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    Einer für alle, alle für einen

    Unter den gefühlten hundert Verfilmungen der Musketiere – egal ob es drei oder vier sind – ist die hier von meinem Freund Richard Lester die lustigste. Die eigentliche Handlung ist relativ unwichtig. Viel mehr Bedeutung kommt den endlos vielen Überraschungsgags zu, die die endlos vielen Fechtduelle am Rande begleiten und dadurch aufwerten. Erwähnenswert ist auch die endlos lange Promiliste
    Die Parteiungen zerfasern in die drei Titelhelden: Athos (Oliver Reed), Aramis (einen Namen, den wir heute nur noch als Parfüm kennen, Richard Chamberlain), sowie Porthos (Frank Finlay) und neu dazugekommen D’Artagnan (Michael York).
    Ein Komplott gegen den König von Frankreich Ludwig XIII., den Gerechten (Jean-Pierre Cassel) und die Königin (Geraldine Chaplin) vom ränkeschmiedenden Kardinal Richelieu (Charlton Heston) und dem Bösewicht Rochefort (Christopher Lee) angezettelt, wird von den Jungs vereitelt. Die Situationskomik kommt oft von Kammerzofe Constance (Raquel Welch) und ihrem vertrottelten alten Ehemann Bonasieux (Spike Milligan), der mit seinem treuen Hundeblick Steine erweichen kann. In dem opulent ausgestatteten Kostümschinken verschwindet die Spannung auf Kosten des Klamauks, was manchen nicht weiter stören mag. Da kämpft schon mal Athos während er an einem Mühlenrad hängt, ein Ballspiel, eine Mischung aus Squash und Tennis erfreut die Hofgesellschaft und Rochefort muss ein Gefecht bei Nacht mit Degen und Stalllaterne ausfechten. Das offene Ende verspricht eine Fortsetzung. Nicht nur die drei haben einfach Spaß an der Freud‘. Für mich ist das die Mutter aller Musketiere.
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    18.02.2019
    09:58 Uhr
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    Die drei Musketiere

    Richard Lester, einflussreicher Regisseur der 60er Jahre, ist vor allem für die beiden Beatles-Filme „A Hard Day‘s Night“ und „Help!“ bekannt. Als Stoff für sein Comeback in den 70ern wählte er aber die berühmten Musketiere von Alexandre Dumas und verfilmte sie in Starbesetzung mit Namen wie Faye Dunaway, Christopher Lee und Charlton Heston – um nur einmal die Schurken zu nennen, es wimmelt geradezu von bekannten Gesichtern!

    Keine andere Verfilmung hält sich enger an die Handlung des Romans: Der junge D’Artagnan, naiv, aber voller Elan, (Michael York) wird von seinem Vater nach Paris geschickt, um in die Reihen der Musketiere des Königs aufgenommen zu werden. Unterwegs geschehen ihm einige Missgeschicke. Schließlich hat er sich drei unterschiedliche Duelle bis zum Tod mit den Musketieren Athos (Oliver Reed), Porthos (Frank Finlay) und Aramis (Richard Chamberlain) eingehandelt. Zum Glück verdient er sich die Freundschaft der drei ungleichen Männer, die ihn nach dem Motto „Einer für alle, alle für einen!“ unter ihre Fittiche nehmen. In Folge verliebt sich D’Artagnan in Constance (Raquel Welch), die Frau seines Vermieters und Vertraute der Königin (Geraldine Chaplin). Durch Constances Vermittlung wird er so in den Kampf gegen eine Intrige gezogen, die Kardinal Richelieu (Heston) wider die Königin in Gang gesetzt hat. (Heston tritt sehr eindrucksvoll auf und legt Christoph Waltz, der sich demnächst an dem großen Kardinal versucht, einiges vor. Hier ist ein Bösewicht, so geübt in seinen Machenschaften, dass er eine Niederlage gelassen und ohne Schwierigkeiten wegstecken kann.)
    Ja, es ist kompliziert. Aber man kann die vielen Figuren und Verwicklungen auch als Ausdruck des Detailreichtums verstehen, der sich durch den gesamten Film zieht. Ausstattung und Schauplätze sind beeindruckend und strotzen geradezu vor Eindrücken des 17. Jahrhunderts – von der Dekadenz des Hofes bis zu schmutzigen Straßen und Wirtshäusern. So manche perfekt komponierte Einstellung erinnert an die großen Gemälde des Barocks.

    „Die drei Musketiere“ bemüht sich um Anschluss an die Atmosphäre von Dumas‘ Werk, bis in Bereiche, die von anderen Adaptionen ausgespart wurden – zum Beispiel die vielen sexuellen Anspielungen. Nicht zuletzt auch deswegen ist alles sehr humorvoll und selbstironisch erzählt. Absurde Situationen und Witz gehen oft schon in Slapstick über. Bei einer solchen Fülle an Pointen kann nicht jede treffen, manch ein Zuschauer ist vielleicht eher irritiert als amüsiert.

    Wenn alles zu Ende ist, bleibt man ein wenig unbefriedigt zurück. Von den angerissenen Konflikten ist nur ein Bruchteil gelöst und besonders weltbewegend war das Drama um die Juwelen der Königin auch nicht. Das liegt daran, weil zu diesem Zeitpunkt erst die Hälfte der Geschichte erzählt ist. Fortsetzung folgt in „Die vier Musketiere“ von 1974, in der es in gleicher Manier, nur etwas ernsthafter, weitergeht. Tatsächlich hat Lester alles in einem gedreht und dann in zwei Filmen veröffentlicht – ohne seine Schauspieler darüber zu informieren, die ihm prompt mit einer Klage antworteten.
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    14.12.2010
    10:55 Uhr