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82.5% Bewertung
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    Die Glienicker Brücke

    Vor allem zwei Dinge sprechen für Spielbergs Film: die Atmosphäre des Kalten Krieges (50er Jahre) ist gut herausgearbeitet worden, ebenso wie die dumpfe Unfähigkeit der früheren DDR Vertreter, die im diplomatischen Geschäft nur um internationale Anerkennung buhlten. Zum anderen hat er sich ziemlich genau an die Fakten gehalten und an Originalschauplätzen (aber auch im Filmstudio Babelsberg) z.B. an der Glienicker Brücke mit vielen deutschen Schauspielern gedreht (Klaussner, Koch, Mauff).
    Ein prekäres Thema für Amerika: kann man einem überführten sowjetischen Spion, hier Rudolf Abel (großartig Mark Rylance) einen fairen Prozess machen, dessen Verurteilung von vorne herein feststand. Was er genau ausspioniert hat, wird allerdings nie erwähnt.
    Die Familie des Verteidigers James Donovan (Tom Hanks) wird bedroht. Er verhandelt mit dem ebenfalls historisch belegten DDR-Unterhändler Vogel. Die Sowjets hatten zur selben Zeit den amerikanischen Piloten Powers (Austin Stowell) abgeschossen. Ein Austausch 1:1 wäre leicht machbar. Dann haben die Coen Brüder wegen der Spannung noch eine dritte Figur ins Spiel gebracht: den jungen Wirtschaftswissenschaftler Pryor (Will Rogers). Den gab es auch wirklich. Donovan riskiert einen 2:1 Austausch an der Glienicker Brücke. Er pokert hoch und gewinnt letztendlich. Spielberg gestaltet den finalen Austausch authentisch und äußerst spannend. So erhalten wir eine packende Lektion in Sachen Geschichte.
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    18.06.2019
    19:48 Uhr
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    Raffiniert-tiefgründiges Spionagedrama

    Jeder Mensch ist wichtig und jedes Menschenleben, das gerettet wird, wiegte tausende, die verloren gehen auf. Seit "Amistad" aber wohl spätestens seit "Schindlers Liste" oder "Der Soldat James Ryan" ist uns klar, dass Steven Spielberg der Welt diese Botschaft mitgeben will. Als Jude ringt er in nahezu all seinen nicht-kommerziell angelegten Filmen um das Thema der Menschlichkeit und des Wertes eines Menschenlebens angesichts der Grausamkeit, mit der die Menschheitsgeschichte durchzogen ist, nicht erst seit den Nationalsozialisten. In "Lincoln" zeichnete er stimmungsvolles und ruhig erzähltes Portrait eines der wohl bekanntesten Amerikaner aller Zeiten, nun hat er sich einen scheinbar unbedeutenden, kleinen New Yorker Versicherungsanwalt ausgesucht, der mit seinem Verhandlungsgeschick tausende von Gefangenen in verschiedenen politischen Krisen aus dem Gefängnis befreite. Das Schönste an der Story ist gewiss, dass sie sogar wahr ist, aber auch abgesehen davon liefert Spielberg auch hier wieder ein routiniertes und mit viel Liebe an Details erzähltes Spionagedrama ab, ohne sich mit Effekthascherei oder spektakulären Aktionen aufzuhalten. Das Spektakuläre seiner Figuren steckt in ihren Taten, deren Dimension erst hinterher begreifbar wird. Mit einer Reihe sehr erfolgreicher und bekannter Schauspieler hat er hier aus dem Vollen schöpfen können und die Rechnung geht auf: großartiges Kino mit herrlicher Ausstattung aus den 50er/60er Jahren, stimmiger Kameraführung mit viel Licht und Schatten von Janusz Kaminski und (erstmalig) einer Filmmusik von Thomas Newman statt John Williams - und anders als in "Schindlers Liste" nicht omnipräsent als Klangteppich, sondern ganz gezielt dosiert eingesetzt. Die Souveränität, mit der die Geschichte erzählt wird, mag teilweise ein wenig Schwung vermissen lassen, fällt jedoch insgesamt (vor allem, wenn man das Ende gesehen hat) nicht wirklich ins Gewicht. Gute Dinge brauchen geduldiges Ausharren und Hartnäckigkeit.
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    12.12.2015
    21:23 Uhr
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    Fast schon ein Außenseiter-Tipp

    Zum zweiten Mal nach "Lincoln" gibt sich Steven Spielberg staatsmännisch: Tom Hanks als idelaitistischer, US-amerikanischer Rechtsanwalt, der auch gegen Hass und Vorurteile für die Rechte der Staatsfeinde im Kalten Krieg kämpft. (Parallelen zur gegenwärtiigen politischen Situation drängen sich geradezu auf.) Wie in "Lincoln" erzählt Spielberg in bedachtsamen Tempo. Aus dem Hocker reißen wird diese schöne, betuliche, klassische Kinoerzählung um einen historischen Agentaustausch in Ostberlin niemanden, aber Geschichten erzählen, das kann der Spielberg noch allemal. Die Musik (historisch erstmals nicht von Spielbergs Lebenskomponist John Williams komponiert!), die Ausstattung, die Kameraführung, das alles ist auf erwartbarem höchsten Niveau. Mag der Film nicht zu Spielbergs besten zählen, er übertrifft die Masse an Kinoveröffentlichungen bei weitem.
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    29.11.2015
    12:12 Uhr