Forum zu Renoir

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    Andrée kam und ging

    Es ist kein Biopic im herkömmlichen Sinne, sondern nur ein sehr schönes Stimmungsbild aus dem Hause Renoir, wo Andrée (Christa Theret) vorübergehend dem Alten Modell saß. Es passiert auch nicht all zu viel. Dafür werden wir in einen Rausch von Farben und Formen getaucht und in eine Landhausatmo gepackt, wo uralte Bäume ständig von der Sonne beleuchtet werden und ein Vorgeschmack vom Paradies aufkommt.
    Die junge Andrée laviert zwischen Vater (altersgerecht beeindruckend Michel Bouquet) und Sohn (Vincent Rottiers). Der alte Mann (1841-1919) ist fast bewegungsunfähig und kann ihr jetzt nur noch seine Schulter anbieten, an die sie sich liebevoll anlehnt. Mit dem Sohn wird sie die Zukunft gestalten. Er weist ihr den Weg zum Film. Soviel Realismus ist auch drin. Die Dialoge streifen den Krieg (1. Weltkrieg) und die Aktivitäten wie Baden im Meer, Spanziergänge im Park oder seine ewig vielen Stillleben reflektieren den Geist von Renoirs Bildern.
    Auch wenn Renoir die Kurtisanen von Tizian als Vorlage für seine zahlreichen Badenden im Kopf hatte, malte er doch lieber von einem lebenden, knackigen Modell ab. Hier in unserer Phase ist es die junge, sinnliche Andrée, von der er sagt ‘Das Mädchen aus dem Nichts, geschickt von einer Toten‘ (seiner verstorbenen Frau). Sie fühlt sich als Künstlerin und wird Sohn und Vater als Muse beflügeln. Und genau hinschauen konnte er schon noch ‘Sie hat Titten zum Niederknien.‘
    Ein stiller, farbenprächtiger Film, der nichts Neues zu Tage fördert, aber wie sagte schon Keats ‘A thing of beauty is a joy forever.‘ Schön!
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    05.06.2015
    13:14 Uhr