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    Die armen Leute von Schabbach

    Im Mittelpunkt stehen die Dorfbewohner von Schabbach im Hunsrück. Wir sind Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Not viele Menschen zwang nach Südamerika auszuwandern. Stimmungsvolle s/w Bilder, die gelegentlich pointiert mit Farbtupfern versehen werden, schaffen eine Atmosphäre, die von gemeinsamem Leid und der Kraft des Familienverbandes bestimmt wird. Die Laiendarsteller reden Dialekt. So seziert Edgar Reitz mit dokumentarischer Präzision den Alltag der Leute, der von Armut und unterdrückter Lebensfreude geprägt ist. Sogar eine vormärzliche Stimmung kommt auf. Doch es geht letztlich neben Tod und Suizid um die Liebe. Jakob (Jan Dieter Schneider) schreibt die Geschichte des Dorfes auf und verliebt sich in Jettchen (Antonia Bill). Doch die wird von Jakobs Bruder Gustav (Maximilian Scheidt) geschwängert und muss ihn heiraten. Eine Liebesnacht im Wald ist Jakob und Jettchen dennoch vergönnt, bevor diese mit ihrem Mann auswandert. Da feiern die Emotionen fröhliche Urstätt. Das Ambiente des Dorfes wirkt authentisch und nicht gebaut sondern gewachsen. Die beiden Drehbuchautoren Reitz und Heidenreich haben gewissenhaft recherchiert und erwähnen liebevolle Details wie die Indianersprache. So gerät der Zuschauer im Verlauf der dreieinhalb Stunden in einen Sog der Ereignisse, die die Gefühle keineswegs außen vor lassen. Ein Meisterwerk!
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    27.08.2015
    12:41 Uhr