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70% Bewertung
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    Danke, Diagonale!

    Sehr bedrückender Film über das ebenso bedrückende (Berufs- und Liebes-)leben im Atomkraftwerk.
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    01.04.2014
    20:16 Uhr
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    Intelligente Atomkraftkritik

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Sinnbildlich für den Film versucht Protagonist Gary zu Beginn betrunken in einer Bar einen Rodeo Bullen zu bezwingen. Sinnbildlich, da auch sein neuer Job einem waghalsigen Ritt auf einem wilden Bullen gleicht. Aus Geldsorgen sieht er sich gezwungen in einem französischen Atomkraftwerk anzuheuern. Die Bezahlung ist gut, der Rest egal. So sein Motto. Und so wie ihm geht es auch seinen draufgängerischen Kollegen, die in Anbetracht des gemeinsamen Schicksals immer enger zusammen wachsen. Spätestens als sich Gary in die Frau eines Arbeitskollegen (verkörpert von der großartigen Léa Seydoux) verliebt, scheint Garys neues Leben perfekt zu sein. Doch die Atomkraft lässt sich nicht so einfach negieren. Denn neben dieser von vornherein unter keinem guten Stern stehenden Liebe, ist da noch das Kraftwerk, das mit dem jungen Paar um die Wette strahlt. Mit seiner pompösen Architektur beherrscht es des Öfteren wie ein unheilbringender Berg den Bildhintergrund. Und nebenbei kommen auch immer mehr die fatalen Nebenwirkungen der Strahlung, der die Männer und Frauen tagein, tagaus ausgesetzt sind, ans Tageslicht. Aber da niemand die unsichtbare Gefahr wahrhaben will und Geld wichtiger als Gesundheit ist, steuern die temporär glücklichen gesellschaftlichen Außenseiter mit großer Geschwindigkeit kontinuierlich auf den Abgrund zu. Für das Kinopublikum scheint es geradezu absurd, dass sie dabei auch noch Spaß haben – vielleicht sogar so viel wie noch nie zuvor.

    Zwischenfälle oder Komplikationen im Werk sind dabei intelligent zwischen den Zeilen versteckt. Das Kraftwerk, das anfangs noch als große Zukunftshoffnung das Leben aller Arbeiter und Arbeiterinnen zu retten schien, wird zum Albtraum. Es sind die vielen kleinen Details und die mit großem Feingefühl erzählte Geschichte, die den zu großen Teilen in Zwentendorf gedrehten Film zu einer intelligent durchdachten Atomkraftkritik machen – jedoch ohne allzu belehrend oder mit gehobenem Zeigefinger zu agieren. Doch spätestens als eine immer wiederkehrende Sirene die Leinwandfiguren verstummen und die Zuseher erschaudern lässt, wird klar, was es mit der Atomenergie eigentlich auf sich hat.
    patzwey_83fc2ada0d.jpg
    27.03.2014
    14:18 Uhr