Deutschland, 10. September 1964. Das Wirtschaftswunder hat bereits 999.999 ausländische Gastarbeiter herbeigelockt, und wenn Hüseyin Yilmaz (Fahri Yardim/Vedat Erincin) nicht so ein höflicher Mensch wäre, würde nun er am Bahnsteig mit Blumenstrauß, Applaus und Geschenken als der Einmillionste gefeiert. Doch die unschuldigen Worte „Bitte nach Ihnen“ machen einen anderen zum Jubilar und ihn zur Nummer 1.000.001. Zeit zum Ärgern bleibt aber keine, viel zu beschäftigt ist der junge Familienvater stattdessen mit der fremden Kultur, der ungewohnten Umgebung und der Aussicht auf eine rosigerer Zukunft als daheim im kleinen anatolischen Bergdorf. So beginnt die zu einem guten Teil auf eigenen Kindheitserinnerungen basierende Geschichte von den Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli, die sich, ganz nach Coen-Brothers-Manier, zu einem Buch-Regie-Team zusammengetan haben. Mit Hilfe charmanter Komik und meisterhafter Erzählkunst werden nach und nach drei Generationen des Yilmaz-Clans und ihre ganz individuellen Probleme beim Leben und Aufwachsen zwischen zwei Kulturen präsentiert. Da geht es von vermeintlichen Unterschieden („Die Deutschen essen Schweine. Und Menschen, zum Beispiel diesen nackten Mann, der an einem Kreuz hängt!“) über offenkundige Gemeinsamkeiten („Angie“, werde ich sagen, „du bist aus dem Osten, ich bin aus dem Osten, also wo ist das Problem?“) bis hin zu brüllend komischen Alltagsszenen.
Das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturen, nicht zuletzt wegen seiner ständigen Aktualität gern verwendeter Filmstoff, wird meist für harte, dramatische Kost verarbeitet. Umso erfrischender, wenn hierbei wieder einmal das Wort Humor ganz groß geschrieben wird. Unterstützt von einem hinreißenden Cast (u.a. Aylin Tezel, Lilay Huser, Demet Gül) wurde eine märchenartige Komödie gedreht, die nicht eine Sekunde langweilt. Pflichtfilm. Echt jetzt.