Mr. Long

Bewertung durch 8martin  95% 
Durchschnittliche Bewertung 85%
Anzahl der Bewertungen 2

Forumseintrag zu „Mr. Long“ von 8martin

8martin_ea7f49f0f3.jpg
8martin (13.08.2019 14:47) Bewertung
Koch als Killer
Was für ein schlichter Titel für einen so grandiosen Film! Inhaltlich werden diverse Themenkreise behandelt, die zu ganz unterschiedlichen Genres gehören.
Es beginnt im Gangstermilieu, wo sich feindliche Killer gegenüberstehen, die Mr. Long (Chang Chen) nach dem Leben trachten. Er trifft auf der Flucht die drogenabhängige Mutter Lily (Yi Ti Yoa), die einen kleinen Sohn Jun hat und sich prostituiert. Durch Prügel und kalten Entzug, inklusive Waterboarding bringt Long Lily vorübergehend von der Nadel runter. Ein Sozialdrama bahnt sich trotzdem an.
Mr. Long, der Held redet fast nie, weil er die Sprache nicht kann und lächelt auch nie, weil sein Leben kein Ponyhof ist. Zwischen Long und Lily läuft nichts Sexuelles. Sie geht weiter auf den Strich. Er versucht ihr und Jun das Leben so angenehm wie möglich zu machen.
Eine Nachbarschaftshilfegruppe baut Long einen Imbisskarren, weil sie merken, wie toll er kochen kann. Longs wirtschaftlicher Aufstieg beginnt. Vorübergehend entsteht ein Familienidyll, bis die Mafia ihn und Lily findet. Parallele Welten treiben neben einander her. Lilys früherer Zuhälter vergewaltigt sie, während Long und der kleine Jun Suppe verkaufen. Das menschliche Drama vertieft sich: Lily nimmt sich das Leben, die Nachbarschaft wird zusammengeschlagen, der Imbisskarren zerstört. Der stille Long wird zum Rächer der Schwachen und mischt in einem Riesengemetzel die Gangsterbande auf.
Ein furioses Finale fährt noch die emotionale Schiene ganz hoch. Die Nachbarschaft entdeckt Long in einem Lokal, macht die Straße für ihn und seinen neuen Sohn den von Lily frei. Berührender Schluss eines großartigen Films, der recht unorthodox erzählt, dabei die Spannung nie aus dem Focus verliert und auch noch für Emotionen Raum läßt.
 
 

zum gesamten Filmforum von „Mr. Long“
zurück zur Userseite von 8martin