Filmkritik zu Dumb Money

Bilder: Constantin Film, Leonine Fotos: Constantin Film, Leonine
  • Bewertung

    The big Game Stop

    Exklusiv für Uncut
    Dumb Money ist auf eine gewisse Weise ein Wiedersehen mit alten Bekannten: die US-amerikanische Börse, die gierigen Investoren und der Underdog, der es „ihnen da oben“ ordentlich zeigt. Adam McKays „The Big Short“ lässt hier ohne jeden Zweifel grüßen, bei dem es vor schon wieder 8 Jahren um den großen Skandal rund um die höchst spekulativen Geschäfte mit dem maroden Immobilienmarkt in den USA ging.

    Diesmal ist unser Held der Geschichte aber nicht ein gewitzter Investmentfonds-Clown sondern ein gerissener Normalo wie Du und ich, wie immer grandios gespielt von Paul Dano, an dessen Seite wir Shailene Woodley als dessen Ehefrau erleben, die sich zuerst skeptisch zeigt, dann bald aber auf dessen Seite wechselt, als sich ihr Schuldenberg in ein sattes Guthaben verwandelt.

    Und genau hier wird der Film spannend, zeigt er doch auf ungeschminkte Weise auf, dass die Gier des Menschen sein ganzes Leben verändert, wenn er die Vernunft beiseite lässt. Nicht nur der Aufstieg jener Börsen-Apps, mit denen jeder auch mit kleinen Beträgen in das vermeintlich große Geschäft an der Börse einsteigen kann, wird hier auf durchaus unterhaltsame Weise kritisch beleuchtet, sondern auch die gnadenlose Gier der großen Investoren, die aus der letzten Krise scheinbar gar nichts gelernt haben und außerdem glaubten, dass ihnen niemand das Wasser reichen kann.

    Anders als „The Big Short“ kommt Craig Gillespies Film deutlich rotziger, pseudo-cool und unverschämter daher, zwischendurch mit einer beinahe Überdosis aus schrägen YouTube-Clips über Aktien, Charts und Katzen. Gerade damit gelingt ihm aber auch noch ein weiterer Coup: die manipulative Kraft von Influencern und die Folgen unreflektierter Gefolgschaft bloß zu stellen. Nach dem Film war ich persönlich froh, dass mich Instagram und Co bis jetzt unberührt gelassen haben und ich weiß wieder, warum.

    Dumb Money hat also als Film durchaus seine sehenswerten Seiten, er überzeugt mit seinen Schauspielern und erzählt den Skandal rund um die „Game Stop“-Aktie und die daraus folgenden Änderungen an den Börseregulierungen an der Wall Street unterhaltsam und kurzweilig nach, nicht ohne dabei auf treffende Weise genau die Probleme aufzuzeigen, die sich in der heutigen Welt von sozialen Netzwerken und Influencern ergeben können.

    Mit seinem hektischen Schnitt, vielen sehr schrägen YouTube Collagen und Reels kann er aber nicht nur für so manche Länge zwischendurch, sondern auch für Kopfschmerzen sorgen. Unterhaltsam ist er aber allemal.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    (Markus Löhnert )
    03.11.2023
    09:22 Uhr
    http://worteverbinden.at
    Meine Top-Filme: