Filmkritik zu Sterben

Bilder: Polyfilm, Wild Bunch, Port au Prince Pictures Fotos: Polyfilm, Wild Bunch, Port au Prince Pictures
  • Bewertung

    Film ist Therapie

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2024
    Matthias Glasners „Sterben“ ist offensichtlich und laut eigener Aussage sein persönlichster Film - und hat mich persönlich erreicht.

    Die meisterhaft ausgeführte Charakterstudie über eine dysfunktionale Familie, und wie wir zu denen wurden die wir sind, behandelt schwer zu schluckende Themen wie Demenz, Krebs, Sucht und Depression/Suizid. Der Tod scheint allgegenwärtig. Worauf ich nicht vorbereitet war, sind die witzigen Töne, die manchmal angestimmt werden. Nie geschmacklos, sondern einfach wahrhaftige und ehrliche Situationskomik, die die sonstige Ernsthaftigkeit perfekt ausgleicht.

    Schauspielerisch zeigt er möglicherweise die beste Ensembleleistung des gesamten Wettbewerbs. Von Lars Eidinger über Lileth Stangenberg oder Corinna Harfouch, bis hin zu Robert Gwisdek und Ronald Zehrfeld, gefühlt spielen sich alle hier gegenseitig an die Wand. Eine laut Eidinger etwa 20-minütige Kaffee-und-Kuchen-Szene (ich selbst habe nicht mitgezählt) wird ebenso gut performt wie sie geschrieben ist.

    Die Strukturierung in Episoden, durch die zwar Figuren nur in sehr großen Abständen und nacheinander eingeführt werden, tut meiner Meinung nach dem Film aber sehr gut; die Laufzeit von drei Stunden hab ich ihm jedenfalls gar nicht angemerkt.

    Aus Gründen, über die ich nicht offen darlegen kann, fällt es mir aber sehr schwer mehr dazu zu schreiben, da er mich auf einer persönlichen Ebene extrem berührt hat. Die Wertung fällt vielleicht darum so hoch aus, sehr gut ist er in jedem Fall trotzdem.
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    (Markus Toth)
    22.02.2024
    20:11 Uhr