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  • Bewertung

    Wie wichtig ist Sex im Leben eines Menschen?

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2006
    Grundsätzlich gibt es zum Thema Sex und das Verhältnis der Deutschen dazu und für alle Probleme und Problemchen dazwischen schon mindestens einen deutschen Film, also stellt sich eigentlich die Frage, warum es genau DIESEN Film noch zusätzlich brauchte. Haben die deutschen Schauspielerinnen und Schauspieler nichts Anderes zu tun, als einen „witzigen“ Film über: Sex zu machen, bzw. fällt den Produzenten nichts Anderes ein?

    Denkste. Während der ersten halben Stunde bist Du zwar immer noch der Meinung, dass Dir die ewige Leier von wegen „ich bin 40 und will nicht mehr wichsen“ oder über das tragische, völlig unvorstellbare Los all jener Menschen, die keinen Sex haben, das ja gesellschaftlich schon beinahe einem unfreiwilligen Hungerstreik gleichkommt, zum Halse, zum Ohr und aus allen hier nicht näher zu beschreibenden Körperöffnungen heraus hängen. Aber dann kommt es knüppeldick: dieses freche deutsche Sex-Filmchen bekommt Tiefgang. Tiefgang, dass die Titanic vergleichsweise auf der Hochschaubahn ihre letzte Ruhestättge gefunden hat. Alles Lachen, das einem noch ein wenig in der Kehle kitzelt, bleibt Dir ein paar Zentimeter tiefer im Halse stecken und still und leise würgt es Dich bis zum Ende des Filmes. Für welchen der Charaktere Du mehr oder weniger Sympathie empfindest, ist dabei eigentlich egal: Michael (Christian Ulmen), Bruno (Moritz Bleibtreu), Annabelle (Franka Potente) und Christiane (Martina Gedeck).

    Die Schicksale sind nicht mehr die von abgehobenen, scheinbar durchgeknallten, unmoralischen Großstädtern, sondern von Menschen, denen ihr Leben auf den Kopf fällt, die sich konfrontiert sehen mit ihrem eigenen Versagen, ihren Ängsten und ihrer Unzulänglichkeit. Fast alles hätten sie wohl lieber anders gemacht, vieles in ihrem Leben wollten sie doch eigentlich besser machen. Und nur für wenige Dinge bekommt man wirklich eine zweite Chance ….

    „Elementarteilchen“ heißt der Film nach dem gleichnamigen Roman von Michel Houellebecq über die Möglichkeit der geschlechtsfreien Reproduktion aller Lebewesen durch Klonen, auch des Menschen. Elementar sind auch die Leistungen des gesamten Ensembles.

    Insgesamt gesehen ist der Film ein außerordentlich gutes Werk, unvermeidlich zieht einen der Film aber in seine Tiefen, seine Abgründe gnadenlos hinunter und ist definitiv kein Unterhaltungsfilm und völlig ungeeignet für ein Date! Wer also keine funktionierende, solide Beziehung führt und eine leicht verdrießliche Stimmung hat, sollte sich den Film besser sparen, denn er erzeugt Nachdenklichkeit der u.U. problematischen Art …

    Daher meine Gesamtwertung: 80 %.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    (Markus Löhnert )
    11.02.2006
    20:54 Uhr
    http://worteverbinden.at
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