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  • Bewertung

    Highly hyped, decently delivered

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
    Man war äußerst gespannt auf den Eröffnungsfilm der Berlinale 2016, schließlich sind die Coen-Brüder als Teil der Filmwelt gar nicht mehr wegzudenken und dieses große Ensemble an prominenten Schauspielern – Josh Brolin, George Clooney, Ralph Fiennes, Tilda Swinton, Scarlett Johansson, Jonah Hill, Channing Tatum, Alden Ehrenreich – versprach, dass der diesjährige Eröffnungsfilm ein großes Spektakel werden würde. Aber im Endeffekt gehört dieser Film definitiv nicht zu den besten „Coen Brothers“ Filmen.

    Es passiert so viel in diesem Film, dass man gar nicht weiß worauf man sich konzentrieren sollte. Theoretisch gäbe es zwar eine Haupthandlung (die Entführung von Starschauspieler Baird Whitlock), aber diese wird von zahlreichen Nebenhandlungen verdrängt, die aber derart unausgebaut sind, dass man sich eigentlich gar nicht für sie interessiert. Das ist schade, denn dadurch verliert der Film seinen Fokus. Anfangs noch relativ stark gestartet mit „Coen-typischen“ spitzen und lustigen Dialogen und ihrer satirischen Ansicht über Gott und die Religion und einer Menge an absurder Situationskomik verliert sich aber nach den ersten 30 Minuten in den all zu vielen Sideplots.

    Die Gefahr bei einem großen Cast ist, dass man dadurch eine große Zahl an zweidimensionalen Charakteren schafft, mit denen sich der Zuschauer gar nicht identifizieren kann. Dies war leider bei diesem Film der Fall: Die Charaktere wurden zwar von bekannten Stars gespielt, aber sie haben relativ wenig Persönlichkeit. Mit Ausnahme von zwei Charakteren: Eddie Mannix (Josh Brolin) und Hobie Doyle (Alden Ehrenreich). Josh Brolin spielt diesen Hollywood Studio Fixer einfach fantastisch, er bringt seine Rolle überaus überzeugend rüber und man kauft ihm jede seiner Handlungen ab. Er ist ein ernster, seriöser Charakter in einem absurden Setting, der mit den unüblichsten Problemen fertig werden muss, was einen sehr schönen Gegensatz schafft. Alden Ehrenreich verkörpert einen liebenswürdigen Filmstar, der für seine Cowboy Filme bekannt ist. Meiner Meinung nach ist er auch der einzige Charakter in diesem Film, mit dem der Zuschauer wirklich sympathisiert.

    Es gab großartige Szenen in „Hail, Caesar!“, wie beispielsweise die Einführungsszene von Scarlett Johansson oder die Tanzszene von Channing Tatum, die wirklich Spaß gemacht haben, aber alles in allem wirkte der Film sehr zertrennt. Die erwähnten Szenen wirken einzeln wirklich unterhaltsam, aber fügen sich nicht wirklich in das Gesamtwerk ein. Die ganzen Nebenhandlungen ergänzen die Haupthandlung nicht wirklich, sie spielen sich einfach nur nebeneinander. Alles wirkt eher so, als ob die Coens viele lustige Ideen über die Absurdität des klassischen Hollywood Studio Systems aus den 50ern hatten, aber sie konnten all diese Ideen nicht zu einem stimmhaften Gesamtkunstwerk vereinen.

    Ab der Hälfte wird der Film auch sehr antiklimatisch. Die Entführung von Baird Whitlock und die Motivation dahinter wurden zwar relativ spannend aufgebaut, aber die Lösung ist eher enttäuschend und nicht zufriedenstellend. Ich hatte sogar das Gefühl, dass alles, was bis dahin aufgebaut wurde, eigentlich umsonst war. Der Einfall mit den kommunistischen Drehbuchautoren am Ende war zwar großartig und passt auch sehr gut in die Ära des klassischen Hollywoods hinein, aber die Ausführung dieser Idee war eher holprig und man hatte das Gefühl, die Coens wussten nicht so Recht, wie sie mit diesem Material richtig umgehen sollten.

    Eins muss man diesem Film jedoch durchaus positiv zurechnen: das Setting hat einfach perfekt realistisch gewirkt. Als Kinozuschauer fühlte man sich wirklich so, als würde man eine Zeitreise in die 50er machen: die Kostüme waren bezaubernd und die Setbilder im Film waren wunderschön gestaltet. Also ein Augenschmaus war dieser Film auf alle Fälle.

    Zusammenfassend kann man sagen, dass Ethan und Joel Coen mit „Hail, Caesar!“ definitiv etwas über das alte Hollywood, den Kapitalismus, der dort herrschte und über die Macht von großen Produktion Studios sagen bzw. sich kritisch dazu äußern wollten, aber im Endeffekt ist ein relativ unrundes Gesamtwerk herausgekommen, das zwar fantastische schauspielerische Leistungen von Brolin und Ehrenreich und wunderbare Einzelszenen zu bieten hat, , aber zusammengeschnitten nicht so recht funktioniert.
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    (Sumaiya Akhter)
    11.02.2016
    23:58 Uhr
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