Sarajevo Film Festival - Tag 5

Nach vier Stunden Schlaf ging es wieder einmal ins Kino. Es handelte sich dabei um eine Pressevorführung des Wettbewerbbeitrags „Eastern Plays“. Dieser bulgarische Beitrag von Reigsseur Karmen Kalev erinnerte mich stark an „Autumn In My Street“ (siehe gestriger Bericht und Kritik). Thematisch ließen sich sehr viele Parallelen ziehen, doch „Eastern Plays“ hatte eine eindeutig stärkere Dramaturgie und konnte auch in anderen Punkten alle bisherigen Wettbewerbsfilme, die ich gesehen habe, toppen.

Mein bisher persönlicher Favorit für den Hauptpreis wurde sofort im Anschluss an die Morgenvorstellung gezeigt. „Ordinary People“ von Vladimir Perisic ist einer der psychisch brutalsten Filme, die ich seit langem gesehen habe. Erzählt wird ein Tag im „Arbeitsleben“ eines serbischen Erschiesungskommandos zu Zeiten des Jugoslawienkrieges. In nur wenigen Einstellungen aufgelöst und mit nur wenigen Dialogpassagen entworfen, versucht Perisic Ursache und Weiterentwicklung von kriegsverbrecherischer Brutalität darzustellen. Da in dem Film rein handlungsbezogen nicht sehr viel passiert und selbst die grausamsten Szenen in einer unbequemen Ruhe inszeniert sind, gab es einige Buhrufe aus dem Pressepublikum (ungefähr genauso viele applaudierten). Deshalb sollte man eher daran zweifeln, dass ein so gemischt aufgenommener, kontroverser Film, das „Herz Von Sarajevo“ gewinnt.

Coffee with... gab es heute mit den beiden Hauptdarstellern des Films „Storm“ (Kerry Fox und Anamaria Marinca) sowie mit Reigsseur Hans-Christian Schmid. Dabei wurde vor allem über die intensive Recherche an dem Projekt gesprochen.

Eine Nachmittagspause gönnten wir uns mit einer Wasserpfeife in einem alten Kaffeehaus in der wunderschönen Innenstadt, gefolgt von einem gemeinsamen Abendessen. Schließlich war es heute der letzte Tag für Harry und Leander Caine hier in Sarajevo.

Ich machte mich danach wie jeden Abend zum Open Air Programm auf: Adrián Biniez’ Film „Gigante“, der bereits einige Preise in Berlin entgegennehmen durfte, kam beim Publikum ausgezeichnet an. Heutzutage wird ein Zwischenapplaus während Filmen immer seltener – „Gigante“ bekam einige solcher bei dem heutigen Screening. Und das zu Recht!