hütte ohne Strom und Wasser. Maude (Sally Hawkins), die wegen ihrer Arthritis stark behindert ist und bis dato bei ihrer Tante Ida (Gabrielle Rose) gewohnt hatte, engagiert er als Putzfrau.
Sie beginnt Wände und Möbel zu bemalen, wirkt auf Außenstehende leicht debil – ist es aber keineswegs. Sally Hawkins ist mit dieser Rolle wohl der Durchbruch zur ernsthaften Charakterdarstellerin gelungen, weg von ihrem bisherigen Image als ‘Happy-Go-Lucky‘. Sie schafft den Spagat zwischen einer zerbrechlichen, kränklichen Frau, die weiß, was sie will – dafür von Everett sich auch schon mal Schläge einhandelt – und einer zielstrebigen Malerin. Ebenso gut ist Ethan Hawke. Sein hilfloses Granteln ist ebenso glaubhaft, wie seine sexuelle Lust, denn er muss sich mit Maudie das einzige Bett im Haus teilen.
Maudies Weg zu einer landesweit bekannten Malerin gelingt durch ihre Nachbarin Sandra (Kari Matchett). Die Preisgabe von Tante Idas Geheimnis, die Maudie ihre Tochter weggenommen hatte, weil sie weder tot noch behindert gewesen war, ist ein regiemäßiges Glanzstück von Aisling Walsh. Ebenso gelungen ist das Ende des Films. Die kurzen Dokumentaraufnahmen von der echten Maudie Lewis sind eigentlich überflüssig. Ihr Tod im Film wird allerdings eindrucksvoll gestaltet: Maudie und Everett liegen sich auf dem Krankenbett in den Armen. Maudie: ‘Ich bin geliebt worden‘. Dann räumt er das Verkaufsschild ‘Paintings For Sale‘ vor ihrer Hütte weg. Ende. Aus. Toll!
 
 

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