Heidi@Home
Heidi@Home: Father knows best – and how about mom?

Heidi@Home: Father knows best – and how about mom?

Das Frauen- und Mutterbild in TV-Serien im Wandel der Zeit .
heidihome_9fc566c28c.jpg
von (Heidi@Home)
Als Teenager hatte ich eine Freundin, die mit sechzehn Jahren bereits eine ganz klare Vorstellung von Liebe, Beziehungen und dem idealen Familienleben hatte: und zwar direkt aus dem Fernsehen übernommen. Das mag befremdlich klingen, doch erst dieser Tage wurde eine Studie veröffentlicht, wonach Frauen sich im Jahr 2012 immer öfter auch deswegen gegen Kinder entscheiden, weil sie Angst haben, dem Bild der „guten Mutter“ nicht entsprechen zu können, einem Bild voller Klischees, das auch durch TV-Serien mitgeprägt wurde. Die ARTE-Dokureihe „Amerika im Wohnzimmer“ beleuchtet u.a. das Frauenbild in Fernsehserien und hat die nachfolgenden Überlegungen beeinflusst.

In den 1950er Jahren waren Serien wie „Father knows best“, „The Donna Reed Show“ oder „Leave it to Beaver“ sehr populär. Diese Serien vermittelten ein traditionelles und recht striktes Familienbild: die Mutter war zuhause bei den Kindern und für den Haushalt zuständig, der Vater ging arbeiten und wusste auf alles eine Antwort, die Kinder waren brav und gingen freundlich miteinander um. Schon damals hat dieses Klischee eigentlich nicht gestimmt, aber Regisseure liebten es, von ihrer eigenen Kindheit zwanzig oder dreißig Jahre zuvor zu erzählen, diese dabei aber nostalgisch zu verklären. Nach dem Krieg war die Gesellschaft traumatisiert, da sollte zumindest die Fernsehwelt heil sein. Mit der Realität hatte das wenig zu tun, erzeugte aber bei Frauen (und auch Männern) enormen Druck, nach diesem propagierten Schema zu leben.

Solche und ähnliche Serien gab es auch in den folgenden Jahrzehnten immer wieder, man denke an „Die Waltons“, an „Unsere kleine Farm“ oder auch – relativ aktuell – an „Eine himmlische Familie“. Dennoch setzte mit den 1960er Jahren auch am Bildschirm eine Gegenbewegung ein. Da gab es plötzlich Frauen, die berufstätig sein wollten und nicht mehr unbedingt von der klassischen Familie träumten. „Mary Tyler Moore“ etwa zog als Mary Richards ganz alleine in eine fremde Stadt und bekam dort einen Job in einer TV-Redaktion; sie behauptete sich als Singlefrau in einem männlich dominierten Umfeld. In der Serie „Murphy Brown“ trauten sich die Produzenten sogar bereits, die weibliche Hauptfigur als Ex-Alkoholikerin vorzustellen, die nach dem Entzug wieder zurück an die berufliche Spitze will. Auch „Ally McBeal“ ist eine junge und erfolgreiche Anwältin, die zwar auf der Suche nach Mr. Right ist, sich für diesen aber nicht verbiegen möchte. Wenn er der Richtige ist, so wird er sie nehmen wie sie eben ist.

Dieses Maß an Selbstbestimmung haben die Damen in „Sex and the City“ längst erreicht und perfektioniert: nun sind es die Frauen, die die Männer benutzen und die Dauer und Intensität einer Beziehung bestimmen. Die Frauen eigneten sich „typisch“ männliche Attribute an, sind zudem erfolgreich und bestens situiert. Die Serie wurde Kult, allerdings war es für die Zuschauerinnen wohl nicht immer leicht, sich mit den vier Upper Class Damen aus New York zu identifizieren. Hilfreicher mögen da schon die „Desparate Housewives“ gewesen sein, die etwas mehr down to earth agierten und deren Autor es sich, nach eigener Aussage, zur Aufgabe gemacht hatte, Frauen offen über ihre Befindlichkeiten sprechen zu lassen und sich auch über Tabus der Mutterschaft hinwegzusetzen. Trotz der teilweise haarsträubenden Plots dieser Serie war es ihr Verdienst, relativ schonungslos zu zeigen wie Mütter kollabieren, weil sie überfordert, ratlos und auch mal frustriert sind. Die Serie „Gilmore Girls“ wiederum handelt von einer alleinerziehenden Mutter und ihrer heranwachsenden Tochter. Auch wenn der Grundton hier heiter und positiv ist, wird zwischen den Zeilen klar, welche Schwierigkeiten Lorelai, ganz auf sich selbst gestellt, zu meistern hatte.

Aktuell versuchen Frauen in der TV-Landschaft vermehrt den Spagat zwischen Beruf und Privatleben zu schaffen. Die Damen in „Grey’s Anatomy“ und die Familien in „Parenthood“ wollen herausfinden, mit welchem möglicherweise neuen Lebensmodell man beides unter einen Hut bringen kann. Die Serienprotagonistin von heute ist vor allem eines: reflektiert. Und ambivalent. Sie weiß was sie möchte, doch nicht immer, wie sie es erreichen kann. Eindimensionale Lösungen haben ausgedient, jede Frau, jede Familie muss ihre eigene Balance finden, die manchmal zu Zerreißproben führt. Und ab und zu stellt die Frau (wie in „The Big C.“ oder „Weeds“) die eigenen Interessen ganz bewusst in den Mittelpunkt, um sich (wieder) frei und unabhängig zu fühlen. Es ist nun endlich auch erlaubt, als Frau Fehler zu machen, ohne sofort abqualifiziert zu werden.

Ein Hoffnungsschimmer und vielleicht Vorbild für die verunsicherten Zuseherinnen. Und ihre Männer. Denn auch diese hatten es in den letzten fünfzig Jahren nicht einfach und durchlebten gewisse Metamorphosen. Aber das ist eine andere Geschichte…