Filmkritik zu Dahomey

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Geraubte Kunst

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2024
    Mati Diops neuer Dokumentarfilm „Dahomey“ erzählt von Schätzen die einst im 19. Jahrhundert dem Königreich Dahomey von der Kolonialmacht Frankreich geraubt worden waren. 2021 entschied Emmanuel Macron 26 davon an das heutige Benin zurückzugeben. Und deren Reise zurück in ihrer Heimat begleiten wir hautnah.

    Hat er das nur getan, um sich selbst in einem guten Licht darzustellen? Ist es gar eine Beleidigung der französischen Regierung nur einen kleinen Teil zu retournieren, wo doch 7000 Stücke immer noch zurückbehalten werden. Und selbst hier reden wir nur von Benin und Frankreich. Man stelle sich einmal vor wieviel Kulturgut überall auf der Welt immer noch fern von seinen Besitzern verweilt. Oder bedeutet das materielle am Ende gar nichts, ist es nicht vielmehr das immaterielle kulturelle Erbe, das wahrlich zählt, die Bräuche, die Tänze oder die Sprache, Dinge die unentwendbar sind und bleiben.

    Erst als Fragen wie diese bei einer Versammlung diskutiert werden, nimmt der Film etwas Fahrt auf. Nicht alle scheinen sich einig zu sein, was dieses Ereignis bedeutet. Doch die Selbstbestimmung ist scheinbar, worum es geht. Solche Entscheidungen in die Hände derer zu legen, die sie betreffen. Man hat also der Bevölkerung nicht nur einen Haufen Holz und Metall zurückgegeben, sondern die Möglichkeit sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, und neue zu schreiben. Die Dokumentation zeigt weiters Feierlichkeiten mit Musik, Tanz und Menschen, die sich in ihre schönste Tracht werfen. Benins Kultur ist immer noch quicklebendig und erhält hiermit eine Bühne.

    Bis zu diesem Punkt zieht sich der mit 67 Minuten ohnehin schon sehr kurz gehaltene Film aber sehr in die Länge. Wenn in einem visuellen Medium einen Großteil der Laufzeit nur Untertitel auf einem schwarzen Bildschirm zu sehen sind, während eine mystische Erzählerstimme philosophische Fragen behandelt, dann grenzt das fast an Themenverfehlung. Über die Artefakte selbst erfahren wir leider wenig bis gar nichts, und falls doch einmal, dann hätte das Lesen eines Wikipedia Artikels ebenso ausgereicht. Sehr schade, denn es wäre erst Recht interessant gewesen, um die Bedeutung dieser ein wenig besser zu verstehen.
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    (Markus Toth)
    19.02.2024
    08:09 Uhr

Dahomey

F/SN/BEN 2024
Regie: Mati Diop