Müll Mates
Müll Mates - Superhelden

Müll Mates - Superhelden

Egal ob Batman, Superman, Spiderman, Captain America oder Santo. Sie alle kämpfen kostümiert gegen das Böse. Mehr oder weniger.
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von (Müll Mates)
Das tun sie jedoch nicht, ohne sich immer wieder an der Grenze des guten Geschmacks zu bewegen. Ein Grund für die Müll Mates, sich über die besten – also schlechtesten – Superheldenfilme der Geschichte zu unterhalten.

Konnichiwa J,

es superheldet in den Kinos! Kaum ein Comic, der noch nicht verfilmt wurde. „Batman v Superman“ heißt der neueste Vertreter der Superheldenfraktion. Dabei frage ich mich, wo das „s.“ im Titel hin verschwunden ist. Vielleicht wollte man damit ja vertuschen, dass es sich um ein Trash-Spektakel handelt, wie es ein gutes altes „vs.“ versprechen würde. Also: Die beiden Zack-Snyder-Supermanfilme sind meiner Meinung nach alleine schon eine genauere Betrachtung aus Müll-Perspektive wert. Ich sage nur: Kevin Costner läuft ins Feuer, um einen Hund zu retten, um zu vertuschen, dass sein Ziehsohn Superman ist. Eh logisch, oder? Gleich wie das immer wieder auftauchende Russell-Crowe-Hologramm! In Teil zwei gibt es schließlich eine aus dem Nichts auftauchende Wonderwoman, einen angeteaserten Aquaman und ein völlig absurdes Ende inklusive irrwitzigem Plot rund um einen Kryptonit-Speer. Wie auch immer: Ich habe mich bei beiden Teilen im Kino köstlich amüsiert. Und unglaublich gelangweilt. Zugleich. Abwechselnd. Ich finde daher, wir sollten die Historie von Superheldenfilmen etwas genauer unter die Lupe nehmen. Helden wie Superman, Batman, Spider Man, den Toxic Avenger und Santo eben. Auch darum: David Ayers „Suicide Squad“ ist eines der nächsten Werke, mit dem wir beglückt werden. Seit der viel versprechenden Besetzung von Jared Leto als Joker bin ich auf den Film gespannt. Vor kurzem ist ein leicht komödiantisch angehauchter Trailer des eigentlich düsteren Films erschienen. Positive Reaktionen waren die Folge. Nun sollen Gerüchten zufolge Szenen des Films neu gedreht und „lustiger“ gemacht werden. Ayer dementiert. Wie auch immer. Meine Frage: Gibt es eine untrennbare Verbindung von Comic und Komik? Sind Superhelden zwanghaft absurd? Sind die Retter mit ihren eigenwilligen Kostümen untrennbar mit Trash verbunden? Muss man als Zuseher, die Trashwelt der Helden akzeptieren, um sie gut zu finden? Und wenn ja: Sind Superheldenfilme jene Filme, die Trashelemente zu Mainstream machen?

They may be drinkers, Robin, but they're also human beings,
P
Lieber P,

die „Superman“-Filme an sich stehen für mich seit jeher unter einem trashigen Licht – zumal ich mir bei einer der zentralsten und banalsten Tatsache schwer tue, meine Ungläubigkeit auszusetzen. Und zwar handelt es sich darum, dass niemand Clark Kent als Superman erkennt, obwohl er nur seine Haare anders frisiert und eine Brille trägt. Und dabei verstehe ich schon die Grundintention: Als Clark Kent spielt Superman einen so anderen Typen, nämlich einen tollpatschigen Journalisten, dass niemand auf die Idee käme, ihn mit dem Superhelden zu verwechseln. Aber selbst in dieser Hinsicht waren die „Superman“-Verfilmungen mit Christopher Reeve schon weiter als Zack Snyders Adaptionen. Selbst der gnadenlos gefloppte „Superman IV - Die Welt am Abgrund“ (nach ihm brauchte es 19 Jahre filmische „Superman“-Regenerationszeit) ist in dieser Hinsicht glaubwürdiger. Christopher Reeve muss in diesem Film die Rolle des Clark Kent und des Superman in Windeseile wechseln, da ersterer mit seiner Freundin zweiteren in Begleitung von Louis Lane besucht. Die schauspielerische Darstellung zeigt komplett unterschiedliche Charaktere, die Ausführung in der Szene ist allerdings komplett absurd. Stets stolpert Clark Kent Vasen oder ähnliches um, nur um im Bad zu verschwinden, just bevor Superman wieder durch die Balkontür hineingeschwebt kommt. Henry Cavill, der aktuelle Superman-Darsteller, aber agiert, wenn er den Journalisten darstellt, genauso souverän wie als Superheld. Genauso wie die Konturen seines Gesichtes ist seine Ausstrahlung in beiden Rollen geradezu perfekt – und deswegen schon wieder fad und auswechselbar.
Bei Batman hingegen ist es beispielsweise nur die untere Mundpartie, die aus seiner Maske sichtbar bleibt und ihn somit als Bruce Wayne preisgeben könnte. Natürlich ist ein Nicht-Erkennen – vor allem weil beide stets unter großer Medienpräsenz stehen – auch dort unrealistisch, geht aber für mich in Ordnung. Vielmehr interessiert mich der Trashaspekt bei dem zweiten Helden nach dem ominösen „v“ auf seine frühesten filmischen Werke. Die Serie und der Film aus den 1960er Jahren mit Adam West, stellt für viele Kenner die angeblich werkgetreueste Adaption der frühen Comics dar. Was sagst du dazu, P?

Like a midget at a urinal, I was going to have to stay on my toes,

J
SupermanIV
Schalom J,

oh ja „Superman IV - Die Welt am Abgrund“ - eine Perle! Lass mich dazu noch schnell ein paar Funfacts loswerden, um zu erklären, wie dieses Meisterwerk der Langeweile und des schlechten Geschmacks zustande kommen konnte:

Funfact #1: Nachdem „Superman III“ ein völliger Flop war, hat Warner Brothers die Rechte an Cannon Films verkauft – jenes Studio, das haufenweise Low-Budget-Filme mit Van Damme, Norris, Bronson, Stallone & Co realisierte.

Funfact #2: Cannon hat den Film mit rund 36 Millionen Dollar Budget geplant. Um ihn dann aufgrund finanzieller Schwierigkeiten für weniger als die Hälfte zu realisieren – was man auch sieht! Denn Effekte und Plot sind für einen Blockbuster Ende der 1980er äußerst peinlich.

Funfact #3: Um Geld zu sparen, hat man über 30 Minuten aus dem Film herausgeschnitten. Sie sollten für den nächsten Teil aufgehoben werden. Doch auch „Superman IV“ floppte. Nicht einmal die ohnehin schon geringen Produktionskosten wurden eingespielt. „Superman V“ wurde nie realisiert... Eine Besonderheit gibt es in „Superman IV“ dennoch: Der Held, der den Vereinigten Staaten seit dem Zweiten Weltkrieg als Propagandawaffe im Kalten Krieg diente (man symbolisierte mit seiner Übermenschlichkeit die Überlegenheit der USA gegenüber Russland), tritt hier als Friedensapostel auf. Er rettet Russen und vernichtet Atomwaffen. Hochpolitisch eben!

Aber nun zu dem von dir angesprochenen 60er-Jahre Batman: Es ist ein Batman, der sich radikal von den restlichen Fledermausmännern unterscheidet, die das Kino hervorgebracht hat. Mit dem unglaublich trashigen Arnie- bzw. Clooney-Batman hat er ebenso wenig zu tun, wie mit Nolans dunklem Ritter. Oder mit Tim Burtons Versuchen, den Comic erstmals seit den 60ern im großen Rahmen wieder zu beleben. Der 60er-Batman ist ein Bunter. Ein Knallbunter! Ein Absurder! Ein Beispiel aus dem Spielfilm zur Serie: Batman und sein getreuer Helfer Robin (Hood in Hot Pants?) fliegen mit ihrem Bat-Hubschrauber aufs Meer hinaus. Plötzlich wird Batman auf einer Leiter hängend von einem Gummihai gebissen. Er hämmert auf ihn ein, Robin klettert ebenfalls die Leiter hinab. Der Hubschrauber fliegt von alleine. Egal! Robin reicht Batman das berühmte Anti-Haifisch-Spray. Spray wirkt, Haifisch tot! Genial! Oder: Batman läuft mit einer riesigen Comic-Bombe am Hafen entlang. Nonnen, eine Frau mit Kinderwagen, eine Blasmusikkapelle versperren ihm den Weg. Lt. Frank Drebin hätte es in der Nackten Kanone nicht aberwitziger umsetzen können. Zitate mit Kopfschüttelgarantie runden den Spaß ab. Inszeniert ist das Ganze wie eine Kindersendung. Die Bösewichte alias Joker, Rätselknacker, Pinguinmann und Katzenweib (so die deutschen Namen) unterscheiden sich in Auftreten und zwanghaftem Overacting um nichts von Fritz Phantom. Oder vom Arnie-Mr. Freeze. Oder von Jesse Eisenberg als Lex Luthor. Ernst nimmt sich hier keiner. Die Serie war ein Erfolg. Trotz unglaublich schrillem Trashfaktor. Oder vielleicht gerade deshalb? Trash war hier Mainstream. Die Theorie erhärtet sich: Als Zuseher muss man sich auf die Trash-Fantasiewelt der Helden einlassen. Und: die meisten Superheldenfilme sind erfolgreiches Trashkino.

Some days you can't get rid of a bomb,
P
Batman Serie
Lieber P,

was passiert nun, wenn Superhelden-Figuren ein Trash-Remake erfahren: Trash zum Quadrat? Auf jeden Fall entsteht etwas, was im „normalen“ Kino nicht möglich wäre. Das türkische Remake-Kino der 1960er bis 1980er (welches by the way eine eigene Kolumne Wert ist) war eben scheinbar jegliches Copyright egal. In „Süpermen Dönüyor - Turkish Superman“ ist der Journalist Tayfun aus Istanbul Superman bzw. Süpermen. Besonders spannend ist wiederum der aus Scores von allen möglichen Blockbustern zusammengeschusterte Soundtrack. Man fühlt sich wie in einem Avantgarde-Film, wenn Ton und Bild so weit auseinander gehen, als ob sie nichts mehr miteinander zu tun hätten. In einer komplett unspannenden Szene, in der Tayfun auf der Straße von A nach B geht, ertönt plötzlich eines der Aufregung evozierendsten Synthesizer-Stücke überhaupt, nämlich „Chase“ von Giorgio Moroder (ursprünglich komponiert für „Midnight Express - 12 Uhr nachts“). Doch meine Lieblingsszene des Filmes ist eine andere und kann als eine absurde Antwort auf (pseudo-)komplexe Actionsszenen im Hollywood-Kino gedeutet werden. Ein Bösewicht versteckt sich bewaffnet im Kofferraum von Supermans Freundin. Als er während der Fahrt kurz aus dem Kofferraum späht, schießt er auf den Reifen des fahrenden Autos, in dem er liegt, um es zum Stehen zu bringen. Dies macht er nur, um die Fahrerin, als sie im Kofferraum nach einem Ersatzreifen suchen möchte, zu überraschen und zu überwältigen. Ein weiterer Superhelden-Film zeigt, dass nicht nur DC-Figuren mit einem türkisches Remake bedacht wurden. „3 dev adam“ wäre schon alleine aus lizenztechnischen Gründen im amerikanischen Kino kaum möglich gewesen, treten nämlich der mexikanische Kult-Wrestler Santo und der (türkische?!) Captain America gegen Spider-Man an. Was sagst du zu dieser Perle?

Clark Kent ist Superman's critique on the whole human race,

J

Salve J,

Santo ist ab jetzt mein neuer Lieblingssuperheld! Er war ein erfolgreicher mexikanischer Wrestler. So erfolgreich, dass ihm sogar eine Comic-Reihe gewidmet wurde. Die türkischen Filmemacher müssen wohl so begeistert von ihm gewesen sein, dass sie ihn zum absoluten Superhelden erhoben haben. Nun kämpft er an der Seite des türkischen Captain America. Gegen Spiderman! Denn der ist in diesem Film aus dem Jahr 1973 ein böser Schurke. So böse, dass die Art und Weise, wie er Frauen ermordet, ungewöhnlich brutal und filmhistorisch fast schon innovativ ist. Ansonsten regieren schlechte Kostüme sowie Bud-Spencer-Moves.... Ich merke schon: wir könnten noch ewig über Superhelden hin und her schreiben. Etwa über den Toxic Avenger, dessen mehr als offensichtlicher Trashfaktor (siehe unseren Briefwechsel zu „Mutanten“) wieder eine ganz andere Kategorie ist. Es gibt einfach zu viele. Und sie alle stehen für eine andere Art des Trashkinos. So etwa die unfreiwillige Komik vieler Blockbuster-Filme v der Brachialtrash des Toxic Avengers v die Peinlichkeiten von „Superman IV“ oder „Batman & Robin“ v die türkischen Remakes sowie die Batman-Serie, die beide so absurd sind, dass man die Intention der Filmemacher nicht wirklich einordnen kann. Unterhaltsam sind die Filme jedenfalls alle. Aber auf welche trashigen Superhelden stehen die Uncut-Leser eigentlich so?

What killed the dinosaurs? The Ice Age!
P
Der Autor
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Müll Mates


Forum

  • Ohne Brille

    Das Superman und Clark Kent sich sehr ähnlich sehen ist natürlich schon eine Tatsache über die man schwer hinwegsehen kann. In der Komödie „Mystery Men“ wurde das aber sehr treffend aufs Korn genommen. Frei umgelegt: Clark Kent kann nicht Superman sein, denn der hat ja keine Brille und würde ohne Brille nichts sehen ;)

    The Shoveler: Oh yeah, well, maybe if we had a billionaire benefactor like Lance Hunt, then we could afford some advertising.
    Mr. Furious: I think that's because Lance Hunt is Captain Amazing.
    Blue Raja: Oh, here we go.
    Shoveler: Oh, don't start that again! Lance Hunt wears glasses. Captain Amazing doesn't wear glasses.
    Mr. Furious: [Long-suffering] He takes them off when he transforms.
    Shoveler: That doesn't make any sense. He wouldn't be able to see!
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    21.04.2016, 10:17 Uhr
  • V

    In der deutschen Version wurde ja dann doch „vs.“ statt nur „V“ geschrieben. Aber vielleicht ist das V ja auch die römlische Zahl fünf. Superman 5 mit den verlorenen Szenen aus „Superman IV“. Und bei Batman gabs ja in der vorletzten Reihe auch vier Teile, da wäre es auch der fünfte.
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    21.04.2016, 10:02 Uhr