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4 Bewertungen
73.8% Bewertung
  • Bewertung

    Der Eisenbahn Fan

    Was da der deutsche Verleiher mit dem Originaltitel gemacht hat (von ‘Der Eisenbahnfan‘ (So nennt sich Lomax selber) zu ‘Die Liebe seines Lebens‘) ist ebenso verwerflich, wie dem Film sogleich das Etikett ‘Schmonzette‘ anzuheften. Klar, dass sich inhaltlich die ‘Brücke am Quai‘ aufdrängt, obwohl auch der Vergleich hinkt. Im Film von 1957 ging es viel distanzierter, distinguierter, einfach viel Englischer zu. Damals genügte es bereits Alec Guinness der gnadenlosen Sonne bei Entzug von Nahrung auszusetzen. Hier kommt die Folter direkter, akustisch unterstützt, dass es das Publikum aus den Sitzen brettert. In beiden Filmen ging es um Ehre, Menschlichkeit und Mut, um Verrat und Vorteilsnahme. Hier gibt es aber noch zwei weitere Ebenen: eine Liebesgeschichte und eine Psychostudie. Erstere mit zwei großartigen Darstellern: Nicole Kidman und Colin Firth liefern eine schauspielerisch reife Leistung ab. Mimisch minimalistisch, glühen sie innerlich. Und dazu noch die Message ‘Durch die Liebe kann man von einer posttraumatischen Störung geheilt werden‘. Den Gegenpol verdeutlicht Stellan Skarsgard. Die ausbleibende Rache wird durch menschliche Größe ersetzt. Täter und Opfer verschmelzen in ihrem Schmerz, der sie verbindet. Das ist meilenweit entfernt von der üblichen Westernmoral.
    Es bleibt ein beeindruckender Film, der sich auf die Memoiren von Eric Lomax stützt und der den Zuschauer mit einem flauen Gefühl im Magen entlässt. Wir fragten uns ‘Warum wohl?‘ Dabei hat der Film doch alles, was einen erfolgreichen Film ausmacht: Action, Liebe, Psycho-Kram.
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    10.07.2015
    11:18 Uhr
  • Bewertung

    Die Liebe zu Zügen

    Wann endet ein Krieg wirklich? Mit dem unterzeichnen eines Vertrages? Wenn alle wieder zu Hause sind? The Railway Man zeigt, dass es für sehr viele eigentlich niemals endet und die Beteiligten meist ein Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben. Ist Rache die Lösung um endlich Abzuschließen? Auch mit dieser Frage befasst sich der Film

    Eines vorweg, Die Liebe seines Lebens ist keine Liebesfilm, auch wenn der Titel und das Filmplakat dies andeuten. Es kommt zwar eine Liebesgeschichte vor, diese wird aber immer nur angedeutet und sehr gerafft gezeigt um es als Romanze gelten zu lassen.

    Erzählt wird die Geschichte von Eric Lomax immer mit einzelnen Episoden aus seiner Zeit als Kriegsgefangener und springt anschließend wieder in die Gegenwart, was im Falle des Films die 80er sind. Die Sprünge sind sehr gut gewählt und kommen dank eines schönen Schnittes gut zur Geltung. Die erste Hälfte des Filmes ist ein wenig langatmig, wird aber von einer spannenden zweiten Hälfte abgelöst.
    Gerade beim Aufbau des Filmes merkt man, dass es keine breitenwirksame Hollywood Produktion ist. So wird nicht alles bis ins kleinste Detail erklärt und Actionszenen, bei denen man kaum mitkommt, sucht man vergebens. Das Augenmerk liegt eindeutigen auf der Entwicklung von Eric Lomax vom Kriegsveteranen, der unter einer Posttraumatische Belastungsstörung leidet, hin zu seinem Treffen mit einem seiner Peiniger.

    Collin Firth und Nicole Kidman bestechen in ihren Rollen und gerade Firth spielt am den wütenden, zweifelten und zerbrochenen Veteranen sehr gut. Kidman, als Ehefrau, die endlich wissen möchte, was mit ihrem Mann passiert ist, überzeugt auf ganzer Länge.

    Die Liebe seines Lebens ist bedrückend und erschüttert sollte aber von jedem gesehen werden. Prädikat sehenswert.
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    25.06.2015
    23:46 Uhr
    • prädikat

      dabei muss es sich wohl um eine persönliche bewertung handeln, nehme ich an - eine offizielle vergabe von "prädikat: sehenswert" durch die GFPK (gemeinsame filmprädikatisierungskommission österreichischer bundesländer) wäre mir neu...?
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      26.06.2015
      00:53 Uhr
  • Bewertung

    Vergeltung und Vergebung

    Im zweiten Weltkrieg mussten Gefangene in Thailand am Bau der Burma Railway helfen, Eric Lomax war einer von ihnen. Um Nachrichten aus der Heimat zu bekommen baute er mit seinen Kameraden mit gestohlenen Teilen ein Radio, dass von den Japanern entdeckt wurde. Ihnen drohten Prügelstrafen oder Schlimmeres, weshalb Lomax sich aufopfert und daraufhin gefoltert wird.
    Jahrzehnte später wird er noch immer von der Vergangenheit heimgesucht und als er herausfindet, dass einer seiner Peiniger noch am Leben ist, begibt er sich auf die Reise und hofft auf Vergeltung...

    In "Die Liebe seines Lebens" geht es um Eric Lomax, der nach dem Krieg diesen nicht vergessen kann. Die Liebe bezieht sich auf seine Frau Patti, die verzweifelt, weil sie ihm nicht helfen kann und er ihr nicht sagen kann, was ihn belastet. "The Railway Man", der Originaltitel, ist in diesem Fall durchaus passender, da der Fokus tatsächlich auf der Eisenbahn liegt. Ein junger Mann, fasziniert von der Bahn, erlebt die schlimmste Episode seines Lebens wegen genau dieser.

    Das Drama zeichnet mit beeindruckendem Szenenbild die wahre Geschichte eines Mannes, der nicht damit abschließen kann, was ihm wiederfahren ist, bis er seinem Freindbild in Form eines damals jungen japanischen Soldaten gegenüber steht. Der Schnitt ist schnell, der Zuseher wird gefordert. Während in vielen Produktionen alles dargelegt wird und das Publikum sich berieseln lassen kann, werden hier mit viel Feingefühl und Ruhe die Geschehnisse gezeigt und geben dem Zuschauer die Option das Gesehene selbst zu fühlen. Der Film kommt ohne Action aus, die Konversationen haben immer eine Bedeutung. Oft fungieren sie als Erzählerstimme, während der Gespräche sieht man Rückblenden.

    Eine beeindruckende Geschichte, berührend und emotional erzählt, ohne die Notwendigkeit von kitschiger Musik oder überdramatischen Gefühlsausbrüchen.
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    25.06.2015
    23:40 Uhr