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    Heinrich & Henriette

    Hiermit hat Jessica Hausner eine Lücke in der deutschen Klassik geschlossen: der Selbstmord des Heinrich von Kleist (Nov 1811). In für heutige Verhältnisse abgehobener Sprache – die aber durchaus zeitgemäß für das frühe 19. Jahrhundert war – hat sie mit distanzierter Sicht, vor einer statischen Kamera beinahe apodiktische Gespräche ablaufen lassen. Das ist sehr überzeugend in der Diktion und oft pointiert auf den Punkt gebracht: Er sucht eine Liebe nicht für das Leben, sondern für den gemeinsamen Tod. Ihr Ziel ist es gemeinsam ‘unsterblich‘ zu werden.
    Die Geschichte wird in wunderschön komponierten Bildern erzählt, die im Stil der Zeit wie Gemälde nachempfunden sind.
    Die Akteure sind gut gewählt: Christian Friedel ähnelt dem Bild des Heinrich von Kleist, das wir von den Kupferstichen her kennen und Birte Schnöink (Henriette) ist das kränklich anämische ‘Täubchen‘ als Idealbesetzung für eine Liebe, die im Tod ihre Erfüllung findet. Ganz im Gegensatz zu Sandra Hüller (Marie), die eher dem Leben zugewandt noch rechtzeitig die Kurve kriegt.
    Beim unabwendbaren tödlichen Finale bleibt der Film etwas verschwommen: ein Schuss auf Henriette, danach zwei Ladehemmungen und zwei Mäntel am Boden, ein Abschiedsbrief.
    Ironischer Epilog ist das Gespräch der Hinterbliebenen, so als wäre nichts gewesen und der Obduktionsbericht des Arztes (Holger Handtke), dass keine lebensbedrohliche Geschwulst in der Verblichenen gefunden wurde.
    Ein stilvolles Kunstgebilde, das die Ästhetik des Biedermeiers zum Gestaltungsprinzip macht und in ein für die heutige Zeit sonderbar anmutendes Ambiente hüllt, in dem sich irgendwie ‘der sterbende Schwan‘ verbirgt.
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    25.05.2017
    19:57 Uhr
  • Amour Fou

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2014
    Österreichs Beitrag in Cannes 2014 beschäftigt sich mit dem Todeswunsch des Heinrich von Kleist und Henriette Vogel, der die junge Dame dazu motiviert sich aus Liebe das Leben zu nehmen. Dieses Angebot wurde bei einer anderen Herzensdame abgelehnt. Dadurch, dass der Arzt Henriette eine schwere Krankheit diagnostiziert, denkt sie ernsthaft über dieses Angebot nach …

    Die Regie ist ausgezeichnet, die Schauspieler sind gut, aber die Story haut mich echt nicht vom Hocker. Um ganz ehrlich zu sein - diese Welt des Adels vor der Einfuhr der Steuer (Zitat im Film: „Der Adel wird sich wehren wie ein Hund seinen Knochen beschützt.“), stößt bei mir grundsätzlich auf ein begrenztes Interesse. Für Freunde der gepflegten Sprache und etwas anderen Kleiderordnung mit wenig Hang zur Hektik ist dieser Film wahrscheinlich das reine Vergnügen.
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    17.05.2014
    07:23 Uhr