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  • Bewertung

    Give them Hell, Indiana Jones!

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2023
    Um mich gleich zu outen: „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ ist einer der wichtigsten Filme meines Lebens, wenn nicht der wichtigste. Die ersten drei Teile habe ich gefühlte 100-mal gesehen, „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ nur 3-mal. Das aktuelle fünfte Abenteuer sah ich als Geschenk und als Möglichkeit an den Ausrutscher des vierten Teils wieder gut zu machen. Ist das James Mangold, der die Nachfolge von Steven Spielberg als Regisseur angetreten ist, gelungen? Steven Spielberg begnügt sich dieses Mal ungewohnterweise als ausführender Produzent, da er der Meinung ist, dass er Platz machen wollte für eine neue Generation, die ihre Perspektive der Geschichte einbringen soll.

    Das Abenteuer beginnt mit rasanter Zug-Action und zahlreichen Nazis, so wie wir das von „Indy“ gewohnt sind. Eine unglaubliche Action-Szene jagt die andere und mittendrin ein verjüngter Harrison Ford/Indiana Jones. Diese computertechnische Verjüngung ist sensationell geworden und als Zuschauer kommt man anfangs aus dem Staunen nicht raus. Dieser fast halbstündige rasante Einstieg gehört zum Besten, was das moderne Actionkino bieten kann.

    Die Kollektion des Dr. Jones mit der Bundeslade, den heiligen Sankara-Steinen, dem Gral und dem Kristallschädel werden mit dem historischen Gegenstand dem Rad des Schicksals „die Antikythera“ vervollständigt. Weil die Nazis als die perfekten Bösewichte angesehen werden, sind sie wieder da und wollen mit der Antikythera die Geschichte ändern, indem man in der Zeit zurückreist. Mads Mikkelsen verkörpert den Oberbösewicht, überzeugt aber leider nur teilweise. Das liegt an der sanften Charakterzeichnung, wo offensichtlich die Vorstellungen des neuen Eigentümers Disney berücksichtigt wurden.

    Nachdem es zur Erleichterung aller Fans keine Fortsetzung mit Shia LaBeouf als Indy-Nachfolger gibt, wird die neue Figur der Patentochter Helene, dargestellt von Phoebe Waller-Bridge eingeführt. Nachdem Harrison Ford bereits 80 Jahre jung ist, bekommt man das Gefühl, dass Disney an einer weiblichen Heldin interessiert ist, die das Erbe des Fedora-Hutträgers und Peitschenakrobaten übernehmen könnte.

    Es gibt immer wieder Bezüge auf die Originale und ein Wiedersehen mit bekannten Charakteren wie John Rhys-Davies als Sallah. Mein Lieblingsgag ist, wenn Indy davon spricht, dass er einst sogar das Blut von Kali getrunken hat. Das war das Gebräu, das im Tempel des Todes jeden in Trance versetzte und zu einem willenlosen Werkzeug des Kults machte. Aber ich bin mir sicher, dass der Überraschungsgag am Ende des Films wahren Fans ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird.

    Wie oft werde ich mir „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ anschauen? Ich weiß es nicht, aber ein Versprechen kann ich geben: Es wird mehr als 3-mal sein!
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    (Leander Caine)
    19.05.2023
    22:29 Uhr