Berlinale 2008
Berlinale Tag 10

Berlinale Tag 10

Zusammenfassung der Berlinale
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von (Harry.Potter)
Nun denn: es ist soweit. Die 58. Berlinale ist zu Ende. Über 10 Tage gab es eine Fülle an Filmen in den verschiedenen Sektionen des Festivals zu sehen. Jeder erzählt eine ganz besondere Geschichte, mit dem er sein Publikum aufrütteln, nachdenklich machen, zu Tränen rühren oder zum herzhaften Lachen bringen möchte. Letzteres gab es, zumindest im Wettbewerb, eher selten, die schwierigen Geschichten mit einem ernsten Hintergrund (auch aus dem ganz aktuellen politischen Weltgeschehen) machten die Mehrzahl der Filme aus. Es gab den einen oder anderen Favoriten und wie jedes Jahr dann nach der Preisverleihung die eine oder andere Überraschung.

Ganz besonders erfreulich ist es, dass die Jury die ganz herausragende Leistung von Sally Hawkins in „Happy-Go-Lucky“ mit einem silbernen Bären gewürdigt hat. Dies nicht nur, weil sie auch meine Favoritin gewesen ist, sondern weil sie ihn sich wirklich verdient hat und es der erste große Preis in ihrer Karriere als Schauspielerin ist. Man kann ihr zu diesem Preis nur gratulieren und sich, ganz passend zu ihrer Filmfigur „Poppy“, freuen.

Ebenso zu erwarten war es, dass es einen Preis für Paul Thomas Andersons Film „There will be blood“ geben würde. Viele hatten ihn für den besten Film auf der Liste, geworden ist es „nur“ der Preis für die beste Regie und eine herausragende Leistung auf dem Gebiet der Filmmusik. Zwei wunderschöne Preise für einen ganz außergewöhnlichen Film und eine verdiente Anerkennung für einen ganz besonderen Regisseur.

Als bester Film wurde „Tropa De Elite“ ausgezeichnet, was wohl die absolute Überraschung des Abends ist. Denn es gab viele Fachleute hier auf dem Festival, die den Film sehr problematisch beurteilt haben, wie ich aus so manchem Gespräch zwischen den Pressevorführungen weiß. Es liegt der Verdacht nahe, dass die Jury eine Art politisches Signal setzen wollte und sich nun so entschieden hat.

Kontrovers ist auch das Thema des Preisträgers für das beste Drehbuch „In Love We Trust“, der als erster Wettbewerbsfilm gezeigt wurde. Die vielschichtigen Auswirkungen auf die Beziehungen mehrerer Menschen angesichts einer so existenziellen Entscheidung, wie sie Hehes Mutter zu treffen hat, wurden in dem Film aber sehr gut dargestellt, was zu einem Großteil dem Drehbuch zu verdanken ist.

Beim Hauptdarstellerpreis gab es auch eine kleine Überraschung. Nicht die „üblichen Verdächtigen“, sondern ein Außenseiter, nämlich Reza Najie für seine Rolle in dem iranischen Beitrag „The Song Of Sparrows“ kam zum Zug.

Wie auch immer: den Gewinnern sei herzlich gratuliert. All jenen Journalisten, die so wie wir morgen die Heimreise antreten, wird das Festival wohl noch einige Zeit in Erinnerung bleiben, denn die Fülle an Filmen, die es hier zu sehen gab, bedeutete für uns alle einen Marathon an Terminen, Pressevorführungen und –konferenzen. Wir durften einigen Stars näher kommen als üblich, manchen die eine oder andere Frage stellen und uns auch ein bisschen glücklich schätzen, hier dabei gewesen zu sein. Meine Auswahl aus dem großen Angebot bestand aus 28 Filmen, jeder für sich einzigartig und ambitioniert, auf seine Geschichte aufmerksam zu machen und sein Publikum zu begeistern. Manchen ist das auch gelungen, manchen eher weniger oder nur zum Teil, vielen auch gar nicht. Der Prozentsatz solcher Filme lag bei der diesjährigen Berlinale höher als zuletzt, trotzdem war die Mehrzahl der hier gezeigten Filme durchaus sehenswert. Es wird sich zeigen, welche Themen und Schwerpunkte im nächsten Jahr bestimmend sein werden.

Ich hoffe, ich konnte Euch mit meinen Kritiken und meinen Tagesberichten einen Eindruck von dem vermitteln, was hier Tag für Tag vor sich ging und Ihr habt Lust bekommen, möglichst viele der von mir besprochenen Filme, selber im Kino anzuschauen, sobald sie dort zu sehen sein werden, und Euch Euer ganz persönliches Bild zu machen. Ich denke, einen Trend konnte ich Euch auf jeden Fall auf diesem Weg mitgeben. Dort wo sich unsere Meinungen nicht decken, entsteht Raum für eine Diskussion im Forum, auf die ich schon gespannt bin.

Bis dorthin freue ich mich auf einen gemütlichen Ausklang hier in Berlin und auch aufs Nachhausekommen nach Graz bzw. Seiersberg, wo sich das wirkliche Leben abspielt und jene Menschen auf mich warten, die mir ganz besonders am Herzen liegen. Berlin wird für ein Jahr nun wieder darauf warten, Austragungsort dieser ganz besonderen Filmfestspiele zu werden und UNCUT wird sicher auch nächstes Jahr wieder mit von der Partie sein.

PS: Abschließend möchte ich mich noch herzlich bei Monika Haring bedanken, die fast alle meiner Berichte korrigiert hat, bevor wir sie veröffentlicht haben, und immer wieder auch noch spät am Abend ihre Zeit zur Verfügung stellte. Danke!

Mehr dazu auf Uncut:
Abgedreht - Be Kind Rewind
Der Autor
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Harry.Potter

Forum

  • Vielen Dank...

    Wieder ein toller Bericht der Berlinale! Eigentlich ist die Berlinale zu kurz, so eine tolle Zusammenfassung von einem Festival bekommt man nicht immer zu sehen, da könnte es schon ein wenig länger sein. Aber es ist sicher für euch sehr anstrengend gewesen! Also passen würde ich sagen die 10 Tage.

    Vieeeeeeeeeeelen Dank, hätte auch nicht gedacht dass der Film gewinnt. Aber mich hat das erste Bild das ich von dem Film sah, so mitgenommen, dass ich nur den Film wählen konnte.
    There will be Blood ist sicher ein sehr guter Film, doch ich glaubte nicht das er den Goldenen Bären gewinnen könnte! Da waren zu viele Gegner! Ich glaube er wird genug Oscars gewinnen und bei der Berlinale ist er ja auch nicht leer ausgegangen.
    Die Magazine kommen per Post?
    Auf jeden Fall, vieeeeeeeeeelen dank. Grüße an das ganzen Uncut Team.
    Lg. Clemens
    17.02.2008, 12:05 Uhr