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    ein aufgeräumtes Frauenzimmer

    Die schöne Kammerzofe Celestine kokettiert mit dem Herren des Hauses, in dem sie arbeitet, und ebenfalls mit dem Zuschauer. Nicht so angetan davon ist die Herrin des Hauses, die sich nicht anders zu wehren weiß, als Celestine zu schikanieren. Jedoch ist Celestine eine zu starke Frau, um wirklich Projektionsfläche für diese Schikane zu sein. Anstatt ein glaubwürdiges Opfer dieser zu sein, ist sie eher einfach nur zum Fluchen aufgelegt, wenn es ihr mal gegen den Strich geht. Dementsprechend aus dem Nichts kommt auch das unerwartete Ende des Filmes, in dem Celestine den vermeintlichen Spieß umdreht.

    Ein netter Film, der schöne Bilder liefert, eine makellose Lea Seydoux in fabelhafte Kostüme hüllt, aber gänzlich auf einen tieferen Sinn verzichtet und grad mal an der Oberfläche von der beabsichtigten Gesellschaftskritik kratzt.
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    17.02.2015
    00:50 Uhr
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    Viele Bürgerbetten, wenig Bürgerkritik

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    In vielfältiger Weise hat sich die französische Literatur mit der gesellschaftlichen Situation im Frankreich des 19. Jahrhunderts auseinander gesetzt. Der französische Schriftsteller Octave Mirbeau hatte bei seinem Roman „Journal d’une femme de chambre“ das Bürgertum im Visier, im Speziellen dessen Doppelmoral. Er bezichtigt darin die Mehrzahl der wohlhabenden Bürger, sich lieber an ihrem Dienstpersonal zu vergreifen als sich um die eigene Ehefrau zu kümmern. Diese wiederum rächt sich für das Desinteresse und die Untreue des Gatten ebenfalls am Dienstpersonal – sie schikaniert, kommandiert, nervt. In dieser Verfilmung mit der schönen, aber äußerlich ausdruckslosen Léa Seydoux in der Hauptrolle wird man den Eindruck nicht los, als hätte der Roman nicht besonders viel Tiefgang und die Figuren wenig charakterliches Profil. Ohne ihn gelesen zu haben, liegt die Vermutung nahe, dass dem wohl nicht so sein wird. Positiv zu Gute halten kann man dem Film teilweise seine Ausstattung und die Kostüme, das Ensemble vor der Kamera wirkt jedoch ziemlich blass – im wörtlichen wie metaphorischen Sinne. Die Beweggründe für Celestines Verhalten und Liebe (?) bleiben dabei ebenso im Dunkeln wie der Ausgang der Geschichte insgesamt. Sie weiterzudenken motiviert die Inszenierung aber nicht und so ist man daher sehr froh, wenn im Kino die Lichter angehen und man sich wieder in der Gegenwart befindet. In vielen Bürgerbetten war Celestine zugange gewesen, die versprochene Bürgerkritik bleibt der Film seinem Publikum letzten Endes schuldig.
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    08.02.2015
    00:24 Uhr