Berlinale 2010 - Tag 10

Das war sie also (fast) schon wieder, die 60. Berlinale. Trotz ihres Alters präsentierte sie sich uns als rüstige, auf keinen Fall altmodische, sondern sehr vielseitige und professionelle alte Dame, der wir auf jeden Fall noch einmal 60 Jahre zutrauen. Was muss das für ein Fest werden im Jahre 2050, wenn sie 100 wird?

Bis dorthin ist aber noch eine Weile Zeit und es gilt, für dieses Jahr Bilanz zu ziehen. Vieles, was für die Berlinale typisch ist, gab es auch heuer wieder: die große Nähe der Fans zu ihren Lieblingsstars am Roten Teppich, die großen Meister des Kinos wie Martin Scorsese und eine Reihe hochbegabter Nachwuchsregisseure und Schauspielhoffnungen der Zukunft präsentierten ihre neuesten Werke einem interessierten Publikum, das sich heuer sogar besonders zahlreich versammelte: bereits am 8. Tag des Festivals wurden 277.000 Eintrittskarten verkauft, eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr trotz Wirtschaftskrise und spiegelglatter Gehsteige, weil die städtische Schneeräumung ein paar Tage gestreikt hatte.

Der Präsident der FIPRESCI-Forums-Jury, die gestern bereits die Preisträger für Wettbewerb, Panorama und Forum bekannt gegeben hat, stellte treffend fest, dass die Berlinale jenes Festival auf der Welt sei, bei dem man wegen des schlechten Wetters besonders gerne ins Kino gehe. Wie wahr: Angesichts des trüben und nasskalten Wetters brauchte man keine große Motivation, sich dreimal am Tag in einen Kinosaal zu setzen, die überwiegend hohe Qualität der hier gezeigten Filme im „Wettbewerb“ und der „Perspektive Deutsches Kino“, die ich für Euch in diesem Jahr hier gesehen habe, tat zudem ihr Übriges, um die Zeit wie im Flug vergehen zu lassen. Als ich heute aus der Vorstellung des Abschlussfilmes „Otouto - About Her Brother“ in das schöne Frühlingswetter auf dem Potsdamer Platz hinaustrat, wurde ich das Gefühl nicht los, gerade eben erst hier angekommen zu sein und mich auf meine großen Favoriten zu freuen: „Shutter Island“ und „The Ghostwriter“. Es kommt mir vor wie gestern, dass ich am Dienstag zu Mittag zum zweiten Mal ein Interview mit Franziska Weisz machen konnte oder dass ich vor ein paar Tagen nach einer Pressevorführung gemeinsam mit Reneé Zellweger den Kinosaal verließ, weil die Jury zufällig den gleichen Ausgang genommen hatte wie ich. Sie ist übrigens kleiner, als ich sie mir vorgestellt hatte...

Nach fünf Jahren der Berichterstattung für UNCUT habe ich mich auch in diesem Jahr sehr wohl gefühlt hier in Berlin, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich heuer Verstärkung und Unterstützung durch „Themovieslave“ Senad Halilbasic hatte. Ich habe unsere Gespräche nach den Pressevorführungen, die wir gemeinsam besucht haben, immer sehr genossen und es hat mir großen Spaß gemacht, in diesem Jahr ebenfalls ein kleines Jubiläum „5 Jahre UNCUT in Berlin“ gefeiert zu haben.

Nach dem Festival ist vor dem Festival: Intendant Dieter Kosslick wird sich vielleicht in Kürze einen verdienten Urlaub gönnen, aber dann bald schon mit der Planung für das nächste Jahr beginnen und auch UNCUT wird im nächsten Jahr wieder live für Euch vom Roten Teppich, von den Fotocalls und den Pressekonferenzen berichten. Es wäre für uns schön, wenn auch Ihr nächstes Jahr wieder dabei seid.