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    Carpe Diem

    Das Plakat verrät die Richtung: drei schwerbehinderte Jungs Philip, Jozef und Lars wollen in ein spanisches Bordell. Ohne Gefühlsduselei aber nicht ohne Gefühl wird von ihrer Reise erzählt, mit allen Schwierigkeiten aber auch komischen Situationen, die sich ergeben. (Duschen, Pinkeln etc.)
    Natürlich brauchen sie einen Fahrer und einen Kleinbus. Als Glücksgriff des Drehbuchs erweist sich der Umstand, dass es eine Fahrerin ist und zwar Claude (Isabelle de Hertogh). Fragt der fast blinde Joszef ‘Ist sie hübsch?‘ Antwort ‘Eine Mischung als Seekuh und Gorilla. Sei froh, dass du nicht sehen kannst‘.
    Wie sie sich im Laufe der Reise zur echten Mutter der Kompanie mausert, wird sehr gefühlvoll aber auch witzig erzählt. Es entsteht eine tiefe Freundschaft. Claude kann beherzt zupacken z.B. in brenzligen Situationen (mit angetrunkenen Holländern) ebenso wie als Mutter Theresa mit Sexappeal agieren. Sie nimmt sich besonders Jozef (Tom Audenaert) an. Und sie ist eine Frau mit Vergangenheit. Ihr Ex war ihre Behinderung.
    Die Jungs merken, dass sie sich auf Grund ihrer Lage nicht jede Äußerung erlauben dürfen und werden erwachsen. Jozef findet in Claude einen Mutterersatz. Und der Höhepunkt des Films das Ziel der Reise wird voyeurfrei geschildert. Stattdessen gibt es eine Traumsequenz in der alle laufen und sehen können.
    Dass Lars (Gilles De Schrijver) auf der Strecke bleibt, ist eigentlich ebenso überflüssig wie seine Beisetzung in der sich alle nochmal umarmen. So werden aber auch die Eltern keineswegs vergessen. Ein ernstes Thema witzig und mit viel Wärme erzählt. Die vier Laiendarsteller sind absolut authentisch. Besser als echt behinderte Menschen.
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    15.04.2015
    13:09 Uhr