Filmkritik zu Schauspielerin

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  • Bewertung

    Beruf und Berufung

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Regisseur Tobias Hermeling schrieb zusammen mit Brigitte Karner, die auch die Hauptrolle spielt, dieses Drama über eine alternde Schauspielerin, die aus Mangel an Rollenangeboten für Frauen in ihrem Alter in eine Lebenskrise gestürzt wird.

    Der Film ist eine interessante in schmeichelndem Schwarz-Weiß gehaltene One-Woman-Show. Brigitte Karner trägt den ganzen Film, der nicht von seinem inhaltlichen Aufbau lebt, sondern vom fragilen Portrait einer Frau und ihrem Kampf, relevant zu bleiben. Zwar bekommt sie kleine Engagements für Lesungen oder als Regieassistenz, zudem gibt sie auch Schauspielunterricht. Doch ihre eigene Schauspielkunst kann sie nicht ausleben. Zu einer Krise führt dies nicht, weil Karners Figur ihren Beruf nicht ausüben kann, sondern ihre Berufung. Das Schauspiel als treibende, vitale Kraft in ihrem Leben fehlt und sie versucht es um jeden Preis wiederzugewinnen. Ein Comeback muss also her. Doch dieses gestaltet sich keineswegs einfach.

    Ständige Aufnahmen aus alten Filmen von Brigitte Karner halten uns vor Augen, dass Jugend vergänglich ist (auch wenn sie immer noch eine wunderschöne Frau ist). Doch ihr Schauspiel beweist uns auch, dass ihre Kunst im Gegensatz zu ihrer Jugend kein Ablaufdatum hat. Sie ist das Highlight in einem stellenweise langatmigen Film, der aber dennoch gekonnt die Verzweiflung einer Künstlerin einfängt und auch an gewissen Stellen durch seine Ironie für Lacher sorgt.

    Die Schauspielerin im Film hat keinen Namen. Im Abspann ist sie nur als Schauspielerin gelistet. Ob Brigitte Karner sich selbst in diesem Film spielt, bleibt zwar ungesagt. Doch man könnte sagen, Brigitte Karner spielt in diesem Drama jede Schauspielerin, bestimmt also auch sich selbst. Nur, dass Karner ein Happy End bekommt, das ihrem Charakter verwehrt bleibt. Sie bekommt ihre Chance auf ein Comeback und sie nutzt diese auch.

    „Schauspielerin“ ist die Rolle, auf die reife Frauen im Filmbusines nur hoffen können. Karner schrieb sie sich einfach selbst und macht sich mit ihrer großartigen Darstellung einer alternden Schauspielerin zum Sprachrohr aller Altersgenossinnen und zeigt uns auch, dass ihre besten Jahre keineswegs vorbei sind ... auch nicht auf der Leinwand!
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    (Marina Ortner)
    24.03.2019
    21:27 Uhr
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