Berlinale 2009
Interview mit Josef Hader

Interview mit Josef Hader

Uncut in Gespräch mit dem Hauptdarsteller von „Der Knochenmann“.
Uncut: Wie viel von Josef Hader steckt im Brenner?
Josef Hader: Was kann ich für die Figur benutzen ... manchmal habe ich den Verdacht, dass dafür, wie alt ich bin, noch zu wenig in meinem Leben passiert ist, ein bisschen dieser traurige Blick darüber... nicht so extrovertiert zu sein, alles in mir drinnen zu lassen... ein gewisser Trotz, den ich allerdings privat so nie ausleben würde so stark wie der Brenner, da ist er eher ein Vorbild für mich.

Uncut: Ich denke an eine Szene im Film, wo sich Brenner nach einer schlaflosen Nacht einen „leisen“ Kaffee bestellt.
Josef Hader: Das ist etwas, was mit mir überhaupt nicht übereinstimmt. Ich habe so gut wie nie Kopfweh. (grinst). Der Brenner hat es ständig, im Roman noch viel mehr. Wahrscheinlich hat der Wolf Haas viel Kopfweh.

Uncut: Mögen sie eigentlich nach diesem Film noch Backhendl, Gulasch oder Schnitzel essen? Im Presseheft zum Film ist ja ein Rezept für Backhendl drinnen...
Josef Hader: Ja stimmt! Aber in dem Rezept wird es in Öl heraus gebraten und nicht im Schmalz oder Butterfett, was ich an dieser Stelle gleich einmal kritisieren möchte. Das hat nämlich viel zu wenig Cholesterin. In der Steiermark wird das Backhendl ja eher im Schmalz herausgebacken, in Wien eher im Butterfett, bei den Bürgern...

Uncut: Die Wiener machen es ja ohne Haut, die Steirer mit Haut.
Josef Hader: Bei uns in Oberösterreich machen wir das Backhendl übrigens auch mit Haut. Ich musste im Film ja jemanden spielen, dem es nicht schmeckt, dadurch musste ich ja nicht so viel essen. Dafür musste ich mehr Gulasch essen, das war aber nicht original zubereitet, wohlgemerkt.
(kurze Stille)

Uncut: Also war das ein Dosengulasch...
Josef Hader: (schmunzelt) ich meine ja eigentlich, dass es mit einem anderen Fleisch gekocht worden ist als im Film...

Uncut: Haben Sie weiterhin Lust an der Figur? Hat sich der Brenner weiterentwickelt?
Josef Hader: Ja, er hat sich weiterentwickelt. Gerade in diesem Film ist er offener, weniger cool, beleidigt dem Leben gegenüber. Er ist ja auch verliebt... Für mich ist das Projekt immer so eine Gesamtarbeit vom ersten Drehbuchentwurf bis zur Tonmischung.

Uncut: Die „Sofa Surfers“ haben auch diesmal wieder die Filmmusik beigesteuert. Wie gefällt ihnen die Musik im Film?
Josef Hader: Ich finde, sie werden von Film zu Film stärker, je mehr sie sich zurücknehmen. Diesmal gibt es ja nur noch atmosphärische Hintergrundmusik, anders bei „Komm, süßer Tod“. Dort gab es ja noch ganze Lieder. Hier sieht man, wie sich alle Beteiligten weiterentwickeln, wenn sie alle vier Jahre wieder zusammenkommen.

Uncut: Haben Sie eigentlich Zeit, auch mal privat ins Kino zu gehen? Welche Filme sehen Sie am liebsten?
Josef Hader: Puh, eigentlich geht das quer durch den Gemüsegarten. Es sind halt entweder Filme, wo es intensiv um den Menschen geht. Ich hab ein großes Faible für amerikanische Filme über Polizisten oder Gangster, wo es um den jeweiligen Menschen geht und deren Rollen sich aus einem Gegenüber ins Persönliche auflöst. Mein absoluter Lieblingsfilm in diesem Zusammenhang ist „French Connection“.

Uncut: Im nächsten Film bekommt der Brenner ja eine Kugel in den Kopf. „Das ewige Leben“ wird dann sicher ein ganz anderer Film als die anderen. Wie geht es weiter mit der Figur?
Josef Hader: Das wird spannend, weil in diesem Film die Leute mit dem Brenner gemeinsam aus dem Nichtwissen aufwachen und Schritt für Schritt heraus finden, was passiert ist. Wichtig wird für den Wolfgang (Murnberger, Anm.) und mich, wie wir mit der Geschichte, die in Graz spielt, vermeiden, dass der Film so aussieht wie „Silentium“ in Salzburg.

Uncut: Werden Sie den Film also eher nicht in Graz drehen?
Josef Hader: Das muss nicht unbedingt sein, es wird davon abhängen, wie wir das filmisch umsetzen. Wenn wir den Film ganz anders aufbauen als „Silentium“, dann können wir ihn auch in Graz drehen. Das kann ich aber noch nicht sagen. Es ist kein Problem des Schauplatzes, sondern eine Frage des Stiles.

Uncut: Im Film kommen auch die neuen Nichtrauchergesetze vor. Wird der Brenner zu Rauchen aufhören?
Josef Hader: Ja ja, das stimmt. Wer weiß, vielleicht überlegt er sich das. Je schwerer die Situation für die Raucher wird, desto lustiger könnte es sein, dass der Brenner weiter raucht.

Uncut: Michael Glawogger hat in seinem Entschuldigungsbrief, warum er nicht nach Berlin kommen kann, erwähnt, dass er sich gerne wieder in Berlin verkühlt hätte, aber eben diesmal leider nicht kommen kann, weil er in Bangladesh eine Dokumentation dreht. Wie geht es Ihnen mit dem deutschen Wetter?
Josef Hader: Ich bin schon verkühlt hierher gekommen (hustet mehrmals stark), ich kann es nicht Berlin anlasten. Es ist ja heuer nicht so kalt, der Wind geht nicht so stark. Wahrscheinlich hab ich das eine oder andere Mal nicht genug geschlafen.... Am Donnerstag geht es ja schon weiter nach Hamburg, wo ich auftreten werde. Da wird es öfter mal spät.

Uncut: Könnten Sie sich vorstellen, in einem Filmfestival wie hier in Berlin in der Jury zu sitzen?
Josef Hader: Die Jury finde ich sehr schwer. Einen Film zu präsentieren macht Spaß, da ist das ein positiver Stress. In der Jury würde ich am wenigsten gerne sitzen, das wäre mir dann doch ein wenig zu viel.

Uncut: Tja, unsere Zeit ist leider schon um. Danke für das Gespräch.
Josef Hader: Danke auch.

(Markus Löhnert im Gespräch mit Josef Hader. Berlin, 9. 2. 2009)

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Der Knochenmann - Josef Hader

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