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    Dreimal zwanzig

    Eine ernsthafte Komödie. Mit wohldosiertem Witz orientiert sich der Film an der Realität und streift z.B. mit den ‘Grauen Pantern‘ sogar manchmal die Satire. Mit der Figur der Uroma (Doreen Mantle), die kurz auch noch für Trauer sorgt, kriegen auch die Enkel ihr Fett weg, wenn sie fragen ‘Was machen wir denn jetzt?‘ – ‘Nix! Leute, die nicht wissen, wie man sich langweilt, werden später Idioten‘. Die erwachsenen Kinder dürfen ebenso Ratschläge erteilen wie die Freunde Simon Callow und Joanna Lumley.
    Viele genau beobachtete Details machen den Film irgendwie unaufdringlich authentisch, egal ob Seniorentelefon mit großen Tasten und Beleuchtung oder der Haltegriff an der Badewanne, das verstellbare Bett oder das Platzmachen im Bus. Das ist alles sehr unterhaltsam.
    Im Mittelpunkt stehen die ‘Best Ager‘ Adam (William Hurt) und Mary (Isabella Rossellini). Mary will noch attraktiv erscheinen: Wasserballett oder offenere Bluse? Auch Seitensprünge sind drin: ‘Paule heißt ‘er, der Bademeister‘ würden die Ärzte sagen. Und Adam vernascht eine seiner jungen Studentinnen (Arta Dobroshi). Dabei schwankt er, ob er ein Museum oder ein Altenheim bauen soll für ‘inkontinente Zombies‘? Der Tenor ist einerseits ‘Alt werden ist halt nichts für Weicheier‘, andererseits zeigen drei Szenen, wie groß die Gemeinsamkeiten nach langen Ehejahren immer noch sind: eine wortlose Verständigung quer durch eine Halle bei überlauter Musik durch Gesten oder ein Gespräch durch ein Gitter im Fahrstuhl, in dem sie feststeckt. Der Knüller aber ist eine gemeinsame Rolle rückwärts vom Friedhof zwischen die Laken, wobei Mary sich über Adams neue Sextechnik wundert. Das überdeckt und vertreibt die altersbedingte Depression.
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    04.05.2014
    10:39 Uhr