Alle wurden sie verteilt, die Preise, und zu einem beträchtlichen Teil in den Iran entsandt. Denn der große Sieger der 61. Berliner Filmfestspiele heißt „Nader und Simin - Eine Trennung“, obwohl - oder gar weil?? - dieser der einzige war, der dem gesamten Uncut-Team ungesehen durch die Lappen ging. Und obwohl (oder gar weil) Bėla Tarr bei der Pressekonferenz zu seinem Beitrag „The Turin Horse“ seine Gleichgültigkeit gegenüber Auszeichnungen, die über die reine Gunst des Publikums hinausgehen, sehr klar zum Ausdruck gebracht hatte, vermachte man ausgerechnet ihm den Großen Preis der Jury. Gut so. Ist auch ein mehr als würdiges Werk. Genauso wie „Kommt Regen, kommt Sonnenschein (Come Rain, Come Shine)“. Oder „Our Grand Despair“. Sag ich. Und summe schon seit Stunden den Marlene Dietrich-Klassiker „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ vor mich hin, dem ich etwas wehmütig die Zusatzzeile „…aber nicht mehr lange“ beifüge, denn ebendieser Koffer wartet mit weit aufgesperrtem Maul auf seine Befüllung. Morgen geht's zurück nach Graz. Und unter dem Mehrgepäck befinden sich außer Mitbringseln an die Lieben zu Hause haufenweise Pressematerial, der fette Berlinale-Katalog, Eintrittskarten, Stadtpläne, mein mittlerweile ziemlich zerfleddertes Notizbuch und abgefahrene U-Bahn-Tickets. Normale, vernünftige Menschen würden das ganze Gelumpe noch heute in der Altpapiertonne versenken. Ich jedoch starte damit lieber den verzweifelten Versuch, so viel Berlin(ale)- Feeling wie möglich nach Hause mitzunehmen, selbst auf die Gefahr hin, dass mich die Damen und Herren an der Flughafengepäckröntgenmaschine für völlig und total meschugge halten. War schon eine überaus gute Zeit, mit u.v.a. etwa zwei Hektolitern Soja-Latte, dem einen oder anderen Plastikflaschen-Bier, zwei Premierenparties, einem Apartment in luftigen Höhen (das dem von ANTM verblüffend ähnelt) und insgesamt 2134 Filmminuten. So lässt sich's echt leben. Und so schließe ich mit einem weiteren Song-Zitat, diesmal von den Herren, deren Museum ich heute Nachmittag besichtigt habe, den unvergleichlichen Ramones: Maybe I was born to die in Berlin. Und damit - meine Verehrung.
19. Februar 2011, 23:59 Uhr
Berlinale 2011
Forum
-
Trio Grande
Ich freu mich auf die Berichte zur nächsten Berlinale - hoffentlich vom gleichen Team! :-)
-
Iran und so
Ja, dieser "politischer Ansatz"-Gedanke ist sicher kein abwegiger, ich hatte da auch so meine Vermutungen. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass dieser Film seitens der internationalen Presse schon seit Tagen als Insider-Favorit galt - nicht wegen des Herkunftslandes, sondern wegen seiner Qualität. Hatte zB. im "Screen daily" gemeinsam mit "The Turin Horse" die Höchstwertungen, und das mit Abstand! -
Die Bären von Berlin
Heute morgen beim Frühstück musste ich schmunzeln: wie schon öfter in den fünf Jahren, die ich für UNCUT aus Berlin berichtet habe, hat die Jury eine politische, aber keine notwendigerweise auch filmisch gerechtfertigte Entscheidung getroffen. Ohne auch nur einen Film des Wettbewerbs gesehen zu haben, wußte ich am ersten Tag, als der Sessel des iranischen Jurymitgliedes leer blieb, wer den Hauptpreis bekommen würde. Und so wars dann auch... Den bzw. die Preisträger nicht gesehen zu haben, kann bei einer solchen Fülle an Filmen schnell passieren. Ihr habt aber heuer gemeinsam mehr geschafft, vor allem aus dem Panorama. Das fand ich ganz super. Ihr beide könntet so etwas wie "die Bären von Berlin" werden. Eines steht fest: nach der Berlinale ist vor der Berlinale! :-) -
Zeugniszeit
Nina: 1
Senad: 1
Harry: 1
Damit würde ich meinen: VORZUG ;-)
Es hat einen Riesenspass gemacht Eure Berichte zu verfolgen!!!
Wünsche Euch allen einen guten Heimflug!-
... ich meinte
AUSGEZEICHNETER ERFOLG :D -
so ist es!!!
alle Drei haben sich einen VORZUG verdient!
-
...auch ohne Harry Potter ein Genuss
Kann meinen Vorredner nur beipflichten - das "neue Uncut-Team" hat ganze Arbeit geleistet! DANKE für die tollen Berichte aus der Hauptstadt
-
-
Danke!!!
Hat Spaß gemacht, die Berlinale mit euren Augen mitzuerleben!