Berlinale 2023, Kurzfilme
100 Years of Disney Animation

100 Years of Disney Animation

When the Disney Magic hits you right in the face - Auf der Berlinale wurden 100 Jahre Disney Animation gefeiert.
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von (cinemarkus)
Im Rahmen des „Berlinale„Specials“ durfte ich auf der Berlinale 2023 im Haus der Berliner Festspiele etwas wahrhaft besonderem beiwohnen. Warum der Titel „100 Years of Disney Animation: A Shorts Celebration“ etwas irreführend war, am Ende aber doch total egal, erfahrt ihr hier in meinem Bericht.

Gleich zu Beginn dominierte leider die unschöne Seite des Konzerns, als ihr aktueller Disney Company Trailer die Leinwand füllte. Dieser enthält neben den klassischen Disneyproduktionen welche von Marvel, Star Wars und mittlerweile sogar FOX. Ich bin selbstverständlich auch Fan dieser Welten, doch haben sie über die Jahre hinweg schon die Besonderheit der Marke verwässert, die mich seit ich ein kleiner Junge war verzaubert.



Disney ist wie bei vielen Menschen in meinem Alter untrennbar mit meiner Geschichte verbunden. Von den Samstag-Vormittag-Cartoons im Fernsehen, über die alten Klassiker auf VHS bis hin zu meinen ersten Kontakten mit der Disney-Renaissance im Kino. Den „Der Glöckner von Notre Dame“ in eben diesem erleben zu dürfen, stellt eine meiner frühsten Kindheitserinnerungen dar und ist als der erste Kinobesuch an den ich mich erinnern kann, möglicherweise mitverantwortlich dafür, warum ich heute Filme so liebe und dementsprechend in weiterem Sinne auch warum ihr dies hier lesen könnt.

Der Glöckner von Notre Dame Bild aus dem Film „Der Glöckner von Notre Dame“ (Disney Pictures)

Von dem Moment an, als Disney Animation Präsident Clark Spencer höchstpersönlich die Bühne betrat, stand die Veranstaltung voll im Zeichen der Magie der Kunstform die wir alle so lieben. Begleitet von einer Diashow über die Hintergründe der frühen Produktionen, führte er ins Programm ein. Ein Programm, dass er wie er nachher erwähnte, extra für uns zusammengestellt hatte, was die Besonderheit des Moments noch zusätzlich unterstrich.

Berlinale - 100 Years of Disney Animation
„100 Years of Disney Animation: A Shorts Celebration“ (Foto: Uncut/Markus Toth)


Segment Nr. 1 erzählte von den ersten Berührungen mit dem Medium. Walt Disney sagte einst „alles begann mit einer Maus“ Spencer stellte hingegen klar: alles begann mit Kurzfilmen. Ohne sie wäre das Imperium, dass wir heute kennen wohl nie entstanden. Grund für ihn die Anfänge zu beleuchten.

Ein Ausschnitt aus dem damals noch als „Laugh-o-gram“ bezeichneten Kurzfilm „Cinderella“, der in 1922 sogar noch der Firmengründung voranging, machte den Anfang. Noch bevor später das Aschenputtelmärchen legendär als Spielfilm umgesetzt werden sollte, versetzten sie den bekannten Mythos in das Amerika der 1920er. Der tolle Humor und einzigartige Charme der die späteren Werke ausmachen sollte, war hier schon in Zügen zu vernehmen.

Der Hang zu Märchen war scheinbar gekommen um zu bleiben. Es folgte ein Exzerpt aus „Alice's Wonderland“ von 1923, der erste Versuch reale Personen mit Animation zu kombinieren.

„Trolley Troubles“ lies den Disney Fan dann schon zweimal hinschauen, erkannte man doch bei „Oswald the Lucky Rabbit“ schon eine gewisse Ähnlichkeit mit einer sehr bekannten Maus. Disney verlor nämlich kurz darauf die Rechte an dem Charakter, es musste also eine neue Figur her, der Rest ist Filmgeschichte.

Berlinale - 100 Years of Disney Animation
„Trolley Troubles“ (Foto: Wald Disney)


Dann war es endlich so weit. Der „Citizen Kane der Animationsgeschichte“ und vielleicht bekannteste Zeichentrickfilm der Welt, „Steamboat Willie“, zum ersten Mal auf einer großen Leinwand. Ein außergewöhnlicher Moment, den ich für immer in Erinnerung behalten werde und der mir schon früh, die eine oder andere Freudenträne rausgedrückt hat. Einer der ersten Einsätze von Sound in Animation, bis dahin prägte Musik den Hintergrund.


Steamboat Willie
„Steamboat Willie“ (Foto: Wald Disney)


Das zweite Segment sollte zeigen, wieviel Innovation in Animation und Charakterentwicklung nur ein paar Jahre später möglich gewesen war. Absolute Klassiker wie „Clock Cleaners“, „Trailer Horn“, „The Old Mill“ und der Oscar nominierte „Lambert the sheepish lion“, zauberten uns Tränen vor Lachen und vor Trauer ins Gesicht.

Mit dem dritten Segment passierte dann ein harter Einschnitt, weswegen der Titel vielleicht etwas überambitioniert gewählt worden sein könnte. Mit einem großen Sprung zu zwei sehr modernen und äußerst emotionalen Beiträgen kam das Programm etwas abrupt zum Ende. Aber irgendwie verständlich, hätte es doch sonst vermutlich drei Stunden in Anspruch genommen. Doch die Auswahl hätte nicht besser sein können. „Going Home“ aus den Short Circuits, einem Förderprogramm für ambitionierte Filmemacher, hat mich bereits in Rekordzeit von ein paar Sekunden zum Weinen gebracht. Und als krönende Kirsche den oscarprämierten „Paperman“ zu zeigen, war an Genialität wohl kaum zu überbieten, repräsentiert er doch die Innovation, die die lange Geschichte des Animationsriesen stets geprägt hatte, und die in dieser einzigartigen Kombination verschiedener Animationsstile sichtbar wird.



Gemeinsam in einem so diversen Auditorium dieses wunderschöne Programm erleben zu dürfen, war eine einzigartige Erfahrung. Man hat den Disney Spirit förmlich gespürt. Dass die Filme in englischer OV gezeigt wurden, und selbst deutsche Kinder da komplett mitgegangen sind, spricht einfach dafür, wie universell ansprechend diese Kunstform sein kann.

Spencer sprach zum Abschluss darüber, dass gerade Animation eines der kollaborativsten Medien der Welt ist, bei dem unzählige Menschen zusammenarbeiten und gegenseitig unterstützen müssen und tun, um den gemeinsamen Traum zu verwirklichen.

Träumen durfte man vor dem nach Hause gehen dann auch, lies er dann nämlich noch eine Bombe platzen, die in mir und vermutlich im gesamten Saal ein kollektives Feuer in den Augen auflodern lies. Denn obwohl er klarstellte, dass auch Computeranimation einen sehr arbeitsintensiven Prozess darstellt, bei dem viel Hand angelegt werden muss, beantwortete er die Frage, ob Disney sich vorstellen könnte je wieder einen 2D-Zeichentrickfilm zu machen, mit einem klaren „Ja“. Die Entscheidung läge letztendlich immer beim verantwortlichen Regisseur.

When you wish upon a star...
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cinemarkus

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