Forum zu I am Love

3 Einträge
3 Bewertungen
51.7% Bewertung
  • Bewertung

    Liebe geht durch den Magen

    Eine einfache, banale Geschichte wird so erzählt, dass alles auf einen finalen Höhepunkt hinausläuft. Anfangs gibt es viel Leerlauf im wahrsten Sinne des Wortes. Die Mitglieder der Industriellenfamilie Recchi laufen oft und schnell durch die Gänge ihres Palastes, viel Palaver kaschiert die Einsamkeit und innere Leere der Figuren. Langsam kristallisiert sich ein Pärchen heraus: die reife Emma (Tilda Swinton), Mutter von drei erwachsenen Kindern, verliebt sich in den viel jüngeren Antonio (Edoardo Gabbriellini), den Freund ihres Sohnes Edoardo (Flavio Parenti). Er ist Koch und weckt mit seinen Gerichten Emmas russische Vergangenheit und Lüste.
    Durch geschickte Schnitte eilen die Gedanken mit ihren Wünschen der Realität voraus. Emmas welker Körper erlebt einen zweiten Frühling und gebärdet sich recht wild. Edoardos Unfalltod bringt alles ans Tageslicht.
    Emma outet sich ihrem Ehemann gegenüber ‘Ich liebe Antonio!‘ Antwort ‘Du existierst nicht!‘.
    Jetzt dreht der Film erst richtig auf, erwacht wie aus einem Dornröschenschlaf.
    Die Handlung gerät in einen wilden Bilderstrudel ohne viele Worte. Die Kamera umkreist alle Recchis und lässt sie einzeln, stumm die Zuschauer anblicken, wobei sich Entsetzen, Freude und Fassungslosigkeit in ihren Gesichtern wiederspiegeln. Nur unterbrochen von Emmas Kofferpacken. Am Ende ist sie einfach weg. Dieser schwindelerregende Dreh ist mit einem Soundtrack unterlegt, in dem die Geigen nerv tötend gleichförmig zuckende Töne produzieren, die an akustische Folter grenzen. Es spiegelt aber gleichzeitig die Seelenpein aller Beteiligten und geht dauerhaft durch Mark und Bein. Es ist der krasse Gegensatz zum lauen, dahinplätschernden Anfang und ergibt so doch noch einen eindrucksvollen Film.
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    14.06.2015
    15:24 Uhr
  • Bewertung

    komisch

    komischer film.
    fand ihn durchwegs langweilig.
    da es ein limit von mind. 72 zeichen
    gibt, möcht ich noch ein paar worte
    dazuhängen. die sind aber nicht so
    wichtig.
    13.02.2011
    05:26 Uhr
  • Bewertung

    Io sono l’amore


    „Io sono l’amore“ (oder „I Am Love“) ist nicht nur der Titel des neuen Films des italienischen Regisseurs Luca Guadagnino, sondern auch eine Zeile der Arie „La mamma morta“ von Umberto Giordano, die im Film „Philadelphia“ eine zentrale Rolle spielt. Ein todkranker Tom Hanks rezitiert und übersetzt dort für seinen Anwalt (Denzel Washington) dieses, sein Lieblingsstück und bringt ihn damit völlig aus der Fassung.

    „I Am Love“ ist ein Film, der reich an Anspielungen und Zitaten ist. Auch das Grundmotiv ist nicht neu: Eine leidenschaftliche Frau, gefangen im goldenen Käfig. Die geborene Russin (Tilda Swinton) nutzt die Heirat mit einem italienischen Unternehmersohn, um ihrem Leben Perspektive und Zukunft zu geben. Sie nimmt den Namen Emma an, wird zur Italienerin und Hausherrin. Sie zieht Kinder groß und erfüllt ihre Pflichten als Ehefrau. Doch als ihr Schwiegervater stirbt und das Erbe an ihren Mann Tancredi und überraschenderweise auch an einen ihrer Söhne, Edo, übergeht, beginnt die Fassade zu bröckeln. Tancredi und Edo verfolgen unterschiedliche Ziele bei der Führung der Firma, Emmas Tochter Betta verrät ein Geheimnis und Emma erkennt, dass sie ihrer Hausangestellten Ida (in einer stillen Rolle überzeugend: Maria Paiato) mittlerweile näher steht als ihrem Ehemann. Und schließlich erscheint der Koch Antonio auf der Bildfläche.

    Die Symbolik von „I Am Love“ ist manches Mal ziemlich aufdringlich und platt – Tauben sind in einem Turm gefangen wie Emma in ihrem Domizil, das Essen von Scampi wird wie ein Liebesakt inszeniert – im Laufe der Handlung begegnet man mehreren Klischees. Gründe, um eine kritische Distanz anzunehmen. Doch das geschieht erstaunlicherweise nicht. Im Gegenteil: mit fortschreitender Handlung wird der Zuseher mehr und mehr in den Bann der Geschichte gezogen und das liegt vor allem an den komplexen Charakteren und den hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Allen voran der von Tilda Swinton, die ähnlich polylingual wie Christoph Waltz in „Inglorious Basterds“ auftritt: als Emma spricht sie fließend Italienisch und Russisch, ironischerweise aber kein Englisch. Swinton, die selbst jahrelang beim Entstehen dieses Projektes mitgewirkt hat, ist die Rolle auf den Leib geschrieben, sie verkörpert Emmas elegant-anmutige Seite ebenso glaubwürdig wie deren animalische Züge. Neben Swinton fällt besonders Marisa Berenson als Schwiegermutter auf, die ihr Leben lang gelernt hat, hoch erhobenen Hauptes Opfer für ihren Status zu bringen. Auch Flavio Parenti verkörpert die Ratlosigkeit und Unsicherheit des feinfühligen Edo gekonnt. Edo und Emma sprechen miteinander immer russisch, die Sprache ist Ausdruck ihrer Verbundenheit und Intimität, letztlich aber auch die Sprache, mit der sie sich gegenseitig am meisten verletzen können.

    „I Am Love“ ist ein hochästhetischer Film, der zuweilen etwas zu dick aufträgt, den Zuseher aber vor allem aufgrund seiner Protagonisten absolut für sich einnehmen kann.
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    03.02.2011
    09:13 Uhr